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Phantastische neue Arbeitswelt! Bilder zu Medienberichten über das Home Office entführen den Betrachter gerne in die Hängematte, aufs Kuschelbett oder in die Sofa-Lounge. Steht tatsächlich mal ein Schreibtisch im Bild, dann mit Vorliebe als Fußablage für den entspannten Freizeit-Deutschen im Schlabberlook. Dabei hat sich längst herumgesprochen, dass das Büro in den eigenen vier Wänden nicht immer die ideale Voraussetzung ist, um Arbeit, Familie und Haushalt auf einen Nenner zu bringen – nicht für jeden und jede Art von Arbeit. Der aktuelle AOK-Fehlzeiten-Report leuchtet jetzt einen bisher eher vernachlässigten Aspekt aus: Home Office kann der Gesundheit schaden.
Immerhin rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten hierzulande außerhalb ihrer Unternehmensräume, davon die Hälfte zu Hause. Der Studie liegen die Ergebnisse einer Befragung von 2.000 Beschäftigten zwischen 16 und 65 Jahren zugrunde. Die meisten von ihnen kombinieren Homeoffice und Bürotätigkeit, einige sind ausschließlich auf die eine oder andere Weise tätig. Die Befragung ergab:
Ein Ergebnis, das auf den ersten Blick verwundert. Denn dieselbe Befragung förderte auch eine hohe Arbeitszufriedenheit der Home-Office-Beschäftigten zutage: Mehr als zwei Drittel (67,3 %) sagten, dass sie zu Hause ein größeres Pensum bewältigen, drei Viertel (73,2 %) nannten eine höhere Konzentrationsfähigkeit als im Firmenbüro. Außerdem hatten die Beschäftigten im Home Office geringere Fehlzeiten (7,7 vs. 11,9 Tage). „Im Homeoffice lassen sich die Arbeitszeiten passgenauer einteilen. Unter Umständen arbeiten die Menschen im Krankheitsfall weniger und holen die verlorene Arbeitszeit dann nach“, erläutert Helmut Schröder, Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports.
Die Ursache der trotz hoher Wertschätzung fürs Home Office größeren persönlichen Belastungen könnte in den verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben liegen. „Damit wächst das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpfen“, begründet Schröder. Ergebnisse der Umfrage stützen diesen Hinweis:
Die Praxis des Home Office basiert wesentlich auf der Digitalisierung und wird darum künftig weiter zunehmen. Ob sich dadurch „gesundheitsförderliche oder gesundheitsschädigende Effekte ergeben, ist wesentlich von der konkreten Gestaltung der Arbeit abhängig und von den digitalen Kompetenzen der Menschen", meint Antje Ducki, Mitherausgeberin der Studie. „Auch wenn die Digitalisierung mit Möglichkeiten verbunden ist, die von den Beschäftigten selbst gewünscht werden, muss sich die Technik, die an 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung steht, den Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anpassen.“
Weiterbildung sowie Neu- und Nachqualifizierung stellen damit wichtige Weichen, wie die Beschäftigten mit neuen Arbeitsformen und Technologien zurechtkommen. Zusätzliche Unterstützung kann das Betriebliche Gesundheitsmanagement geben. Der Fehlzeiten-Report verweist in diesem Zusammenhang auf das Onlineprogramm „Gesund führen“ (www.aok-gesundfuehren.de), das Führungskräften differenzierten Rat zur gesundheitsfördernden Mitarbeiterführung gibt. Außerdem sollte ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mobil arbeitender Beschäftigter mit ihren Führungskräften stattfinden, damit Schwierigkeiten rechtzeitig im Management bewusst werden. Dem ist nichts hinzuzufügen: Solche Maßnahmen sind nichts anderes als Mitarbeiterpflege in der digitalisierten Arbeitswelt in Zeiten des Fachkräftemangels.
Fehlzeiten-Report 2019
Bernhard Badura / Antje Ducki / Helmut Schröder / Joachim Klose / Markus Meyer (Hrsg.). Schwerpunkt: Digitalisierung - gesundes Arbeiten ermöglichen. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2019, 803 S.
ISBN: 978-3-662-59043-0 (broschiert) 978-3-662-59044-7 (eBook)
http://wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/fehlzeiten-report/2019/
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