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Mathe, Bio und Deutsch stehen landauf, landab auf jedem Unterrichtsplan. In einigen Schulen kommt noch ein ziemlich seltenes Fach hinzu: An der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe heißt es „L.E.B.E.N“, an der Oldenburger Gesamtschule Kreyenbrück „Lernen durch Engagement“, an der Regenbogenschule in Stolberg „sozialgenial AG“. Hinter diesen Bezeichnungen steht eine einzigartige Idee. Sie verbindet schulisches Lernen und bürgerschaftliches Engagement. Statt Büffeln heißt es Mitmachen, statt Noten gibt es soziale Anerkennung. Im besten Fall kommt noch ein krönender Preis hinzu. Den erhielten kürzlich fünf Schulen, die an dem Service-Learning-Wettbewerb der Stiftung Aktive Bürgerschaft teilgenommen hatten.
Service Learning – das klingt nach Fortbildung für Dienstleister, ist jedoch ein Bildungskonzept, das eine Brücke zwischen Schule und gesellschaftlichem Engagement schlägt. Aus den USA kommend, findet es auch hierzulande zunehmend Eingang in die pädagogische Projektarbeit: Junge Menschen engagieren sich in ihrem sozialen Umfeld, arbeiten die Erfahrungen im Unterricht auf und setzen sich daher motiviert für ihr eigenes schulisches Fortkommen ein.
„Service Learning fördert sowohl Bildung als auch Bürgerengagement und Demokratieverständnis“, erläutert die Stiftung Aktive Bürgerschaft. 2009 ging es in NRW mit der Initiative „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ los. Bis heute haben sich 600 Schulen mit 2.000 selbst entwickelten Projekten beteiligt. „sozialgenial“ wird von der DZ BANK AG und weiteren Genossenschaftsbanken gefördert. Mit den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hessen bestehen Kooperationsverträge.
In diesem Jahr haben sich 35 Schulen beworben. Alle allgemein- und berufsbildenden Schulen der Sekundarstufen I und II konnten an dem Wettbewerb teilnehmen. Hier sind die fünf Gewinnerschulen mit ihren Projekten:
Die zahlreichen „sozialgenial“-Projekte haben gemeinsame Strukturmerkmale. Das beginnt mit dem bunten Spektrum der Aktivitäten, so dass jeder Schüler mit seinen Talenten gefragt ist. Der Löwenanteil liegt im sozialen Bereich, bei Umwelt, Sport und Kultur.
Charakteristisch ist die enge Verknüpfung von Lernen und Engagement. Die Aktivitäten der Schüler werden im Unterricht geplant, reflektiert und vertieft. Dreh- und Angelpunkt ist die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, etwa örtlichen Vereinen, Firmen, dem Altenheim, der Stadtverwaltung. Alle Projekte sind auf langfristiges, bis zu zwei Schuljahre laufendes Engagement angelegt. Dazu trägt ihre curriculare Verankerung als Wahlpflichtfach im Ergänzungsunterricht oder als regelmäßige Arbeitsgruppe bei.
Welchen Einfluss hat dieses Bildungskonzept auf Lernen und Engagement der Schüler? Antworten gibt die „Wirkungsstudie Service Learning“ der Universitäten Oldenburg und Duisburg für die Stiftung Aktive Bürgerschaft. Sie ermittelte bei den Schülern ein hohes Maß an Freiwilligkeit (76 %) und Mitbestimmung (70 %) als wesentliches Motiv. Zwei Drittel der Schüler hatten erstmals Engagement-Erfahrungen gemacht.
Die Auswertung sämtlicher Daten fasst die Studie so zusammen: „Service Learning wirkt positiv (...) auf Einstellungen zum Bürgerengagement wie Empathie und Sensibilität. Es verbessert das selbstgesteuerte Lernen und führt zu einem Anstieg der Selbstwirksamkeit bei den Schülerinnen und Schülern.“ Bei derart guten Noten fragt sich nur, warum Schule nicht viel öfter „sozialgenial“ ist...
Weitere Informationen:
www.aktive-buergerschaft.de/service_learning
Einen informativen Überblick über die Studie Service Learning und ihre Erkenntnisse liefert die kostenlose Broschüre „Wirkungsstudie Service Learning“ der Stiftung Aktive Bürgerschaft (24 Seiten).
Studien:
Karsten Speck / Oxana Ivanova-Chessex / Carmen Wulf: Service Learning an Schulen. Forschungsbericht über eine repräsentative Befragung von Schülern aus sozialgenial-Schulprojekten in RW, Oldenburg 2013
Ullrich Bauer / Stephan Drucks: Gelingensbedingungen von Service Learning an Schulen. Forschungsbericht zu den Fallstudien über sozialgenial-Schulprojekte, Essen 2013
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