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Mehr Einwohner, Wohnraumverknappung und Mietanstieg in den Ballungsräumen – eine Entwicklung mit Konfliktstoff. Vor allem in großen und mittleren Städten droht eine soziale Polarisierung mit Problembezirken und dem Nebeneinander urbaner Parallelgesellschaften. Hier setzt eine neue Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) an: Sie untersucht Möglichkeiten der erfolgreichen Beteiligung von Zugewanderten an der Stadt- und Quartiersentwicklung.
Bürgerbeteiligung ist das A und O einer vitalen Stadt. Sie lebt im dichten Netz alltäglichen Miteinanders: von der Nachbarschaft über die Quartiersgestaltung bis zum Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt vor Ort. Das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ weist diesen Teilhabeaspekten bei der Entwicklung benachteiligter Wohnviertel einen hohen Stellenwert zu. Zugewanderte – mit eigener oder familiärer Migrationsbiografie – sind dabei deutlich unterrepräsentiert. Das muss sich ändern, legt die Studie nahe: Die gezielte Einbeziehung dieses Personenkreises in kommunale Entscheidungsprozesse und der erleichterte Zugang zu Integrations-, Beratungs- und Bildungsangeboten gilt den Autoren als Grundvoraussetzung erfolgreicher Integration.
Die Untersuchung thematisiert acht Fallbeispiele der Quartiersentwicklung im Rahmen des Städtebauförderprojekts „Soziale Stadt“.* Welche Erfahrungen liegen vor, welche Wege zu mehr Beteiligung werden erprobt? Die Beispielsammlung umfasst so unterschiedliche Problemviertel wie Köln-Mülheim (42.000 Einwohner / 49 % Migranten), Berlin-Moabit (22.000 / 50 %) und Stuttgart-Hallschlag (7.200 / 71 %). Die Vielzahl der Hemmnisse und Möglichkeiten speisen sich aus den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort und sollen hier nicht vertieft werden.
Alle Fallbeispiele münden in die zentrale Erkenntnis der Studie: „Menschen mit Migrationshintergrund gleichberechtigt in die Quartiersentwicklung einzubeziehen ist ein zentrales Aufgabenfeld vor Ort.“ Jedes Quartier weist seine ganz eigene Struktur und Problemlage auf, Patentrezepte gibt es nicht. Aus dieser Notwendigkeit ergeben sich einige Leitlinien zur Gestaltung des Quartiers als Gemeinwesen.
Erfolgreiche Teilhabeförderung muss sich tief in die Charakteristika des jeweiligen Problemviertels einarbeiten, bleibt aber immer Chefsache und gesamtstädtische Aufgabe, sind die Studienautoren überzeugt. Sozialraumorientiertes Handeln verlangt ressortübergreifende Zusammenarbeit quer zum herkömmlichen Verwaltungshandeln, flankiert von interkultureller Kompetenz der Mitarbeiter. Entscheidend ist die Finanzierung: In den Quartieren der Sozialen Stadt wurden und werden beispielgebende Projektansätze entwickelt und per Anschubfinanzierung auf den Weg gebracht. Den Verantwortlichen in den Kommunen muss es ein hohes Anliegen sein, erfolgreiche Projekte in die Regelfinanzierung zu überführen. Vielerorts bewährt haben sich bereits interkulturell ausgerichtete Sporteinrichtungen, Nachbarschaftszentren und Gemeinschaftsgärten.
* Die Quartiere sind: Berlin, Moabit-West; Bobingen, Bobingen-Nord; Köln, Mülheim; Erfurt, Magdeburger Allee; Osterholz-Scharmbeck, Mozart-/Drosselstraße; Schwerin, Neu Zippendorf/Mueßer Holz; Stuttgart, Hallschlag; Wetzlar, Niedergirmes.
Zukunft im Quartier gestalten – Beteiligung für Zuwanderer verbessern. Hrsg.: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Sonderveröffentlichung, Bonn, Juni 2017, 34 Seiten.
Die Studie entstand im Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
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