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„Wer in die Zukunft reisen will, sollte nach Suhl fahren“ – dieser etwas boshafte Spruch erhält durch aktuelle Zahlen des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) neue Bestätigung: Von allen Regionen Deutschlands altert das thüringische Städtchen am schnellsten und ist mit einem Durchschnittsalter von 50,3 Jahren derzeit der älteste Ort Deutschlands. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter in Deutschland liegt bei 44,2 Jahren. Demografen prognostizieren, dass im Jahr 2030 im Schnitt mehr als die Hälfte der Deutschen älter als 48,1 Jahre sein wird – vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt (beide 53 Jahre) und Mecklenburg-Vorpommern (52,6). Viele Großstädte erleben dagegen eine Verjüngungskur.
Maßgeblich dafür sind junge Zuwanderer und Inländer, die für Studium oder Job in die Stadt ziehen. So ist Heidelberg derzeit die jüngste Stadt (40,1 Jahre), Frankfurt am Main (40,6 Jahre) verjüngt sich von allen Regionen am schnellsten.
Für die Studie haben die IW-Ökonomen 71 kreisfreie Großstädte und 330 Kreise untersucht. „Ursprünglich war die Bevölkerung in den Großstädten älter, da vor allem kinderreiche Familien häufiger auf dem Land wohnten“, so die Studienautoren. Das hat sich mittlerweile umgekehrt: Seit 2006 ist das Durchschnittsalter in den kreisfreien Großstädten niedriger als in den anderen Regionen des Landes. Seit 2014 wachsen die Großstädte vor allem durch Zuwanderung aus dem Ausland: „Insgesamt hat Deutschland in den Jahren 2012 bis 2016 im Saldo jährlich 643.000 ausländische Einwohner hinzugewonnen – wovon 42 Prozent in die kreisfreien Großstädte zogen.“
Während junge Deutsche und Ausländer zum Studieren oder Arbeiten in die Städte kommen, zieht es wohnungssuchende Familien immer häufiger ins Umland, wo Wohnfläche weniger kostet. Ein Beispiel dafür ist die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg: Weil Wohnungen dort zunehmend knapp und teuer sind, erweitert sich die Nachfrage weit über das Umland von Berlin hinaus, stellen Forscher des Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) fest: Dabei geht es um die Städte in der sogenannten „zweiten Reihe“, die sich wie Eberswalde oder Brandenburg/Havel (47,8) außerhalb des klassischen Speckgürtels befinden. Sie erleben gerade ein gesteigertes Interesse von Immobilieninvestoren in der Innenstadt.
Für eher abgehängte Regionen und Kommunen gilt: Antworten auf die unterschiedlichen Entwicklungen müssen vor Ort gefunden werden. Aktuelle Beispiele gibt es einige, wie eine Recherche ergibt.
Zurück zum Städtchen Suhl: Laut Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung soll es auch im Jahr 2030 der älteste Fleck Deutschlands sein – mit fast 56 Jahren im Durchschnitt. Was nicht heißt, dass sich dort nicht gut leben lässt: Bei einem Regionalranking 2016 der IW Consult, einer Tochterfirma des IW in Köln, wurden Niveau und Entwicklung der sozioökonomischen Lage von rund 400 deutschen Städten und Landkreisen verglichen. Suhl lag hier auf Platz 117 und war damit die Stadt, die in Thüringen die höchste Lebensqualität bietet.
Ralph Henger / Christian Oberst, Alterung der Gesellschaft im Stadt-Land Vergleich, IW-Kurzbericht 16/2019, Hg.: Institut der Deutschen Wirtschaft, 3 Seiten, Download
IW-Kurzbericht 20/2019: Wohnungsmangel – die neue Stadtflucht, Download
Anker im ländlichen Raum? Raumwissenschaftliches Kolloquium diskutiert, wie Klein- und Mittelstädte strukturschwache Räume stärken können, März 2019, Zusammenfassung
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