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Seit 2004 zeichnet die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen zum Ende des Jahres zehn aktuelle Sachbücher aus, die sie als besonders lohnenswerte Diskussionsgrundlage für zukunftsweisende Debatten einstuft. Damit würdigt sie Arbeiten, die gesellschaftliche Entwicklungen kritisch reflektieren und neue Zukunftsperspektiven eröffnen. Seit 2018 erstellt sie die Bestenliste in Zusammenarbeit mit changeX, einem Online-Medium für Zukunftsideen. Diesmal fiel die Wahl auf folgende Zukunftsbücher:
Armin Nassehi geht den allgegenwärtigen Krisen auf den Grund. Seine These ist, dass die Strukturen und die Form der Gesellschaft sich selbst überfordern. Diese Überforderung ist jedoch Problem und Lösung zugleich. Sie kann die Basis für Lösungsperspektiven sein, so der Soziologe in diesem inspirierenden Buch.
Trauen wir uns, die Aufmerksamkeitsautobahnen des Datenkapitalismus zu verlassen? Jenny Odell zeigt, wie das gelingen könnte: über ein „Nichts tun“, das sich dem permanenten Zwang zur Produktivität entzieht und den Zugang zu einer geschärften Aufmerksamkeit erschließt. Einer Aufmerksamkeit, die Kontext wiedergewinnt, indem sie sich auf die Zusammenhänge richtet. Ein im besten Sinne inspirierendes Buch, das sich ganz authentisch keinem Genre zuordnen will.
Die Ur- und Frühhistorikerin ergänzt moderne Debatten zum Feminismus mit einem historischen Zugang, der reproduzierte Geschlechternarrative dekonstruiert und als Mythos entlarvt. Patou-Mathis zeigt, wie die unterstellte Minderwertigkeit der Frau zu einer allgemein akzeptierten Vorstellung wurde. Eine spannende Herangehensweise. Und ein augenöffnendes Buch.
Wie lässt sich Zukunftskompetenz im Bildungssystem verankern? Margret Rasfeld präsentiert eine Bildungsinnovation mit Anstoßwirkung: ein Frei Day, der Freiräume eröffnet, in denen ein anderes Lernen erprobt werden kann. Als Einstieg in eine Bildungstransformation.
Ein äußerst inspirierender, reich bebilderter Band, der zeigt, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte, wenn eine vorausschauende und nicht allein an kommerziellen Verwertungsinteressen ausgerichtete Stadtplanung am Werk ist.
In einer Zeit, in der der Technikglaube allgegenwärtig ist, ist dieses Buch eine Wohltat. Die Ausführungen gehen an die Substanz von technischem Fortschritt und rühren an philosophische Grundfragen der Menschheit. Eine Erinnerung an die Menschlichkeit, die uns so unbestreitbar von Maschinen unterscheidet.
Der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft transformiert auch den Leistungsbegriff: Statt Normerfüllung bedeute Leistung heute, originelle, unverwechselbare Lösungen zu kreieren, sagt Wolf Lotter. Und appelliert, die damit verbundene Anstrengung auf sich zu nehmen. Denn: „Wo keine Anstrengung ist, ist keine Zukunft.“
Es sei falsch, Globalisierung mit porösen oder gar verschwindenden Grenzen zu assoziieren oder gleichzusetzen, sagt der Autor. Sie sei vielmehr als komplexer, in sich auch widersprüchlicher Prozess zu fassen, der Öffnung und Schließung gleichermaßen einschließt. Dabei wird die Grenze zur Sortiermaschine, die Menschen den Übertritt gestattet oder verweigert. Es entstehe eine globale Hierarchie der Ungleichheit, so Mau. Brennend aktuell.
Was würde passieren, wenn wir plötzlich alle unseren Konsum radikal herunterfahren würden? Welchen Einfluss hätte dies auf die Wirtschaft, unsere Arbeit, unser Leben und unser Denken? Ein Plädoyer, mit dem Weltretten beim eigenen Konsum zu beginnen. Und einfallsreich mit weniger auszukommen.
Die Klimaaktivistin macht deutlich, wie stark der Klimawandel schon jetzt die Lebensgrundlagen der Menschen in Afrika zerstört. Und fordert, dass im Kampf gegen die Klimakrise alle Stimmen gehört werden müssen.
Quelle: Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, pro zukunft 2022/1 und die Zukunftsbücher 2021
Mehr Infos zum Magazin pro zukunft & Leseprobe: https://prozukunft.org
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Susanne Bauer
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