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Was wäre die Welt ohne Genossenschaften, Sharing Economy und Open-Source-Bewegung? Allesamt gemeinwohlorientierte Errungenschaften, die einen gesellschaftlichen Bedarf aufgreifen und ungewöhnliche Lösungen finden. Sie folgen keiner Renditelogik, müssen aber wirtschaftlich arbeiten und stehen für ein Unternehmertum, das nachhaltige soziale Innovationen für die Allgemeinheit anstößt. Größte Barriere ist die Kapitalbeschaffung – bei dieser Form des Wirtschaftens folgen Gründung, Wachstum und Skalierung einem besonderen Muster. Hier knüpft eine Studie der Universität Heidelberg an und untersucht Instrumente zur Finanzierung sozialer Innovationen. Dabei fließen auch Erfahrungen aus dem Ausland ein.
„Aktuell sind in Deutschland nicht nur zu wenig finanzielle Mittel für die Akteure sozialer Innovationen, z. B. Sozialunternehmen, verfügbar, sondern diese gehen auch oft an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbei. Zeitgleich ist die Mobilisierung sowohl von öffentlichem als auch von privatem Kapital zu gering“, fasst die gemeinsame Studie des Centrums für Soziale Investitionen und Innovationen (CSI) und des Social Entrepreneurship Network Deutschland (SEND) zusammen. Eine Branchenerhebung listet die Probleme auf: 90 Prozent der Sozialunternehmen hierzulande leiden unter mangelnder Frühphasen- und Wachstumsförderung, einem erschwerten Zugang zu staatlichen Zuschüssen und Darlehen sowie unter fehlenden langfristigen stillen Beteiligungen.
Tiefgreifende Herausforderungen wie demografischer Wandel, klimafreundlicher Wirtschaftsumbau und Digitalisierung verlangen nicht nur administrative Vorgaben und technische Lösungen, sondern typischerweise auch soziale Innovationen. Diese sind Impulsgeber für eine gemeinwohl- und zukunftsorientierte Marktwirtschaft, lässt die Studie wissen. Dazu braucht es eine speziell auf Sozialunternehmen und Start-ups zugeschnittene Finanzarchitektur, die sich von den Kriterien klassischen Wagniskapitals unterscheidet. Zentrale Aspekte sind:
Der Staat ist gefragt, die politischen Voraussetzungen für eine breite soziale Innovationsbereitschaft zu schaffen, fordern die Autor*innen. Dazu werden acht Stellschrauben einer „durchdachten Finanzarchitektur“ beschrieben, die auch privates Kapital mobilisiert. Dazu zählen zum Beispiel steuerliche Anreize oder Impact-Prämien. Überdies könnten bundes- oder ländereigene Förderbanken Ausfallgarantien und Co-Investments zugunsten privater Investoren bereitstellen. Eine weitere Empfehlung betrifft das Community-Investment: Nach dem Crowd-Funding-Prinzip soll es Bürger motivieren, in vertrauenswürdige Projekte in ihrer Nachbarschaft zu investieren. Kommunen stellen idealerweise Community-Bonds bereit und fungieren als Co-Investoren. Schließlich kann die Politik das öffentliche Beschaffungswesen enger an den Zielen von innovativen Unternehmen ausrichten. Eine weiterer Vorschlag betrifft den erleichterten Zugang zu niedrigverzinsten KfW-Gründerkrediten nicht nur wie üblich für kommerzielle Start-ups, sondern auch für soziale und ökologische Pionierunternehmen.
Den Abschluss der Studie bildet der Blick ins Ausland. Beispiele erfolgreich entwickelter Finanzinstrumente sollten hierzulande als Best Practice dienen, empfiehlt die Untersuchung.
Eine perfekte Lösung zur Finanzierung erkannter Herausforderungen gibt es nicht. Doch vor dem konstruktiven Herangehen liegt die Erkenntnis der Komplexität sozialer Innovationsprozesse und ihrer Implementierung. Die Studienautor*innen sind überzeugt, ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgelegt zu haben, „welches ein hohes Wirkungspotenzial birgt und gleichzeitig realistisch umgesetzt werden kann.“
Gorgi Krlev / Sina Sauer / Katharina Scharpe, u. a.,Finanzierung von Sozialen Innovationen – Internationale Vergleichsstudie. Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI), Universität Heidelberg & Social Entrepreneurship Network Deutschland e.V. (SEND), Heidelberg 2021, 35 Seiten
www.send-ev.de/wp-content/uploads/2021/10/Finanzierung_Sozialer_Innovationen.pdf
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