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Eine Firma ohne Chef, in der kleine Teams entscheiden. Alle Beschäftigten verdienen das Gleiche, abhängig vom selbstbestimmten Stundenumfang. Und die interessantesten Fehler werden mit dem „Failure Award“ ausgezeichnet – nur in einer Kultur des Vertrauens gedeiht der Mut zum Experiment, sind die Mitarbeitenden überzeugt. Was nach Wunschkonzert klingt, ist für die Berliner Innovationsagentur Dark Horse einträglicher Alltag – Firmen wie SAP, Lufthansa und Deutsche Bahn zählen zu ihren Kunden. Das Unternehmen lebt New Work, eine sich ausbreitende Form der Arbeitsorganisation mit vielen Varianten. Ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördertes gleichnamiges Projekt analysiert die Erfolgsfaktoren.
Details lassen sich dem vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) erstellten Report entnehmen. Er zeichnet die aktuelle Diskussion um New Work nach und stellt vielversprechende Best Practice-Beispiele aus der deutschen Unternehmenslandschaft vor. „Man muss nicht immer ins Silicon Valley pilgern, um übertragbare Beispiele kennenzulernen“, kommentiert Projektleiterin Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO das Vorhaben.
New Work, das klingt visionär und eindeutig zugleich. Tatsächlich handelt es sich um einen schillernden Begriff. Das ursprüngliche Konzept wurde vom US-Philosophen Frithjof Bergmann in den 1980er-Jahren formuliert. Es sah eine Dreiteilung der Erwerbsarbeit vor: in Lohnarbeit, Arbeit zur Selbstversorgung und in Arbeit, welche die Beschäftigten „wirklich, wirklich wollen“ (http://newwork.global/deutsch/). Dieses letzte Drittel, die von den Zwängen der Existenzsicherung befreite Arbeit, steht für die tiefe menschliche Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Teilhabe an der Gemeinschaft.
Viele Konferenzen, Studien und Fallbeispiele später zeigt sich New Work als ein erheblich komplexeres System betrieblicher Arbeitsorganisation. Für die Studienautoren beruht es auf dem Strukturwandel infolge der digitalen Transformation und zielt auf die hochgradige Flexibilisierung von Arbeitsorten, -zeiten und -inhalten. Damit einher gehen neue Team- und Führungskonzepte. A und O für das Gelingen von New Work ist die persönliche Fähigkeit zur Selbstorganisation. Das Bedürfnis nach Autonomie, Beteiligung und Sinnstiftung treibt New Work an, muss sich aber in spannungsvoller Konkurrenz zur optimalen Kundenorientierung behaupten.
Der Report geht zentralen Erfolgsfaktoren von New Work in unterschiedlichen Branchen nach. Wege gelungener, aber nicht immer schon perfekter Umsetzung werden anhand von 16 Fallbeispielen deutlich: etwa zur flexiblen Schichtplanung in einer familiengeführten Bäckerei, zur kundenorientierten Prozessverbesserung bei einem weltweit tätigen Bauzulieferer, zum Jobsharing von Führungskräften (BASF) und zum lebenszeitbezogenen Personalmanagement in der Verwaltung (AOK). Die oben erwähnte Agentur Dark Horse firmiert als New-Work-Beispiel zum Thema Sinnstiftung und Partizipation.
Abschließend kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass New Work mehr Chancen als Probleme mit sich bringe, allerdings ein permanentes Change Management erfordere, bei dem sich „alle Beteiligten dauerhaft aus der Komfortzone“ des Überkommenen herausbewegen müssten. „Das bedeutet aber ganz klar: Die Arbeit an der Organisation wird größeren Aufwand bedeuten und nichts sein, das alle zehn Jahre einmal auf die Agenda kommt.“
Josefine Hofmann / Alexander Piele / Christian Piele, New Work, Best Practice und Zukunftsmodelle: Arbeit von morgen heute gestalten, Hg.: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart 2019, 118 Seiten, Download
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