Suche
Zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre gehört die Demenz. In Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen davon betroffen.Bis zum Jahr 2050 könnte diese Zahl laut auf bis zu 2,8 Millionen ansteigen. Umso wichtiger sind wirksame Interventionen, die nicht nur die Lebensqualität vom Menschen mit Demenz verbessern, sondern zugleich die Lebenssituation von Angehörigen erleichtern. Ein Forschungsbericht des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn hat die psychosozialen Aspekte der Versorgung in den Mittelpunkt gestellt. Die Erkenntnisse dienen dazu, entsprechende Maßnahmen effektiv zu planen und umzusetzen.
Mit einem geschätzten Anteil von 60 bis 65 Prozent ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form einer irreversiblen (unumkehrbaren) Demenz. Es folgen die gefäßbedingten (vaskulären) Demenzen mit circa 20 bis 30 Prozent und eine Kombination beider Erkrankungen mit etwa 15 Prozent. Andere Demenzformen finden sich bei etwa fünf bis 15 Prozent der Erkrankten, wie das Bundesgesundheitsministerium erklärt.
Die Frage des richtigen Umgangs mit den unterschiedlichen Formen der Demenz wurde über lange Zeit vorrangig durch eine medizinisch-pflegerische Perspektive dominiert. Maßnahmen, die sich an der Lebenswelt von Menschen mit Demenz orientieren, wurden unterschätzt. Das hat sich geändert: In den letzten Jahren kommen vermehrt psychosoziale Ansätze zum Einsatz, die von einem ganzheitlichen Verständnis geprägt sind. Sie zeigen, dass die Betroffenen nicht mehr länger eindimensional wahrgenommen werden. Diesen Paradigmenwechsel unterstützt auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und unterstreicht, dass Menschen mit Demenz nicht auf ihre Diagnose reduziert werden möchten. „Sie verfügen über Fähigkeiten, wollen selbstbestimmt leben, wollen mit einbezogen werden, wollen sich aktiv einbringen“, erklärt die Selbsthilfeorganisation.
Was bislang fehlte, waren konkrete Erkenntnisse darüber, wie sich psychosoziale Faktoren und entsprechende Interventionen auf die Erfahrung, die Bewältigung und den Krankheitsverlauf auswirken. Mit dem aktuellen Bericht der Arbeitsgruppe “Psychosoziale Epidemiologie und Public Health” will das DZNE dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen. Die Finanzierung des Vorhabens übernahm das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen der „Nationalen Demenzstrategie“.
Im Rahmen von leitfadengestützten Fokusgruppeninterviews wurden Angehörige von Menschen mit Demenz, ehrenamtliche Helfer*innen sowie Fachkräfte aus den Bereichen „Behandlung und Versorgung“ nach ihrem Erleben und ihren (Alltags-)Erfahrungen befragt. Das so gewonnene Wissen kann Aufschluss darüber geben, welche Ressourcen, Herausforderungen und Bedarfe bei der Umsetzung psychosozialer berücksichtigt werden müssen.
Die in den Fokusgruppen diskutierten Interventionen reichen von körperlichen Aktivierungsangeboten über tiertherapeutische Maßnahmen und kulturelle Angebote, wie der Besuch einer Ausstellung, bis hin zu haushaltsnahen Tätigkeiten und dem Ausüben von Hobbies.
Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Sprecher des DZNE-Standorts Rostock/Greifswald, fasst zusammen: „Die intensiven Diskussionen mit den Studienteilnehmenden bestätigen, dass psychosoziale Faktoren eine hohe Bedeutung haben – sowohl für die Lebensqualität als auch für die Autonomie und die soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz.“
Studienkoordinatorin Dr. Francisca S. Rodriguez ergänzt: „Ein zusprechendes, anerkennendes und liebevolles soziales Umfeld kann die positiven Auswirkungen psychosozialer Maßnahmen noch zusätzlich verstärken“.
Eine zentrale Erkenntnis des Forschungsberichts lautet, dass psychosoziale Maßnahmen immer personenzentriert umgesetzt werden sollten. Entscheidet seien biografische Prägungen, persönliche Interessen und die verbliebenen Fähigkeiten der einzelnen Person, unterstreichen die Autor*innen.
Zugleich sind Empathie, Flexibilität und Offenheit für neue Wege gefragt, wenn sich die Bedürfnisse und das Verhalten von Menschen mit Demenz verändern.
Moniert werden eine unverhältnismäßige Bürokratie sowie fehlende rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen. Als weitere Hürden gelten ein Mangel an qualifiziertem Personal sowie unzureichende Transportmöglichkeiten zu den Angeboten.
Zusammengefasst empfehlen die Forschenden:
Weitere Informationen:
https://www.deutsche-alzheimer.de/mit-demenz-leben/erfahrungen-von-menschen-mit-demenz
Gemeinsam sozial wirksam
Dr. Herbert Günther: Der Gesundheitsunternehmer
Nachhaltigkeit
Genossenschaften als Treiber der Energiewende
Gesundheit
Psychosoziale Maßnahmen für Menschen mit Demenz
Gesundheit
Raumfaktoren von Einsamkeit und Isolation
Buchempfehlung
Die orange Pille. Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
Konrad-Adenauer-Ufer 85
50668 Köln
T 0221 97356-237
F 0221 97356-477
E-Mail