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Die Heimwerker-Akademie lehrt auf Youtube, zum IT-Kurs geht’s ins Webinar und die Schüler-Lerngruppe trifft sich bei Whatsapp: Smartphone und Laptop revolutionieren das Lernverhalten. Wissenserwerb und Weiterbildung vollziehen sich zunehmend über das Internet. Der „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann Stiftung klärt, wer genau das Angebot nutzt und wie gut die Bildungsträger auf die Anforderungen vorbereitet sind. Dem letzten Beitrag der fünfteiligen Studienreihe zur Zukunft des Lernens liegen eine repräsentative Erhebung sowie die Befragung von 530 Nutzern und Dozenten von Weiterbildungseinrichtungen und von externen Experten zugrunde.
Niemand bestreitet heutzutage die Notwendigkeit lebenslangen Lernens. Und doch wartet die Studie gleich zu Beginn mit einer Überraschung auf: Nicht einmal die Hälfte der Deutschen (46 %) nutzt das Internet zur Weiterbildung. Dazu zählen sowohl das Lernen in Kursen und Schulungen als auch der beiläufige Wissenserwerb im Alltag. Angesichts des Siegeszugs mobiler Endgeräte hatten die Autoren wohl ein besseres Ergebnis erwartet. Allerdings bezieht der Monitor nicht nur Internetnutzer ein, sondern bildet einen repräsentativen Bevölkerungsdurchschnitt ohne Schüler, Hochschüler und Auszubildende ab. Diese besonders internetaffinen Gruppierungen wurden bereits in früheren Untersuchungen befragt.
Digitale Weiterbildung findet bei 80 Prozent der Befragten in der Freizeit statt, meldet der Monitor. Das Themenspektrum reicht vom persönlichen Hobby über Karrierewissen bis zur Gesundheit. Berufliche Aspekte und Motive führen die Liste an (28 %), gefolgt von Kultur und Kreativität (17 %), Sprachen und Computerwissen (beide 13 %). „Das verdeutlicht, dass berufliche Weiterbildung auch im privaten und persönlichen Umfeld zunehmend einen Platz findet – sei es ergänzend zu den klassischen betrieblichen Weiterbildungsformaten oder anstelle dieser“, hält die Untersuchung fest.
20 Prozent der Befragten belegten im Internet formale Weiterbildungs- und Zertifikatskurse, ansonsten ist Online-Lernen mehrheitlich situatives, informelles Lernen. Gefragt sind kurze, kompakte und handlungsorientierte Formate wie Video Lectures und Erklärvideos. Lernende schätzen Selbstständigkeit und Flexibilität beim Gebrauch von Online-Angeboten, zu jeder Zeit an jedem Ort. Wobei sich berufliches und privates Lernverhalten unterscheiden: Wer sich beruflich weiterentwickeln will, bevorzugt fundierte Inhalte von Webinaren (85 %), PowerPoint-Präsentationen (73 %) und digitalen Fachzeitschriften (63 %). Freizeitorientiertes Lernen orientiert sich dagegen eher an Wikipedia, YouTube (beide 89 %), Lern-Apps (84 %) und sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Instagram (72 %).
Die Herkunft der Lerninhalte im Netz, fand der Bildungsmonitor heraus, ist den Lernenden ziemlich egal. „Der Weg zum passenden Angebot führt in der Regel über die großen Web-Eingangstore: Google und YouTube. Spezielle Bildungsplattformen spielen (noch) keine Rolle.“ Mit anderen Worten: Ob ein Lehrvideo zur Behandlung chronischer Wunden vom Medizinprodukte-Hersteller oder von einer Pflegefachschule stammt, ist für die meisten Nutzer irrelevant. Im Gedächtnis bleibt lediglich, welche digitale Plattform das Tor zum Wissen geöffnet hat. Daher sehen die Autoren die professionellen Weiterbildungsanbieter gefordert, ihr Markenprofil zu schärfen, zumal es vielen Netzangeboten an Qualität und Unabhängigkeit fehle.
Menschen mit geringer formaler Bildung sowie nichtberufstätige Personen sind unter den digital Lernenden in der Bevölkerung unterrepräsentiert. Wer hingegen beruflich erfolgreich ist, nutzt auch digitale Medien zum Kompetenzerwerb. Die Monitor-Autoren merken kritisch an, dass die Chancen digitaler Medien zu mehr Bildungsteilhabe nicht ausreichend genutzt würden. „Die soziale Weiterbildungsschere, die schon bei nicht digitalen Weiterbildungsangeboten immer wieder festgestellt wird, setzt sich im digitalen Bereich fort.“
Das Lernverhalten der Menschen wirbelt die Weiterbildungsbranche gründlich durcheinander:
Immerhin ein Lichtblick: 74 Prozent der befragten Nutzer möchten laut Bertelsmann-Bildungsmonitor nicht mehr auf ihre digitalen Lernerfahrungen verzichten. Viele Nutzer (78 %) sehen das Thema pragmatisch und plädieren für einen Mix aus digitalen Medien und klassischen Lehrmitteln wie Lehrbuch und Tafel. Ihnen allen ist die Bedeutung digitaler Weiterbildung bewusst. Jetzt kommt es darauf an, dass sich auch die andere Hälfte der Bevölkerung diesem Zukunftsthema zuwendet.
Ulrich Schmid / Lutz Goertz | Julia Behrens, Monitor Digitale Bildung. Die Weiterbildung im digitalen Zeitalter. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2018, 72 Seiten
Download
Detaillierte Auswertungen aus dem Monitor Digitale Bildung bieten die Homepage der Bertelsmann Stiftung und der Blog: www.digitalisierung-bildung.de
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