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Die Bank für Sozialwirtschaft hat die Ergebnisse ihrer zweiten bundesweiten Umfrage zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen veröffentlicht. Die von Mitte November bis Mitte Dezember 2020 durchgeführte Befragung validiert die Ergebnisse der ersten Umfrage aus dem Sommer 2020. Die Unsicherheit der Träger hinsichtlich ihrer künftigen finanziellen Situation hat sich verfestigt. Lediglich knapp 30 Prozent der Teilnehmenden sehen die Kompensation von Ertragsausfällen durch die Schutzschirme als auskömmlich an.
Zwar gibt es eine große Wertschätzung insbesondere für das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG) und das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz. Bei der Gestaltung und Handhabung der Schutzmaßnahmen wird jedoch erheblicher Verbesserungsbedarf konstatiert. Handlungsbedarf sehen die Befragten vor allem bei der fehlenden Refinanzierung von Mehraufwendungen und Personal sowie bei der Deckelung der Erstattung. „Eine Fortführung und wirkungsvolle Ausgestaltung der Schutzschirme ist absolut notwendig. Die Träger benötigen finanzielle Planungssicherheit, um sich auf ihre systemrelevanten Aufgaben konzentrieren zu können“, sagt Prof. Dr. Harald Schmitz, Vorstandsvorsitzender der BFS. „Wir als Sozialbank werden alles uns Mögliche tun, um die Verbände weiterhin bei ihren Verhandlungen zu unterstützen.“
Ulrich Lilie, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), bekräftigt: „Ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie haben wir belastbare Wirtschaftsdaten als Grundlage für die weitere Sozialpolitik. Die BFS leistet mit ihren Umfragen einen wichtigen Beitrag zu einer verantwortungsvollen Finanz- und Sozialpolitik. Gemeinsames Ziel von Staat und Freier Wohlfahrtspflege muss sein, die soziale Infrastruktur zu sichern und damit das Funktionieren des Sozialstaats sicherzustellen.“
Die Umfrageergebnisse bestätigen die bereits im Sommer erkennbaren negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen. Diese machen sich in erheblichen Auslastungsrückgängen, Ertragsausfällen und finanziellen Mehrbelastungen bemerkbar, die auch die vom Staat bereitgestellten Schutzschirme nicht ganz auffangen können. „Die Einrichtungen und Dienste sehen weiter mit Sorge in die finanzielle Zukunft“, so Ulrich Lilie. „Ein Jahr mit Corona hat auch für die gemeinnützigen Sozialunternehmen schwerwiegende Folgen.“
Inzwischen greifen rund 40 Prozent der Teilnehmer*innen an der Umfrage auf die Rettungspakete aus dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG) und dem Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz zurück. Die beantragten Leistungen wurden zu einem großen Teil bereits ausgezahlt. Jedoch besteht weiterhin überwiegend Unsicherheit hinsichtlich möglicher Rückzahlungsforderungen im Zusammenhang mit den Ausgleichszahlungen. Lediglich knapp ein Drittel der Teilnehmer*innen rechnet nicht mit entsprechenden Forderungen.
Die BAGFW begrüßt das Hilfepaket aus dem Jahr 2020 und setzt sich für eine Verlängerung auch in 2021 ein. Die differenzierten staatlichen Schutzschirme, bestehend aus dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG), dem Covid19-Krankenhausentlastungsgesetz und andere Sicherungsmaßnahmen helfen, die soziale Infrastruktur aufrecht zu erhalten Allerdings stehen einer schnellen und einfachen Inanspruchnahme immer noch eine Reihe bürokratischer Hindernissen und rechtlicher Unsicherheiten entgegen.
Infolge pandemiebedingter Auslastungsprobleme erwartet in beiden Umfragen mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen durch nicht kompensierte Einnahmeausfälle eine Refinanzierungslücke von 5 bis 20 Prozent. Der Anteil der Befragten, die von einer Refinanzierungslücke von über 21 Prozent oder über 30 Prozent ausgehen, ist im Vergleich zur ersten Umfrage gestiegen. Eine zentrale Frage bleibt daher die Liquiditätssicherung. Denn aktuell rechnen rund 60 Prozent der Teilnehmer*innen mit einer Verschlechterung ihrer Liquidität.
„Die Studie zeigt, dass es bei den Schutzschirmen weiteres Verbesserungspotential gibt“, betont Ulrich Lilie. Die Mitgliedsverbände der BAGFW stehen seit Beginn der Pandemie als Gesprächspartner bereit, um in dieser Notsituation den Bestand und das Funktionieren der sozialen Infrastruktur sicherzustellen. Gerade in vielschichtigen Notlagen wie der Corona-Pandemie erleben die Menschen den Sozialstaat in Gestalt von engagierten und verlässlichen Hilfeangeboten in ihrem Umfeld. Funktionierende Schutzschirme halten den Unternehmen und ihren Mitarbeitenden den Rücken frei. Nur so können sie verlässliche Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger bleiben und diese weiter konkret in der Pandemie unterstützen.
Als wesentliche Herausforderungen für das Jahr 2021 sehen die Studienteilnehmer*innen zudem bedeutende Mehrinvestitionen und signifikante Umsatzeinbußen sowie Personalengpässe. Folglich besteht der größte Unterstützungsbedarf bei der qualifizierten Personalgewinnung und der Personalentwicklung.
Neben den wirtschaftlichen Folgen wurden auch die Einflüsse der Corona-Krise auf die Digitalisierung im Sozial- und Gesundheitswesen abgefragt. Die zweite Umfrage zeigt, dass die Bedeutung von Technik und Digitalisierung zur Bewältigung der Corona-Pandemie nicht nur zu Beginn der Krise, sondern auch in deren weiterem Verlauf stark zugenommen hat.
Die bundesweite Erhebung hat die BFS vom 16. November bis zum 20. Dezember 2020 erneut in Kooperation mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge, dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa e.V.) und der Universität zu Köln durchgeführt. Die erste Umfrage lief vom 15. Mai bis zum 15. Juni 2020. An der zweiten Umfrage haben rund 1.400 Akteure des Sozial- und Gesundheitswesens teilgenommen, an der ersten rund 1.000. Dies verdeutlicht, wie wichtig das Thema für die Befragten ist.
Die Ergebnisse der Umfrage stehen auf der Website der Bank für Sozialwirtschaft zum Download bereit:
Management
Umfrage bestätigt Ertragsausfälle in der Sozialwirtschaft
Pflege
Diakonie-Studie über Pflegealltag in der Pandemie
Pflege
Pflegewissenschaftlerin rüttelt die Branche auf: „Mehr Stolz, mehr Mut!“
Wohnen
Inklusiv Bauen: Für Großfamilie bis Mehrgenerationenhaus
Soziales
Familien: Schicksalsgemeinschaft mit vielen Facetten
Nachhaltigkeit
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