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Eine hohe Arbeitsbelastung durch den wachsenden Anteil pflegebedürftiger Menschen, ein Mangel an Fachkräften und viel Bürokratie: die Pflege steht bekanntlich unter einem enormen Druck, der sich durch die Pandemie weiter verschärft hat. Welche Konsequenzen hat das für die Personalführung? Welche Art der Qualifizierung ist geeignet, um Führungskräfte auf die zahlreichen Anforderungen vorzubereiten? Um diese Fragen zu beantworten, haben das Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen (IAT) und das BiG – Bildungsinstitut im Gesundheitswesen gGmbH Essen eine Studie erstellt. Den Auftrag hierzu erteilte das in Bonn ansässige Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Christoph Bräutigam, Michaela Evans und Hubert Zimmermann führten dazu eine Literatur- und Internetrecherche durch. Darüber hinaus kam eine Online-Delphi-Befragung unter Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zum Einsatz. Zu den behandelten Themen gehören unter anderem das Rollenverständnis, die Kompetenzen sowie die Führung in Krisenzeiten. Mittels der gewonnenen Erkenntnisse wurde abschließend ein Rahmenkonzept erarbeitet, das als Blaupause für die zukünftige Weiterbildung von Führungspersonen in der Pflege dienen kann.
Wie die Analyse ergab, fällt es Führungspersonen offenbar nach wie vor nicht leicht, die negativen Folgen der Pandemie zu überwinden. Den Anspruch, eine qualitativ hochwertige Pflege sicherzustellen und Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, können viele aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen nur noch bedingt einlösen. Zu den Herausforderungen zählen der Studie zufolge auch die Zeitarbeit sowie die Digitalisierung.
Während das Rollenverständnis innerhalb der oberen Leitungsebene vorwiegend durch eine betriebswirtschaftliche Sicht bestimmt sei, gehe es bei der Rollenfindung von Wohnbereichs- bzw. Stationsleitungen häufig um den Entwicklungsprozess von der Pflege- zur Führungsperson. „Ein wesentlicher Aspekt von Führung, insbesondere auf der unteren Ebene, ist es, die Kompetenzen der Mitarbeitenden im pflegerischen Alltag, vor allem in der Patientenversorgung, wahrzunehmen, diese einzuschätzen und den Mitarbeitenden eine differenzierte Rückmeldung hierzu zu geben.“
Zwischen „ökonomischer Effizienzlogik und dem pflegerischen Anspruch (Pflegeethos)“ bestehe ein Spannungsverhältnis, das Bildungsangebote, die sich an Führungskräfte richten, thematisieren sollten, lautet ein Ergebnis der Analyse.
Als fragwürdig wird eine Entwicklung des Pflegemanagements gesehen, die Hierachiestufen reduziert und zugleich für größere Organisationseinheiten sorgt. Diese Form der Mehrarbeit führe dazu, dass weniger Zeit bleibt, um mit Mitarbeitenden zu kommunizieren und diese zu fördern.
Coaching/Supervision, Mentoring und kollegiale Beratung sind für die Autor*innen wichtige Elemente künftiger Qualifikationen. Benötigt würden kontinuierliche Angebote und die Stärkung des selbstgesteuerten Lernens.
Dabei sollten die Verantwortlichen in diesem Bereich vermehrt digitale Vermittlungsformate und kürzere Lerneinheiten entwickeln. Auf diese Weise könne es gelingen, Weiterbildung in den Arbeitsalltag zu integrieren. „Dies entlastet Teilnehmende und Arbeitgeber gleichermaßen“, schlussfolgern die Autor*innen.
Das Rahmenkonzept bezieht sich auf beide Führungsebenen und alle Settings. Es will Anregungen zur methodischen Gestaltung sowie zum lebensbegleitenden Lernen vermitteln. Die Forschenden weisen darauf hin, dass auf bereits bestehende Regelungen bzw. Empfehlungen zurückgegriffen wurde. Dazu gehört beispielsweise die Weiterbildungsordnung der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz von 2021. Zugleich stellen sie der bisherigen Weiterbildungslandschaft ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus und bezeichnen diese als „ausgesprochen unübersichtlich, fragmentiert und heterogen“. Als Gründen nennen sie unter anderem die unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer sowie das Fehlen einer systematischen Angebotsübersicht. Zwar sei es möglich, sich in Datenbanken und Verzeichnissen über Weiterbildungsangebote zu informieren, heißt es in der Publikation. Diese litten jedoch unter einem erheblichen Mangel an Transparenz, Vollständigkeit sowie Aktualität und Verlässlichkeit. Folgerichtung ist die Entwicklung eines offiziellen Informationsportals, das kontinuierlich betrieben wird, Teil der Empfehlungen.
Insgesamt umfasst das Rahmenkonzept zehn Themenbereiche, wie etwa die „Qualität der Lehre“, die bislang noch nicht den Vorstellungen der Autor*innen entspricht. Sie bemängeln, dass die Weiterbildung bislang nur vereinzelt mit den Arbeitsbereichen der Teilnehmenden verbunden ist. Dagegen zeichne sich ein kompetenzorientiertes Bildungsangebot durch die Möglichkeit aus, Erlerntes regelmäßig im beruflichen Alltag anzuwenden. „Der Transfer des Erlernten in den Alltag sollte ebenso systematischer Bestandteil der Weiterbildung werden wie unterstützende Lehr- und Lernformate in hybrider und digitaler Form.“
Darüber hinaus sprechen sich die Autor*innen dafür aus, die Dauer der Berufserfahrung zu definieren, bevor eine Qualifizierung begonnen wird. Als minimale Voraussetzung für die untere Führungsebene schlagen sie eine mindestens zweijährige Vollzeitbeschäftigung bzw. eine entsprechend längere Berufserfahrung im Falle einer Teilzeitbeschäftigung vor. „Diese ist unerlässlich für die persönliche Reifung, welche Voraussetzung für die Übernahme von Führungsverantwortung ist.“ Ein weiterer bedeutsamer Aspekt des Rahmenkonzepts zielt auf die Schaffung verlässlicher Qualitätsstandards durch ein bundeseinheitliches Zertifizierungsverfahren.
Abschließend skizzieren die Autor*innen, wie eine verbesserte und verbindliche Finanzierung aussehen könnte und verweisen auf das Aufstiegs-BAföG, die tarifliche Regelungen im Bereich der IG Metall und der Caritas (AVR-Caritas § 10a Fort- und Weiterbildung) sowie auf Weiterbildungsfonds.
Bräutigam, Christoph; Evans, Michaela; Zimmermann, Hubert:
Qualifizierungen von Führungspersonen in der Pflege – Analyse
und Rahmenkonzept. Bonn 2023.
www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19203
abgerufen am 6.12.2023
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