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Jedes Kind sollte in seiner Entwicklung so unterstützt werden, dass es sein persönliches Potenzial bestmöglich entfalten kann. Doch nach wie vor existiert ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Bildungserfolg von Kindern und ihrer sozialen Herkunft. Das hat auch der „Nationale Bildungsbericht 2022“ belegt. Umso wichtiger sind effektive Gegenmaßnahmen. Im Rahmen des Bundesprogramms "Menschen stärken Menschen“ fördert die spendenfinanzierte Stiftung Bildung deshalb Patenschaften zwischen Kindern und Jugendlichen, die mit- und voneinander lernen.
Mit dem Ziel, bürgerschaftliches Engagement und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu intensivieren, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die Initiative „Menschen stärken Menschen“ 2016 ins Leben gerufen. Es geht darum, Patenschaften zu fördern, in denen sich Menschen für diejenigen einsetzen, die in ihrem Alltagsleben oder auf ihrem Bildungsweg eine gezielte Unterstützung benötigen.
Zunächst standen Personen mit Fluchterfahrung im Mittelpunkt. Seit 2018 zielt das Programm neben Geflüchteten auch auf Menschen in benachteiligten Lebenssituationen. Eine der Trägerorganisationen ist die spendenfinanzierte Stiftung Bildung mit Sitz in Berlin. Sie engagiert sich für einen Bildungsansatz, der gesellschaftliche Vielfalt berücksichtigt und partizipativ ausgerichtet ist. Zu diesem Zweck arbeitet die Organisation eng mit dem bundesweiten Netzwerk der Kita-und Schulfördervereine zusammen.
Unter dem Leitmotiv „Ich. Du. Wir. – Miteinander auf Augenhöhe“ fördert die Stiftung primär Patenschaften zwischen Kindern und Jugendlichen, die in einem ähnlichen Alter bzw. gleichaltrig sind, aber über unterschiedliche Teilhabechancen verfügen. In der Regel besuchen sie dieselbe Kita oder Schule, sodass bereits ein Rahmen für den Aufbau einer längerfristigen Beziehung existiert. Umgesetzt wird das Konzept durch regionale Teams der Stiftung Bildung in den Bundesländern und den Landesverbänden der Kita- und Schulfördervereine.
Vom zivilgesellschaftlichen Engagement der Pat*innen sollen junge Menschen profitieren, die bislang von einer sozialen und kulturellen Teilhabe ausgeschlossen waren und mit bisherigen Angeboten nicht erreicht werden konnten. „Mit den Chancenpatenschaften wollen wir Ängste und Vorurteile abbauen, gegenseitiges mit- und voneinander Lernen unterstützen, Gemeinsamkeiten erkunden, wechselseitiges Entdecken der Kultur befördern sowie Respekt, Freude und Offenheit für gelebte Vielfalt fördern“, erklärt die Stiftung Bildung ihren Auftrag.
Tandems bilden die Grundlage aller Patenschaften. Ein Tandem besteht aus zwei Personen, die gemeinsam für die Schule lernen oder ihre Freizeit miteinander gestalten, z.B. durch den Besuch eines Museums oder einer Bibliothek. Darüber hinaus sind Tandemgruppen möglich, etwa innerhalb eines Workshops oder eines Sport- bzw. Kulturprojekts. Alle Tandems werden vor Ort von einer engagierten Ansprechperson betreut. Diese kann sich durch den Besuch von Seminaren und Beratungen am jeweiligen Bildungsstandort, die von der Stiftung Bildung konzipiert und durchgeführt werden, auf ihre Aufgabe vorbereiten. Auch im Falle auftretender Herausforderungen ist sie nicht auf sich alleine gestellt, sondern erhält jederzeit Unterstützung.
Sind die Förderbedingungen erfüllt, kann der finanzielle Aufwand aller Aktivitäten bei der Stiftung Bildung oder den Landesverbänden geltend gemacht werden.
Bislang sind bundesweit 16.000 Patenschaften entstanden. Die nachfolgenden Beispiele vermitteln einen Eindruck davon, was sie ermöglichen können.
In einer Grundschule Halle an der Saale gründeten Schüler*innen eine Kunst-AG und setzten sich kreativ mit den Wohnqualitäten ihres Umfelds und eigenen Wohnwünschen auseinander. Fachkundig angeleitet wurden sie während der Projektphase von einer freien Dozentin. Durch den Einsatz unterschiedlicher Materialien und Techniken gelang es den Tandems, ihre Vorstellungen bildlich auszudrücken. Auf dem Website der Stiftung Bildung heißt es dazu: “Erfolgserlebnisse bei der eigenen Arbeit spüren und sich am eigenen Werk erfreuen – das war für viele Kinder eine neue Erfahrung!“
Mit dem aufwendigen Bau eines Insektenhotels, der noch nicht abgeschlossen ist, sorgen die Kinder einer Naturkita in Schleswig-Holstein dafür, dass bedrohte Arten wie Bienen und Schmetterlinge eine sichere Unterkunft erhalten. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und zeigt ihnen, wie viel man durch gemeinsames Handeln erreichen kann. Gleichzeitig lernen sie, was heimische Insekten zum Leben benötigen und warum es notwendig ist, die Natur zu schützen.
Dass die „Chancenpatenschaften“ insgesamt eine Erfolgsgeschichte sind, hat eine externe Wirkungsevaluation bestätigt, die von der „Taurus Eco Consulting“ für den Programmzeitraum 2020 durchgeführt wurde. Danach verbessern die Tandems beispielsweise das Verständnis für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen und können vermitteln, dass gesellschaftliche Vielfalt eine Wertschätzung verdient. Während aggressives Verhalten zurückgeht, wächst die Hilfsbereitschaft und Respekt für andere. Die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich ebenso wie die aktive Beteiligung am Unterricht.
Erhoben wurden die Befunde mittels einer weitgehend standardisierten, schriftlichen Online-Befragung aller Bildungsstandorte. Auf die Frage, ob sie erneut an einem Patenschaftsprojekt teilnehmen würden, antworteten 92 Prozent der Teilnehmenden mit „ja“ und verliehen der Initiative eine Durchschnittsnote von 1,4.
„Es hat sich gezeigt, dass Chancenpatenschaften einen niedrigschwelligen Weg bieten, um Inklusion tatsächlich zu leben“, unterstreicht Programmleiterin Lisa Schönherr. „Aus diesem Grund haben wir der Bundesregierung empfohlen, dieses Programm auszuweiten und zu verstetigen, um mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie Chancengerechtigkeit in unserem Land zu generieren.“
Weiterführende Informationen
www.stiftungbildung.org/patenschaften
www.stiftungbildung.org/wp-content/uploads/Wirkungsevaluation_Patenschaften_2020.pdf
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