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Die Pflegedienstleiterin, der Rettungssanitäter, die Referentin eines Wohlfahrtsverbands: Sie alle studieren berufsbegleitend an der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera. Und sie absolvieren den Masterstudiengang Gesundheits- und Sozialmanagement (Master GSM). 2016 aus der Taufe gehoben, greift das bundesweit einzigartige Lehrangebot den wachsenden Bedarf an Fach- und Führungskräften im Gesundheits- und Sozialsektor auf: Menschen, die beruflich schon etwas vorweisen können, sich zusätzlich akademisch qualifizieren und möglichst auf der Karriereleiter höher klettern wollen. Inzwischen hat der erste Jahrgang den Campus hinter sich gelassen. Der nächste Jahrgang startet im Oktober, erstmals auch in Leverkusen. Die Trendinfo-Redaktion sprach mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Thomas Weil, worauf es bei dem neuen Bildungsangebot ankommt.
Herr Prof. Weil, Sie haben den Studiengang Gesundheits- und Sozialmanagement konzipiert. Was war Ihr Motiv?
Prof. Weil: Ich wurde vom Präsidenten der SRH-Hochschule angefragt, ob ich einen Masterstudiengang „Gesundheitsmanagement“ entwickeln und als Leiter übernehmen würde. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits fast 20 Jahre Hochschullehrer war, jedoch immer auf Diplom- bzw. Bachelor-Niveau, war dies eine neue Herausforderung, der ich mich gerne gestellt habe. Allerdings kam von mir die Bedingung, dass wir den neuen Studiengang auf „Gesundheits- und Sozialmanagement“ erweitern, damit ich meine eigenen Kompetenzen besser einbringen und die SRH Hochschule insbesondere für den Bereich der Sozialen Arbeit ein Masterangebot in Gera etablieren konnte.
Welcher inhaltliche Schwerpunkt war bzw. ist vorgesehen?
Prof. Weil: Wir wollten eine Schwerpunktsetzung auf Führungskompetenzen anstatt wie sonst eher üblich auf BWL und VWL. Die Erweiterung um den Sozialbereich bringt mehr Interessenten an die Gesundheitshochschule Gera und eröffnet den Absolvent*innen eine breitere Basis zur beruflichen Veränderung.
Was ist an diesem Studiengang einzigartig?
Prof. Weil: Zunächst die hierzulande kaum angebotene Doppelqualifizierung in Beruf und Hochschule und der Fokus auf personale und soziale Führungskompetenzen. Formal ist erwähnenswert, dass man in diesen Weiterbildungsstudiengang auch ohne vorherigen Bachelor-Abschluss studieren darf, wenn man die Eignungsprüfung erfolgreich absolviert.
Aus welchen Berufen kommen die Studierenden in Gera?
Prof. Weil: Der Studiengang wendet sich an Praktiker, die eine Tätigkeit im mittleren oder gehobenen Management anstreben. Wir haben Studierende, die etwa einen Wohlfahrtsverband als Geschäftsführer leiten, und aus diversen Gesundheitsberufen, wie Krankenschwestern, Rettungssanitäter, Ergo- und Physiotherapeuten. Hinzu kommen Sozialarbeiter und Sozialpädagogen aus allen möglichen Tätigkeitsfeldern, auch aus dem öffentlichen Dienst. Und natürlich Mitarbeiter von Krankenkassen, Rentenversicherungen und z.B. von der Bank für Sozialwirtschaft in Köln.
Womit beschäftigen sich die Studierenden konkret?
Prof. Weil: Hier sind neben den bereits erwähnten Leitungskompetenzen insbesondere der Bereich Wissenschaft und Forschung zu nennen. Im ersten Studienjahr erstellt beispielsweise jeder Studierende eine eigene Forschungsarbeit. Hier werden sehr gerne Analysen zur Mitarbeiter- oder Kundenzufriedenheit durchgeführt, wie z.B. kürzlich „Eine Bestandsaufnahme zur Kundenzufriedenheit in einem Gesundheitszentrum in Potsdam“. Im zweiten Studienjahr folgt ein berufsfeldbezogenes Projekt, etwa die „Erarbeitung eines Versorgungsmodells zur Förderung der außerklinischen Geburtshilfe“ oder „Prozessmanagement im betrieblichen Gesundheits- und Eingliederungsmanagement“. Diese Beispiele dokumentieren die Vielfalt und Praxisnähe unseres Weiterbildungs-Masters. Es funktioniert nur, wenn man parallel einen Arbeitsplatz hat. Das fünfte Semester dient ausschließlich zur Erstellung der Masterthese, welche durch unsere Mitarbeiter intensiv begleitet wird.
Wie läuft das Studium organisatorisch? Klingt jedenfalls nicht nach ausgelassenem Studentenleben …
Prof. Weil: Die Lehrveranstaltungen finden einmal pro Monat im Block von freitags bis montags statt, von 9 bis ca. 18 Uhr. Die Regelstudienzeit liegt bei fünf Semestern, Ferien gibt es nicht. Es fallen Studiengebühren an. Die Studierenden sind in der Regel in einem nahe gelegenen Hotel einquartiert und begegnen sich dort bereits zum Frühstück. Die meisten haben mit ihrem Arbeitgeber Vereinbarungen zur Freistellung, aber manche Studierende investieren auch einen Großteil ihres Urlaubs. Die SRH-Hochschule für Gesundheit ist übrigens anerkannter Träger im Rahmen des Bildungsfreistellungsgesetzes im Freistaat Thüringen, so dass hier jährlich bis zu fünf Tage angerechnet werden können.
Der erste Jahrgang hat seinen Master in der Tasche. Ihr Fazit?
Prof. Weil: Im Rückblick wurde von den Lernenden hervorgehoben, wie intensiv das Studium in kleinen, überschaubaren Gruppen war und wie intensiv die Betreuung insbesondere in der Abschluss-Phase durch Professoren umgesetzt wurde.
Wird sich etwas ändern?
Prof. Weil: Wir werden bei der Reakkreditierung im Jahr 2021 insbesondere bei den Prüfungsformen ein paar Dinge ändern. Konkret zeigt sich, dass für einen Weiterbildungsstudiengang eine Studienarbeit angemessen ist, da sich die Studierenden die Zeit frei einteilen können. Wir wollen entsprechend zwei Klausuren und mündliche Prüfungen umwandeln zugunsten von Studienarbeiten, die im Übrigen auch hervorragend auf das Anfertigen der Abschlussarbeit vorbereiten.
Gibt es schon Feedback des einen oder anderen Absolventen?
Prof. Weil: Die bisherigen Absolventen und Absolventinnen sind natürlich ganz unterschiedliche Wege gegangen: Ein Absolvent hat sofort mit seiner lange geplanten Doktorarbeit im Bereich der Beatmungstechnik angefangen, eine Studentin ist in den wissenschaftlichen Mittelbau einer süddeutschen Universität gewechselt. Auffallend ist, dass häufig ein Wechsel zwischen den Bereichen Soziales und Gesundheit angestrebt wird.
Die SRH Hochschule für Gesundheit ist über Gera hinaus auch an weiteren deutschen Standorten vertreten. Wird es auch dort den neuen Studiengang geben?
Prof. Weil: Im Moment wird am Standort Leverkusen ein neuer Campus geplant, an dem auch der Master GSM angeboten werden soll. Dies dürfte im Laufe des kommenden Jahres realisiert werden. Derzeit kann man jedoch nicht versprechen, ob es bereits im Sommersemester los geht oder erst zum Oktober 2020.
Thomas Weil (56) ist seit 2016 Professor für Gesundheits- und Sozialmanagement an der SRH Hochschule für Gesundheit. Der gelernte Diplom-Sozialarbeiter, Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Sozialtherapeut war u. a. als Professor für Soziale Dienste und Rehabilitation an der Berufsakademie Thüringen und als Leiter der Landesstelle gegen die Suchtgefahren in Sachsen-Anhalt (Magdeburg) tätig. Weil gehörte 15 Jahre dem Stadtrat Gera an und ist Vorsitzender eines Feuerwehrvereins im ländlichen Raum.
Weitere Informationen
www.gesundheitshochschule.de/de/studium/master/gesundheits-und-sozialmanagement-m-a/
Studienbeginn ist jährlich zum Sommer- und Wintersemester (1. April und 1. Oktober).
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