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Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile ist nur mit einem bedarfsgerechten Angebot der Kinderbetreuung machbar. Das gilt umso mehr, wenn ihnen ein ausbalanciertes Berufs- und Familienleben am Herzen liegt. Zwar haben frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung hierzulande merklich aufgeholt: Bund, Länder und Kommunen haben in den vergangenen zehn Jahren allein für Kinder unter drei Jahren mehr als 400.000 Plätze neu geschaffen,die Betreuungsquote erfuhr fast eine Verdoppelung von 17,6 auf 33,6 Prozent. Das ist gut, aber nicht gut genug, meint das Deutsche Jugendinstitut in seiner aktuellen Kinderbetreuungsstudie (KiBS). Trotz gehöriger Kraftanstrengungen erlaube der Stand der institutionellen Betreuung der Jüngsten keine Selbstzufriedenheit.
Dem Report liegt die Befragung im Jahr 2017 von rund 37.000 Eltern von Kindern unter 15 Jahren zugrunde. Die Ergebnisse machen häufige regionale Unterschiede deutlich.
Die Autoren führen den Nachweis des unzureichenden Betreuungsangebots nicht nur für Plätze, sondern auch für Zeiten. „Einige Eltern, die für ihr Kind bereits einen Betreuungsplatz haben, benötigen deutlich längere Betreuungszeiten als sie derzeit nutzen“, konstatiert Christian Alt, Leiter der DJI-Studie. Das meint vor allem erweiterte Zeiten jenseits der Kernzeit von 8 bis 17 Uhr.
Dieser Bedarf liegt für Eltern von U3-Kindern bei 47 Prozent, von Kindern zwischen drei Jahren und Schuleintritt bei 41 Prozent, von Grundschulkindern bei 35 Prozent. Aber nur sehr wenige Eltern wünschen institutionelle Übernachtbetreuung.
Eine Analyse des Betreuungsbedarfs tut gut daran, Gruppen in besonderen Problemlagen zu berücksichtigen: alleinerziehende Eltern und vollzeiterwerbstätige Paare. Das gilt besonders für ländliche Regionen im Osten. Auch in anderen speziellen Bereichen gibt es laut Studie eine ungedeckte Nachfrage: nach erweiterten Halbtagsplätzen für Ein- und Zweijährige sowie Kinder im Grundschulalter in Westdeutschland, bei Sekundarstufe-I-Kindern auch im Osten. Dabei wird deutlich, dass die hohen Flexibilisierungsanforderungen der Arbeitswelt Probleme der Bedarfsdeckung bei der Betreuung bereiten.
Wo sich Nachfrage und Angebot nicht vollständig decken, kann es dazu kommen, dass Eltern das bestehende Angebot komplett ungenutzt lassen. Bei diesem Personenkreis mit ungedecktem Bedarf handelt es sich laut Studie um „potenzielle Nachfrager“. Diese machen zwölf Prozent bei den U3-Kindern aus, zwei Prozent bei den U6-Kindern, sieben Prozent bei den Grundschulkindern und acht Prozent bei den Kindern der Sekundarstufe I.
Insgesamt ist die Zufriedenheit der Eltern mit den genutzten Betreuungsangeboten hoch, konstatiert die Studie. Lediglich die Gruppengröße bei den U3- und U6-Kindern und die Kosten der Betreuung rufen vermehrt Kritik hervor.
Zwar legen manche Eltern keinen Wert auf institutionelle Betreuung, erwähnt die Studie. Sie wollen ihr Kind selbst erziehen, sind sowieso zu Hause oder nennen das Alter des Kindes als Grund: „Vor dem vierten Geburtstag findet ein Großteil der Nichtnutzer das Kind zu jung für eine institutionelle Betreuung, während nach dem elften Geburtstag die Einschätzung überwiegt, dass das Kind zu alt ist.“
Dennoch wird die Nachfrage nach guter und umfangreicher Kinderbetreuung weiter zunehmen, sind sich die Autoren sicher. Bis 2020 sollen 100.000 zusätzliche Plätze in Kitas und in der Kindertagespflege gefördert werden. Eine große Herausforderung besteht darin, die teils sehr differenzierten Bedarfe flächendeckend zufrieden zu stellen.
Christian Alt / Benjamin Gedon / Sandra Hubert u. a., DJI-Kinderbetreuungsreport 2018, hg. vom Deutschen Jugendinstitut, München, 2019, 100 Seiten. Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BFSFJ).
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Zentrale Ergebnisse der Elternbefragung erscheinen regelmäßig in der Broschüre „Kindertagesbetreuung kompakt“.
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