Bildung

Kita-Wettbewerb: Forschergeist lässt Kinder wachsen

Alles begann mit einer Baugrube neben dem Kindergarten „Schloss Einstein“ in Iserlohn. Die Kinder fanden heraus, dass das Erdreich aus unterschiedlichen Lehmschichten besteht und sich zu Matsch verarbeiten, formen und gestalten lässt. Daraus erwuchs die Idee zum Bau eines Lehmofens, zum Umgang mit Hitze und Feuer. Wochen später saßen Kinder, Eltern und Erzieherinnen bei selbstgebackener Pizza zusammen, Eltern mit Fluchterfahrung erzählten von Lehmöfen in ihrer Heimat. Das Projekt „Kinder an den Matsch!“ aus Iserlohn ist der Landessieger aus NRW beim Kita-Wettbewerb „Forschergeist 2018“. Mehr noch: Am 6. Juni werden in Berlin die bundesweit fünf besten Kita-Projekte aus den Lernbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) gekürt. Das Preisgeld beträgt rund 50.000 Euro.

651 Kitas machten mit

Spielen, entdecken, gestalten, reflektieren – Kinder kennen keine Berührungsängste. Begeistert stürzen sie sich auf alles, was ihren Forscherdrang herausfordert. Bereits zum vierten Mal prämieren die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ Kindergartenprojekte, die dieses Verhalten fördern. 651 Kindergärten, Kindertagesstätten, Kinderläden und Vorschuleinrichtungen (im Folgenden als Kitas erwähnt) aus ganz Deutschland bewarben sich. Mittlerweile stehen die 16 Landessieger fest.

„Ich kann“ lässt Kinder wachsen

MINT im Kindergarten – heißt das nicht, den Nachwuchs zu früh mit den Herausforderungen unserer Wissensgesellschaft zu konfrontieren? Michael Fritz, Vorstand der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, ist überzeugt, dass Kinder bereits als kleine Forscher und Entdecker auf die Welt kommen: „Es gilt, die natürliche Neugier von Kindern aufrecht zu erhalten, damit sie auch in ihrem späteren Erwachsenenleben offen sind für das Neue und Unbekannte, mit dem sie sich im Privatleben wie im Beruf werden auseinandersetzen müssen.“ Der handlungsorientierte Umgang mit Natur und Technik, das konkrete Tun beim Sammeln, Ausprobieren und Gestalten sowie das Reflektieren und Hinterfragen fördere die Lösungskompetenz der Kinder. Die Erfahrung ,Ich kann’ stärke ihr Selbstwertgefühl.

Die Kita – das ideale Forschungslabor

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ (Berlin) und die Deutsche Telekom Stiftung legen beide einen Schwerpunkt auf gute Bildung in den MINT-Lernbereichen. Der „Forschergeist“-Wettbewerb zeichnet Kita-Fachkräfte aus, die ihre Kinder besonders erfolgreich beim entdeckenden Lernen im Alltag begleiten, sagt Michael Fritz: „Damit weisen wir auch auf die wichtige und oft zu wenig geschätzte Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland hin.“ Gute Kindertagesstätten leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den Einzelnen und die Gesellschaft: „So viel Kind-Orientierung wie in der Kita erleben Kinder – leider! – in keiner anderen Einrichtung auf ihrem langen Wege entlang der Bildungskette.“ Die Stiftung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Wasserschnecken und Bienentanz

Aus allen eingereichten Projekten sprudelt frühkindliche Kreativität in Hülle und Fülle. Drei Beispiele:

• Das Caritas-Kinderhaus aus Coburg/Bayern überzeugte mit der „Vermessung der Welt“. Die kleinen Nachwuchsforscher gingen am eigenen Körper und in ihrer Umwelt physikalischen Phänomen wie Längenabstand, Temperatur, Dichte und Gewicht nach.
• So ist das Kinderhaus Regenbogen aus Weissach (BW) mit seinem Projekt „Schneckenspiralen – von der Natur zur Technik“ dabei. Ausgehend von Wasserschnecken im Aquarium entdeckten die Kinder vielfältige Spiralformen – bei der Kräuterschnecke, der Apfelschälmaschine, in Kunst, Technik und Architektur.
• Höchst originell auch das „Bienen“-Projekt aus Hamburg. Es sensibilisierte für die Lebensweise der Bienen in einer intakten Umwelt. Der Jury ­– Fachleute aus Wissenschaft, Schule und Gesellschaft – gefiel besonders, dass die Jungen und Mädchen Bienentänze erfanden, die sie gemeinsam aufführten.

Lebenswirklichkeit der Kinder zählt

Die „Forschergeist“-Projekte gehen oft von einer Situation aus, in der Kinder in ihrem Alltag etwas sehen oder erleben, was ihnen „fragwürdig“ erscheint. Das können die Schmetterlingsraupen oder Pilze im Kita-Garten sein oder der Storch vom Rathausdach, um dessen Überleben im Winter sich die Kinder kümmern. Viele Projekte hinterfragen unsere technische Welt und führen z.B. einen „Tag ohne Strom“ durch. Damit erweitern sie die MINT-Bildung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Forschergeist auf neuen Wegen

Jeder Wettbewerbsjahrgang beschert neuartige Projekte. Beim laufenden „Forschergeist“-Wettbewerb zeigt sich das etwa in den vermehrten Beiträgen mit Verwendung digitaler Medien, etwa von Internetrecherche oder Digitalkamera. „Diesen entspannten Umgang mit den Werkzeugen einer zunehmend digitalen Welt befördern wir – als sinnvolle Ergänzung zur aktiven und handelnden Auseinandersetzung mit dem Realen und Konkreten im Alltag der Kinder“, freut sich Lernexperte Michael Fritz.

Weitere Informationen zum Wettbewerb „Forschergeist 2018“: www.forschergeist-wettbewerb.de

Die ausgezeichneten Projekte werden als Praxisbeispiele für die pädagogische Arbeit dokumentiert:
www.forschergeist-wettbewerb.de/kita-wettbewerb/forschergeist-dokumentation/

www.haus-der-kleinen-forscher.de 

www.telekom-stiftung.de

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