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Das Thema ist nun wirklich nicht neu: die digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Was sich aber derzeit rasant ändert, ist das Bewusstsein für die einhergehenden Herausforderungen. Schulen im Distanzunterricht, Mitarbeiterbesprechung per Videoplattform – wer in Corona-Zeiten keinen Zugang zu digitalen Medien hat, kann einpacken. „Keine soziale Teilhabe ohne digitale Teilhabe“, diese für Menschen mit Behinderung schon lange gültige Devise erfährt durch die Pandemie besondere Dringlichkeit. Doch nicht nur der Zugang zur Digitaltechnologie zählt, entscheidend ist der kompetente Umgang damit, warnt eine aktuelle Studie von Aktion Mensch. Andernfalls könnten behinderte Menschen stärker als ohnehin schon soziale Ausgrenzung erfahren.
Der Studie liegen Interviews mit zwölf Expert*innen aus Wissenschaft und Politik und 43 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zugrunde. Themenschwerpunkt sind aktuelle Digitaltrends in den Bereichen Arbeit, Bildung, Freizeit und Wohnen. Die Interviews wurden im Herbst 2019 geführt, haben also durch die Auswirkungen der Pandemie eher noch an Aktualität gewonnen.
Technologische und soziotechnische Trends, welche die persönliche Unabhängigkeit, Unterstützung und Vernetzung mit hohem Innovationstempo befördern, erweitern grundlegend die Möglichkeiten digitaler Teilhabe, sind sich die befragten Expert*innen einig. Bei der Klärung, was digitale Teilhabe für behinderte Menschen konkret bedeutet, unterscheiden sie drei Dimensionen:
Die Visionen der einen sind manchmal die Ängste der anderen, denn Technik kann Barrieren ab-, aber auch aufbauen. Daher sehen Experten und Betroffene bei allen Vorteilen digitaler Innovationen auch das Risiko, dass behinderte Menschen vom technologischen Fortschritt abgehängt werden könnten. So werten die Befragten mangelnde digitale Kompetenzen bei Nutzenden und Fachpersonal, etwa in Einrichtungen der Behindertenhilfe und in Schulen, als „eine der größten Herausforderungen, auch in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht.“
Hinzu kommt: Menschen mit Sinnes- oder Mobilitätseinschränkung sind einige Technologien leichter zugänglich als Betroffenen mit einer psychischen oder Lernbehinderung. Nicht alle können der stürmischen Entwicklung der neuen Technologien folgen. So steht der optimistischen Aussicht größerer Autonomie durch Techniknutzung die Angst vor Kontaktarmut und Vereinsamung gegenüber. Auch die hohen Kosten integrativer Technologien können von Unternehmen, Einrichtungen und Privatpersonen nur in unterschiedlichem Maße geschultert werden. Hier liegt die Gefahr unterschiedlicher Teilhabechancen je nach Behinderung und sozialer Situation.
Wenn die Pandemie etwas deutlich gemacht hat, dann das: Digitale Teilhabe ist Voraussetzung einer modernen und zukunftsfähigen Gesellschaft. „Unsere Studie zeigt, dass eine chancengerechte Teilhabe aller nur dann möglich ist, wenn digitale Barrierefreiheit konsequent durchgesetzt wird“, unterstreicht Christina Marx von Aktion Mensch. Die Studie nennt ein ganzes Maßnahmenbündel zur Verwirklichung dieses Anspruchs:
Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Trendstudie, erstellt vom Sinus-Institut im Auftrag der Aktion Mensch, Berlin 2020, 80 Seiten
www.aktion-mensch.de/studie-digitale-teilhabe
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