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Jeder weiß, wie sich Einsamkeit anfühlt, manche Menschen mehr als sie ertragen können. Die Corona-Pandemie verschafft dem Erleben von Einsamkeit und Isolation jedoch eine neue Dimension. Ältere und mehr noch Kinder und Jugendliche leiden unter der anhaltenden Einschränkung persönlicher Kontakte und alltäglicher Freiheiten, ergibt eine Studie des Sozialverbands Deutschland (SoVD). „Wer vorher schon einsam war, fühlt sich jetzt noch einsamer, und wer es vorher noch nicht war, empfindet es jetzt vielfach auch“, erklärte Prof. Dr. Claudia Neu von der Universität Göttingen.
Wer über Einsamkeit spricht, betritt ein weites Feld persönlicher Wahrnehmungen. Nicht zu verwechseln mit dem Alleinsein, einem Zustand, in dem man abschalten und Kraft schöpfen kann. Einsamkeit unterscheidet sich auch von sozialer Isolation und gruppenbezogener Exklusion, kann aber dazu führen. Klar ist: Jeder Mensch hat schon Einsamkeit erfahren, ein Gefühl, das zum Leben gehört und wieder vergeht. Einsamkeit kann sich aber auch im Gemüt einnisten, kann krank und depressiv machen. „Einsamkeit ist das subjektive Gefühl, niemanden auf der Welt zu haben“, „keine Nähe zu spüren“, beschreibt Sozialwissenschaftlerin Neu. Dabei ist nicht immer klar: Macht Einsamkeit depressiv oder ist es umgekehrt?
Nach unterschiedlicher Berechnung sind hierzulande vier bis neun Millionen Menschen sehr oft oder immer einsam, Einsamkeitsgefühle haben während der Pandemie gegenüber 2017 zugenommen, hält die SoVD-Studie fest. Insgesamt ergibt sich folgende Lage:
Das Thema Einsamkeit hat längst über den persönlichen Bereich hinaus die Politik erreicht. So kündigte die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag (2018) Schritte gegen soziale Isolation an. Schon seit einigen Jahren zielen staatliche Förderprogramme auf integrative Wohnformen ab, etablieren Wohlfahrtsverbände Projekte für soziales Miteinander im Quartier. Dennoch: Vieles bleibt zu tun.
Wie sich das Thema coronabedingt weiter entwickelt, ist offen. Einerseits könnten Social distancing und wiederkehrende Lockdowns dem gesellschaftlichen Zusammenhalt schaden. „Zugleich erweisen sich viele Nachbarschaften und informelle Netzwerke als stark und intakt“, beobachten die Forschenden. Fenstergespräche, Einkaufshilfen und rasch etablierte Kommunikationsverbindungen per Skype und WhatsApp stehen für neue Formen der Gemeinwohlorientierung, die das Ende der Pandemie zumindest teilweise überdauern dürften. „Verschärfte Altersdiskriminierung und Isolation vulnerabler Gruppen erscheint ebenso denkbar wie eine erhöhte Sensibilisierung für die Thematik Einsamkeit.“
Claudia Neu / Fabian Müller, Einsamkeit. Gutachten für den Sozialverband Deutschland e.V., Berlin 2020, 110 Seiten, Download
Aktions- und Info-Plattform des SoVD zum Thema: www.soziale-kaelte.de
Zum Thema Einsamkeit liegt auch eine aufschlussreiche gemeinsame Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum und der Humboldt-Universität zu Berlin über den Lockdown im Frühjahr 2020 vor.
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