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Überfüllte Notaufnahmen und Arztpraxen, fehlende Betten in Kinderkliniken sowie ein hoher Krankenstand beim Personal – die Infektionswelle mit dem Humanen Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus) und eine früh einsetzende Influenza haben das Gesundheitssystem Ende des letzten Jahres auf eine harte Probe gestellt. Am 15. Dezember 2022 befasste sich der Deutsche Bundestag mit aktuellen Lösungen des Problems. Einig waren sich die Abgeordneten darin, dass die gesundheitliche Versorgung von Kindern auch perspektivisch verbessert werden muss. Es gibt daher gute Gründe, dem Kindergesundheitsbericht der Stiftung Kindergesundheit eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
Im Vorwort zum Bericht erinnert der Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Kindergesundheit, die ihren Sitz an der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hat, zunächst an ein wichtiges Datum: Am 5. April 1992 hat der Deutsche Bundestag die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (United Nations, UN) ratifiziert und Deutschland damit zur Umsetzung seiner Inhalte verpflichtet. Damit ist nicht nur das Recht verbunden, gesundheitliche Einrichtungen in Anspruch nehmen zu können, die entsprechend vorzuhalten sind. Hinzu kommen Maßnahmen, die dem Erhalt der Gesundheit dienen. Drei Jahrzehnte nach der Ratifizierung nahm die Stiftung Kindergesundheit ihr 25-jähriges Bestehen zum Anlass, um die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland eingehend zu beleuchten.
Gleich im ersten Kapitel setzt sich der Kindergesundheitsbericht mit der „Krise der Pädiatrie“ und ihren Hintergründen auseinander. Zu erfahren ist, dass sich die Kinderheilkunde nur schrittweise als eigene Fachrichtung etablieren konnte und bis als heute unterbewertet gilt. So handelt es sich bei pädiatrischen Zentren nur selten um eigenständige Einheiten. In der Regel werden sie in Kliniken integriert, deren Schwerpunkt auf der Erwachsenenmedizin liegt. „Ihnen kommt häufig der Platz des erlösschwachen Anhängsels eines Gesamtklinikums zu“, lautet die Kritik.
Für eine Aufwertung der Pädiatrie sprechen dem Bericht zufolge insbesondere diese Aspekte:
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt unter anderem:
Das Kapitel 2 befasst sich mit psychischen Belastungen, deren Stellenwert durch die Covid-19-Pandemie stark gestiegen ist. Das konnte die bundesweite COPSY-Studie belegen, an der bis zum Herbst 2021 insgesamt 2.097 Familien teilgenommen haben.
Inzwischen ist die Belastung zwar leicht rückläufig, aber im Vergleich zur vorpandemischen Zeit immer noch hoch. Zugenommen haben nicht nur psychische Auffälligkeiten, sondern auch die Ängstlichkeit sowie depressive Symptome. Besonders betroffen sind Kinder, die mit sozialen Benachteiligungen leben müssen, stellen die Autor*innen fest.
Ein weiteres Thema, das der Kindergesundheitsbericht aufgreift, sind chronische Gesundheitsstörungen. Wie die KiGGS-Studie des RKI belegt hat, ist jedes sechste Kind chronisch krank.
Neurodermitis, allergische Rhinokonjunktivitis und allergisches Asthma bronchiale gehören zu den am häufigsten diagnostizierten Krankheiten. Die Herausforderung bestehe darin, Funktionsstörungen und subjektive Krankheitslasten zu minimieren bzw. zu kompensieren, heißt es im Bericht. Zu diesem Zweck wird empfohlen, die familienzentrierte Versorgung auszubauen und für eine bessere Kooperation zwischen gesundheitlichen Einrichtungen zu sorgen. Außerdem müsse die Finanzierung bedarfsgerechter Angebote ebenso sichergestellt werden wie etwa die Förderung von Studien.
Als besonders herausfordernd bezeichnet der Kindergesundheitsbericht die Versorgung der schätzungsweise drei Millionen Kinder in Deutschland, die unter einer Seltenen Erkrankung leiden. Rund 80 Prozent solcher Erkrankungen gehen auf genetische Ursachen zurück. Bis sie entdeckt werden, vergehen häufig Monate, manchmal dauert es Jahre. Nicht immer gibt es eine passendere Therapie, weshalb Forschungsaktivitäten in diesem Bereich unverzichtbar sind.
Darüber hinaus widmen sich die Autor*innen den gesundheitsfördernden und präventiven Aspekten, wie etwa den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche. Deren Inanspruchnahme im frühen Kindesalter wird als hoch bewertet. Anders liegt der Fall bei den Jugenduntersuchungen: Diese seien schon vor der Pandemie nur unzureichend wahrgenommen worden. Eine Verbesserung verspricht man sich von einer Kampagne zur nachholenden Durchführung von J1-Untersuchungen 2022/23, die zusätzlich die pandemiebedingten Probleme und Risiken erkennt.
Der Stellenwert von Impfungen, die Bedeutung von Bewegungsaktivität und Ernährung werden im Bericht ebenfalls ausführlich thematisiert. Hinzu kommt der Einfluss des sozialen Status, der Mediennutzung und schließlich des Klimawandels. Von dessen gesundheitlichen Folgen seien Kinder und Jugendliche als vulnerable Gruppe besonders betroffen, befürchten die Autor*innen und fordern: „Der Kampf gegen den Klimawandel sollte insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche zentrales Motiv jedes gesellschaftlichen und politischen Handelns sein.“
Weitere Informationen
Kindergesundheitsbericht 2022
www.kindergesundheit.de/kindergesundheitsbericht/download/
Kontroverse Debatte über Infektionswelle und Kinderheilkunde
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw50-de-aktuelle-stunde-kinderklinik-926492
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