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In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Schätzungen zufolge könnte ihre Zahl bis zum Jahr 2050 auf bis zu 2,8 Millionen ansteigen. Die Nationale Demenzstrategie (Laufzeit: 2020 bis 2026) will die Gesellschaft bestmöglich darauf vorbereiten und ein demenzfreundliches Miteinander fördern. Um das bisher Erreichte zu dokumentieren und interessante Praxisbeispiele vorzustellen, haben das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine Halbzeitbilanz vorgelegt.
Die Liste der beteiligten Akteur*innen ist lang: zu ihnen zählen neben den Bundesministerien sowie den Vertreter*innen der Länder und Kommunen u.a. zivilgesellschaftliche Organisationen, Sozialversicherungsträger sowie die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege.
Im Rahmen der Strategie einigte man sich darauf, bis zum Jahr 2026 rund 160 Maßnahmen umzusetzen, die 27 Zielen dienen.
Sportliche Aktivitäten können bekanntlich nicht nur die Gesundheit stärken, sondern auch den Gemeinsinn. Das gilt besonders für die Mitgliedschaft in einem Sportverein. Aus diesem Grund sollten auch Menschen mit Demenz von aktivem Vereinsleben profitieren. Als Beispiel nennt der Bericht zur Halbzeitbilanz den Deutschen Turner-Bund e.V.. Dieser hält bereits in einzelnen Regionen ein gesundheitssportliches Angebot bereit, das die Bedürfnisse von älteren Personen und Menschen mit Demenz berücksichtigt. Mit Blick auf diese Zielgruppe ist es dem Deutschen Tischtennis-Bund e.V. gelungen, eine verlangsamte Variante des Spiels einzuführen, bei der Schaumstoffbälle zum Einsatz kommen und die im Sitzen gespielt werden kann.
Selbstverständlich kann Musik ebenfalls dazu beitragen, Menschen mit und ohne Demenz miteinander in Kontakt zu bringen. Dafür möchte sich der Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. mit dem Projekt „Länger fit durch Musik“ einsetzen. „Zielgruppenspezifische Sensibilisierungsmaßnahmen“ sollen Chöre und Orchester in der Amateurmusik zukünftig dazu befähigen, Menschen mit Demenz und deren Angehörige ins Musikgeschehen zu integrieren. Unterstützung erhalten diese Aktivitäten nicht nur durch Finanzmittel, sondern zusätzlich in Form praxisnaher Qualifizierungsangebote.
Wie eine passgenaue Unterstützung im Alltag aussehen kann, zeigt der „offene Mittagstisch“ des Oekumenischen Sozialdienstes Gröbenzell e.V. in Bayern. Unter anderem wird diese Möglichkeit von den kommunalen Spitzenverbänden unterstützt. Menschen mit und ohne Demenz können sich dreimal pro Woche treffen und gemeinsam ein Mittagessen einnehmen. Darüber hinaus finden offene Sprechstunden und Beratung statt.
Die kommunale Initiative „Seniorennetz Werra Meißner“ in Hessen kombiniert professionelle Pflege, Beratung sowie ehrenamtliches Engagement und ist auf individuelle Bedarfe zugeschnitten.
Damit Menschen kurz nach einer Diagnose nicht ins Bodenlose fallen, hat sich die „ehrenamtliche Erstbegleitung“ bewährt. Vor allem Alleinlebende profitieren davon. Besonders berücksichtigt wird diese Maßnahme im Rahmen der „Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz“.
Weil in Deutschland circa 158.000 Personen mit Migrationsgeschichte von einer Demenz betroffen sind, ist eine kultursensible Beratungsstruktur notwendig. Die Halbzeitbilanz verweist hierbei auf die Netzwerke zur Förderung einer kultursensiblen Beratung, die im Rahmen des Projekts „DeMigranz“ initiiert wurden.
Eine angemessene medizinische und pflegerische Versorgung erfordert es, dass die beteiligten Akteur*innen eng zusammenarbeiten und sich abstimmen. Unverzichtbar sind zudem Fachkräfte, die über spezifische Fähigkeiten, wie eine deeskalierende und angemessene Kommunikationsweise, verfügen. Mittels Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen werden sie darauf vorbereitet, mit Verwirrtheit oder Aggressivität sensibel umzugehen. Hierzu heißt es im Bericht: „Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V., der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. und der Verband deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. verzeichnen eine Vielzahl ausgebildeter Pflegefachkräfte, die sich zur gerontopsychiatrischen Fachkraft weiterbilden lassen.“
Um der Entstehung eines Delirs im Verlauf eines Krankenhausaufenthalts vorzubeugen, existiert der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zufolge ein breites Weiterbildungsangebot. Hinzu kommen beispielsweise Kurzscreenings zur Erkennung kognitiver Störungen sowie Untersuchungen auf der Station, die den Stress für Betroffene reduzieren. Wie sich der Halbzeitbilanz entnehmen lässt, haben sich solche Maßnahmen inzwischen in vielen Krankenhäusern etabliert.
Ein weiteres bedeutsames Anliegen der Nationalen Demenzstrategie besteht darin, die palliative Versorgung für Menschen mit Demenz zu öffnen. Zu diesem Zweck stellt der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. Informationen für diese Zielgruppe bereit und passt das Curriculum zur Begleitung Demenzkranker in der letzten Lebensphase entsprechend den Erfordernissen an.
Die Nationale Demenzstrategie unterstützt unterschiedliche Forschungsvorhaben, damit sich die Versorgungslage von Menschen mit Demenz positiv weiterentwickelt. Beispielsweise wurde 2021 im Bereich der Pflegewissenschaft das „Translationale Netzwerk für Demenz-Versorgungsforschung“, kurz TaNDem, initiiert. Es soll vorhandenes Fachwissen bündeln und zugängig machen. Außerdem zeichnet es sich durch seinen partizipativen Ansatz aus.
Das PREPARE-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, untersucht, wie sich Blutbiomarker zur Früherkennung patientenorientiert in Hausarztpraxen einsetzen lassen.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)/Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Gemeinsam für Menschen mit Demenz. Zur Halbzeit der Nationalen Demenzstrategie, September 2023, Download
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