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wenn es Herbst wird und die Tage kürzer, rücken Familie und Nachbarschaft wieder enger zusammen. Kurze Wege und Vertrautes werden besonders geschätzt. Doch nicht nur die Jahreszeit, auch die Trends in der Gesellschaft spiegeln den immanenten Wunsch nach mehr Nähe und Geborgenheit wider. Schon längst ist der Sozialraum oder das Quartier die wichtigste Einheit für soziale Angebote. Dies zeigt sich beim Engagement der Diakonie beim Deutschen Nachbarschaftspreis ebenso wie im Magazin „Pro Alter“ des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von der Elternzeit über die Kita bis zur Schule, steht bei Eltern ganz hoch im Kurs.
Ist die neue Konzentration auf die unmittelbare Umgebung die Antwort auf die Digitalisierung, die uns scheinbar unabhängig von Raum und Zeit macht? Ist das Streben nach wertschätzender Aufmerksamkeit von echten Menschen die Reaktion auf den schleichenden Selbstverlust im virtuellen Hamsterrad, wie die Buchrezension von Maicke Mackerodt nahelegt?
Mit diesen und weiteren Themen befassen wir uns in der aktuellen BFS-Trendinfo. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe – und einen gemütlichen Platz zum Lesen.
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Es war eine Stimme unter vielen, aber eine Stimme von Gewicht. Kaum war das Ergebnis der Bundestagswahl bekannt, richtete BDI-Präsident Dieter Kempf einen offenen Brief an die künftige Regierung: „Unser Land braucht mehr Tempo, mehr Mut und mehr Weitsicht.“ Das sei unverzichtbar, um den Wohlstand in Deutschland zu sichern. Passend dazu liefert die Bertelsmann Stiftung mit ihrer Studie „Wie inklusiv ist die Soziale Marktwirtschaft?“ eine weit reichende Analyse von Wohlstand und dessen Verteilung in Deutschland.
Mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz vor vier Jahren schien plötzlich alles gut zu werden. Der Staat investierte erheblich in Infrastruktur, Personal und Angebotsvielfalt. Aber trotzdem gehen heute immer noch Hunderttausende Eltern auf der Suche nach einer Betreuung für ihr Kind leer aus. Jetzt kommt es noch dicker. Bis zum Jahr 2025 werden in Krippen, Kindergärten und Grundschulbetreuung bis zu 329.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte gebraucht. Zu diesem Ergebnis kommen das Deutsche Jugendinstitut und die Technische Universität Dortmund in einer gemeinsamen Untersuchung.
Was hat eigentlich das Elterngeld gebracht? Anfang des Jahres stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dieser familienpolitischen Reform ein gutes Zeugnis aus. Die Berliner Ökonomen bilanzierten einen dreifachen Erfolg: ein höheres Einkommen für junge Familien, die Zunahme der Erwerbstätigkeit von Müttern und die vermehrte Elternzeit von Vätern. Eine neue DIW-Studie legt nach und untersucht den Einfluss des Elterngeldes auf die Einstellung junger Mütter, Väter und Großeltern und auf soziale Normen.
Familienfreundlichkeit steht bei vielen Unternehmen hoch im Kurs: Rund 74 Prozent halten dies für wichtig, ergab eine Umfrage des „Unternehmensmonitors Familienfreundlichkeit“ von 2016. Doch zwischen Theorie und gelebter Praxis klaffen offenbar deutliche Lücken: So schätzen Unternehmen ihre Firmenkultur oft viel familienfreundlicher ein, als ihre Beschäftigten dies tun. Wie lässt sich dieser „Kulturgap“ überwinden? Eine aktuelle Studie der Roland Berger GmbH im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zeigt die Schwächen unternehmerischer Familienpolitik, nennt einige Best-Practice-Beispiele und gibt Handlungsempfehlungen.
Sie werfen mit faulen Äpfeln, vergiften die Fische im Gartenteich und zerren sich vor Gericht. Wenn Streit unter Nachbarn eskaliert, fallen sämtliche Hemmungen. Doch es geht auch anders. Der erstmals vergebene Deutsche Nachbarschaftspreis zeichnete kürzlich die besten Initiativen mit Vorbildcharakter aus. „Die Auszeichnung soll Nachbarn motivieren, sich vor ihrer Haustür, in ihrer Straße und ihrem Viertel für ein lebenswertes Miteinander einzusetzen“, sagt Michael Vollmann, Geschäftsführer der nebenan.de. Der Preis wurde von der Nachbarschafts-Plattform gemeinsam mit der Diakonie Deutschland, der Deutschen Fernsehlotterie und Zalando vergeben. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
„Sozialraumorientierte Ansätze für ein gelingendes Alter(n)“ lautet der etwas sperrige Titel der Sonderausgabe des Fachmagazins „Pro Alter“: Mitglieder des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) beschreiben darin, wie Leben und Alltag in einer Kommune altenfreundlicher gestaltet werden können – immer Bezug nehmend auf den Siebten Altenbericht, der Ende 2016 veröffentlicht wurde. Zentrale Aussage der unterschiedlichen Beiträge: Ein „Weiter-so“ wird es nicht geben. Nur im Quartier und nur in geteilter Verantwortung lässt sich Pflege künftig sichern.
An den stillen Gedenktagen im November rückt uns die eigene Vergänglichkeit besonders nah. Doch die Deutschen wünschen sich nicht nur in der dunklen Jahreszeit eine intensivere Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer. Sie möchten eine ehrliche Diskussion um Grundfragen am Lebensende und wünschen sich mehr öffentlichen Diskurs um Sterbebegleitung, Hospiz- und Palliativarbeit. Diese Anliegen ermittelte eine repräsentative Befragung im Auftrag des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands e.V.
„Sie sollten gut auf sich Acht geben. Sie sind nämlich der einzige Mensch, mit dem Sie garantiert Ihr ganzes Leben verbringen“. Was wie ein verschwiemelter Kalenderspruch klingt, ist überaus ernst gemeint. Für Georg Milzner (55), Psychologe aus Münster, leben wir in einer Epoche, die „reich an Möglichkeiten und Abenteuern ist“ – und zugleich ein paar ziemlich heimtückische Nebeneffekte hat. Denn alle buhlen um unserer Aufmerksamkeit. Die Folge: Wir sind nach außen vernetzt, im Inneren jedoch vereinsamt.
Soziale Marktwirtschaft
Wirtschaftsboom mit Schieflage
Bildung
Kita-Ausbau: „Nachholbedarf ist unübersehbar“
Gesellschaft
Elterngeld: Sogar Großeltern finden es gut
Arbeitswelt
Wie familienfreundlich sind Deutschlands Unternehmen?
Soziales Engagement
Nachbarschaftspreis: Gutes tun – gleich vor der Haustür!
Pflege
Nur im Quartier lässt sich Pflege künftig sichern
Hospiz- und Palliativarbeit
Vorsorge für das Lebensende: Viel Unwissenheit
Buchempfehlung
Georg Milzner: Wir sind überall, nur nicht bei uns
Susanne Bauer
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Susanne Bauer (v. i. S. d. P.),
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ISSN: 1869-7631
Erscheinungsweise: monatlich
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