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Pflegeberufe und Fachkräftemangel – diese zwei Bereiche gehören offenbar zusammen wie unzertrennliche Zwillinge. Niedrige Bezahlung und stressige Jobs prägen das Image einer Branche, die händeringend nach Mitarbeitenden sucht. Der Arbeitsschutz wird in diesem Zusammenhang oft übersehen. Ein Beitrag im DGUV-Forum der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung beleuchtet dessen Potenzial für die Fachkräftesicherung.
Erst unlängst warf die Corona-Pandemie ein Schlaglicht auf die Bedeutung des Arbeitsschutzes. Landauf, landab war von Pflegepersonal in Altenheimen und Krankenhäusern am Limit die Rede, vom drohenden Pflexit, der Abwanderung aus der Branche, und vom anfänglichen Mangel an Masken, Schutzkleidung und Infektionsmitteln. Schlechte Ausstattung des Arbeitsplatzes und Fachkräftemangel bilden mithin einen Teufelskreis: Wen zieht es schon in einen solchen Beruf? Und wo chronisch Personal fehlt, steigt der Druck auf die verbleibende Belegschaft, merken die Autor*innen an.
Eine große Befragung der DGUV innerhalb ihres „Risikoobservatoriums“ fand heraus, dass betriebliche Prävention künftig auch von Faktoren jenseits des klassischen Auftrags der Unfallversicherung bestimmt wird. Darunter, ganz prominent, der Fachkräftemangel. „Tatsächlich zeigen die Ergebnisse über alle Branchen hinweg, dass das Fehlen von qualifiziertem Personal in 33 von 42 untersuchten Branchen absehbar ein Risiko für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit darstellt.“ Damit eng verknüpft und sich wechselseitig verstärkend wirken eine alternde Erwerbsbevölkerung, die Arbeitsverdichtung und ein hohes Niveau krankmachender Belastungen.
In der Alten- und Krankenpflege mache sich diese Problemlage besonders deutlich bemerkbar, beschreibt der Report. Noch weitere Entwicklungen trügen zur mangelnden Attraktivität des Berufs bei. Etwa auch die zunehmende Gewaltbereitschaft von Betreuten und deren Angehörigen, die Pflegekräften seelisch und vereinzelt auch körperlich zusetze. Auch körperliche Anstrengungen seien an der Tagesordnung: „Pflege ist immer noch Knochenarbeit und bedeutet Belastungen für das Muskel-Skelett-System. Und das, obwohl entlastende Hilfsmittel wie Hebehilfen auf dem Markt verfügbar sind.“ Entsprechend steht es um die Fehlzeiten in der Pflegebranche: Kranken- und Altenpflegekräfte fielen laut TK-Gesundheitsreport 2019 krankheitsbedingt rund 23 Tage pro Jahr und damit über 50 Prozent häufiger aus als die Vergleichsgruppe aller Beschäftigten.
Die beschriebene Abwärtsspirale von Fachkräftemangel und krankmachenden Entwicklungen könnte durchaus gestoppt werden, legen die Autor*innen nahe. Demografie-Checks zur Altersstrukturanalyse unter Berücksichtigung von körperlichen und psychischen Belastungsfaktoren machen langfristige Folgen des demografischen Wandels in der Pflege schon heute vorhersehbar – höchste Zeit, präventiv zu handeln!
Die Komplexität der Aufgabe setze politische Rückendeckung voraus, merken die Autor*innen an. So verlange die 2018 ins Leben gerufene „Konzertierte Aktion Pflege“ immer noch nach lückenloser Umsetzung. „Zu den zentralen Zielen dieses Programms gegen Personalnot gehören auch bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen.“
Eva Flaspöhler / Ina Neitzner / Dietmar Reinert u. a., Fachkräftemangel und Arbeitsschutz am Beispiel der Pflege, DGUV Forum 6/2022, Schwerpunkt Strukturwandel, Seiten 25-28
Ausführliche Ergebnisse des Risikoobservatoriums:
www.dguv.de/ifa/fachinfos/arbeiten-4.0/risikoobservatorium/index.jsp
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