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Die stationäre Versorgung hochaltriger Menschen umfasst primär Unterbringung und Pflege. Doch sie kann sehr viel mehr sein, zeigen Modellvorhaben hierzulande. Die Öffnung ins umliegende Quartier hinein bietet vielfältige, bislang noch zu wenig untersuchte Chancen für die Pflegebedürftigen selbst, aber auch für die gesamte Bürgerschaft. Die vorliegende Untersuchung am Beispiel Thüringens will Anstöße geben, die auch in der übrigen Republik die Diskussion um innovative Konzepte einer humanen Pflegeversorgung beflügeln dürften.
Der Pflege- und Gesundheitswissenschaftler Björn Eifler stützt seine Studie auf zehn leitfadengestützten Interviews mit Fach- und Führungskräften aus der Pflegepraxis in Thüringen. Herausgeber ist die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e. V. – AGETHUR. Die Stellungnahmen von Profis aus den Landesverbänden der Wohlfahrtspflege, vom Verband der privaten Anbieter sozialer Dienste (BPA), aus Einrichtungsleitung und Quartiersmanagement fördert wichtige Alltagserfahrungen zur Sozialraumorientierung der stationären Pflegezutage.
Alle Befragten sind von der Notwendigkeit einer Öffnung der stationären Pflege ins Quartier überzeugt und haben mehrheitlich klare Vorstellungen von sinnvollen Öffnungsschritten, ergaben die Interviews. Einzelne Ergebnisse:
Diese Sichtweise zielt auf eine klassische Win-Win-Situation. Die Pflegeheime werden durch ihre Öffnung ins Quartier idealerweise zur Drehscheibe lebendiger Begegnungen. So könnten Bürger*innen und Netzwerke die Ressourcen einer Pflegeeinrichtung nutzen, zum Beispiel für Kulturveranstaltungen und alltagsrelevante Dienstleistungen (offener Mittagstisch, Friseur, Fußpflege, Physiotherapie), Pflegeberatung, sowie Schulungen zur Gesundheit und Pflege. Weitere Vorteile:
Die Landesregierung ist mehrfach gefragt: zum einen in der finanziellen Unterstützung von Öffnungsmaßnahmen, die stets mit einem Mehr an Auswand verbunden sind. Die Politik könnte sich gegenüber den Pflegekassen für eine geregelte Finanzierung einsetzen, so der Vorschlag. Zum anderen wird angeregt, Pflegeeinrichtungen, die neue Öffnungsansätze erproben, einen Schutzstatus als Modelleinrichtungen zu garantieren, um nicht in Konflikt mit Ordnungsbehörden und Heimaufsicht zu geraten.
Die vorliegende Studie zeigt neue Ansätze in Thüringen auf, die der Exklusion der vollstationären Pflege entgegenwirken und den Pflegebedürftigen Zuwendung, Begegnung und Selbstbestimmung auch in den späten Lebensjahren sichern. Die in Thüringen gewonnenen Erkenntnisse seien auch jenseits des Freistaates von Interesse, obgleich die rigiden Rahmenvorgaben der Sozialgesetzbücher V und XI bundesweit die Öffnung der Pflege erschwerten, merkt Eifler an. „Dabei ist es zwingend notwendig, die länderspezifischen gesetzlichen Regelungen für die stationäre Pflege sowie evtl. vorhandene Landesprogramme für die finanzielle Förderung zu beachten.“
Allesamt notwendige Überlegungen, ist sich Eifler bewusst, die jedoch im Zeichen der Corona-Pandemie eher ungünstige Perspektiven haben, in Zukunft aber wieder aufgegriffen werden sollten.
Björn Eifler, Öffnung von stationären Pflegeeinrichtungen in den Sozialraum Quartier. Explorative Untersuchung zu den Perspektiven der Sozialraumorientierung aus der Sicht der Akteure des Thüringer Altenpflegesektors, Hg.: Landesvereinigung für Gesundheitsförderung
Thüringen e. V. – AGETHUR, Weimar 2020, 55 Seiten, Download
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