Suche
Angesichts einer steigenden Nachfrage steht die professionelle Pflege vor erheblichen Herausforderungen. Digitale Lösungen sollen zu einer spürbaren Entlastung führen, so die Hoffnung. Deshalb hat die Universität Osnabrück unterschiedliche Pflegetechnologien unter die Lupe genommen. Wie das im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erstellte Gutachten „Digitale Technologien für die Pflege“ (GuDiT) zeigt, bieten sie vielfältige Chancen. Eine „umfängliche Reflexion und Abwägung der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ halten die Forschenden allerdings für eine unverzichtbare Voraussetzung.
Zwar hätten bisherige Studien eine „generelle Offenheit für diese neuen Technologien“ in Einrichtungen und Pflegediensten festgestellt, konstatiert die Abteilung Pflegewissenschaft der Universität Osnabrück. Was den flächendeckenden Einsatz angehe, stehe man jedoch erst am Anfang. Hinzu komme die Erkenntnis, dass sich technische Innovationen häufig an die Leistungsempfangenden richteten. Dagegen blieben wichtige Unterstützungspotenziale beispielsweise für das Pflegefachpersonal noch ungenutzt.
Von Juli 2021 bis Februar 2022 ging das Forschungsteam in einem partizipativen Prozess folgenden Fragen nach:
Im Rahmen eines multiprofessionellen Workshops identifizierten die Expert*innen zunächst 70 relevante Technologien. Anschließend erhielt die (Fach-) Öffentlichkeit über ein „e-Partizipations-Tool“ die Möglichkeit, diese zu ergänzen bzw. Anpassungen vorzunehmen. Eine Auswahl davon ordnete man fünf Kategorien zu:
In einem weiteren Schritt wurden ausführliche Beschreibungen erarbeitet. Zehn Anwendungsbeispiele vermitteln darüber hinaus Erfahrungswissen aus der beruflichen Praxis.
Dazu gehört etwa die „Televisite portable“, die im St. Gereon Alten- und Pflegeheim erprobt wurde. Zum Hintergrund: Das System sollte nicht nur dazu dienen, um im Notfall medizinische Fragen zu klären. Man wollte es so weiterentwickeln, dass sich zugleich die hausärztliche Erreichbarkeit verbessert. Zu den Erfolgsfaktoren gehörte die Entscheidung, eine feste Ansprechperson zu benennen und alle Prozesse transparent zu gestalten. Als anfängliche Hürde erwiesen sich die Schnittstellenprobleme zwischen der Televisite-Technologie und der bisherigen Dokumentation, die einen Systemwechsel erforderten sowie die Schulungen des Personals. Doch der Aufwand hat sich offenbar gelohnt, da während der Pandemie virtuelle Hausbesuche stattfinden konnten.
Mit Blick auf die weitere Forschung kommen die Autor*innen zu folgenden Erkenntnissen:
Damit die Implementierung digitaler Technologien in der Praxis erfolgreich umgesetzt wird, werden folgende Schritte empfohlen:
Aufgrund der dynamischen Marktentwicklung von digitalen Technologien sei nach Ansicht des Forschungsteams davon auszugehen, dass die vorliegenden Ergebnisse kontinuierlich aktualisiert werden müssten. Die GuDiT-Systematisierung einschließlich der Technologiebeschreibungen böten Praxis und Wissenschaft dafür eine Grundlage.
Hinzuweisen ist in diesem Zuge auch auf die Aktivitäten des Verbändebündnis „Digitalisierung in der Pflege“, das erste Überlegungen zum Nationalen Strategieplan für die Digitalisierung in der Pflege vorgelegt hat.
L. M. Wirth, M. Garthaus, I. Jalaß, U. Rösler, L. Schlicht, M. Melzer, M. Hülsken-Giesler, 2022. Kurz- und mittelfristiger Technologieeinsatz in der Pflege. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, baua: Bericht kompakt, Download
Gemeinsam sozial wirksam
„Kein anderer hätte einer Selbsthilfeorganisation ein Konto gegeben“
Arbeitswelt
Soziale Arbeit vor dem Burnout: „Höchstmögliche berufliche Erschöpfung“
Digitalisierung
Ein Gutachten beleuchtet den Technologieeinsatz in der Pflege
Wohnen
Wohnungspolitische Strategien für die Babyboomer
Buchempfehlung
Willi Kremer-Schillings: Satt und unzufrieden. Bauer Willi und das Dilemma der Essensmacher
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
Konrad-Adenauer-Ufer 85
50668 Köln
T 0221 97356-237
F 0221 97356-477
E-Mail