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Mal ehrlich, wie viele gebrauchte Handys, Elektrogeräte, Kleider und Bücher lagern bei Ihnen zu Hause ungenutzt in Schubladen, Schränken und Regalen? Eine Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und eBay Kleinanzeigen hat jetzt einmal genauer nachgerechnet und kommt zu der Schlussfolgerung: Vermeidung von Ressourcenverschwendung ist nicht nur gut für den eigenen Geldbeutel, sondern auch fürs Klima. Was für den einzelnen Haushalt gilt, trifft erst recht auf die Gesundheitsbranche zu.
In fast jedem deutschen Haushalt liegen Produkte im Wert von durchschnittlich etwa 1.300 Euro herum – zusammengerechnet knapp 53 Milliarden Euro, ermittelte die Studie. Zur Geldverschwendung kommt der unnötige Ressourcenverbrauch: „Je länger oder häufiger ein Produkt genutzt wird, desto weniger Treibhausgase fallen bei der Herstellung pro Nutzung an“, so Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut. Ein Problem, das für viele Alltagsbereiche zutrifft, auch für die Gesundheitsbranche. Sie ist für die Emission von jährlich rund 70 Millionen Tonnen CO2–Äquivalenten verantwortlich, das entspricht 5,2 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland (www.aerzteblatt.de/nachrichten/128716/Deutscher-Aerztetag-Gesundheitswesen-soll-bis-2030-klimaneutral-sein).
Ein Krankenhausbett hat den Energiebedarf von rund einem Doppelhaus und entspricht etwa einer Tonne CO2 pro Jahr. Durch die Reduzierung ihres Energie- und Ressourcenverbrauchs können Gesundheitseinrichtungen Geld sparen und zugleich einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Verschiedene Initiativen unterstützen sie dabei.
Noch bis April dieses Jahres läuft die Nationale Klimaschutzinitiative KLIK green, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Bundesweit rund 250 Krankenhäuser und Reha-Kliniken sind an dem Drei-Jahres-Projekt beteiligt – mit Erfolg: „Mit Stand Dezember 2021 ergibt die Bilanzierung von bisher 553 Klimaschutzmaßnahmen eine CO2-Äquivalent-Reduktion von insgesamt 140.000 Tonnen, die durch das Projekt KLIK green voraussichtlich erreicht wird“, verkündet die Initiative stolz. Durch die Teilnahme am Projekt würden Einsparungen im Bereich Energie, Beschaffung, IT, Mobilität, Abfall und Speisenversorgung ermöglicht. „Allein durch Energieeinsparungen können Kliniken die betrieblichen Energiekosten um bis zu zehn Prozent reduzieren“, so KLIK green – was angesichts der derzeit explodierenden Energiepreise noch an Bedeutung gewinnt. Vor allem im Bereich Beleuchtung werde in den Kliniken viel getan: zum Beispiel durch den Austausch von herkömmlichen Leuchtmitteln gegen LED.
Auch die Wiederverwertung steht bei KLIK green im Fokus: So läuft an verschiedenen Hamburger Asklepios-Kliniken ein Projekt zum Recycling von OP-Klammernahtgeräten. Stand Oktober 2021 konnten so insgesamt 356 Kilogramm Material recycelt und 1.744 Kilogramm CO2-Emissionen eingespart werden. An der Universitätsmedizin Essen wird ein Refill-System für Pipettenspitzen erprobt, rund ein Dutzend Einrichtungen testet das Recycling von klimaschädlichen Narkosegasen.
Weitere Ideen wie vegetarische Kost in der Speisenversorgung, Präsenzmelder für bedarfsgerechte Lüftung oder grüne Architektur auf dem Klinikgelände wurden umgesetzt. KLIK Green hält zudem Tipps für kleinere Gesundheitseinrichtungen vor: So gibt es einen CO2-Rechner speziell für Arztpraxen bzw. für Apotheken, mit dem sie ihren CO2-Fußabdruck eines Jahres berechnen können (https://www.thankyounature.org) oder die Initiative „Praxis ohne Plastik“ mit vielen Tipps für eine nachhaltige Praxisführung (http://praxisohneplastik.de/tipps/schnelle-tipps-fur-eine-nachhaltige-praxisfuhrung/).
Im Frühjahr 2021 erhielt KLIK green Verstärkung durch ZUKE green – eine Initiative, die sich um nachhaltige Beschaffung im Gesundheitssektor kümmert. „Der Einkauf kann bis zu 70 Prozent der im Krankenhaus entstehenden Emissionen beeinflussen, denn die meisten Emissionen entstehen in der Lieferkette“, schreibt ZUKE green auf ihrer Webseite.
Die Initiative bietet auf ihrem Online-Portal auch einen Startup-Scout – hier finden sich beispielsweise das Unternehmen Green Textile Solutions (https://www.greentextilesolutions.com/), das nachhaltige Textilien und Berufsbekleidung für Krankenhäuser, Pflegeheime und Wäschereien bietet, oder mediGOgreen (https://www.medigogreen.com/), ein Verwertungssystem für Medizintechnik. Letzteres wird seit Kurzem vom Marienhospital Osnabrück (Niels-Stensen-Kliniken) getestet. Das Startup QraGo (www.qrago.de) organisiert mit einer Vermittlungs- und Planungssoftware Patiententransporte.
Corona-Pandemie treibt Bewusstsein für Nachhaltigkeit: Studie des Wuppertal Instituts zur Circular Economy im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin, sowie eBay Kleinanzeigen
https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/7564
Weitere Informationen
KLIK green-Projekt:
www.klik-krankenhaus.de/startseite
Zukunft-Krankenhaus-Einkauf/ZUKE green:
www.zukunft-krankenhaus-einkauf.de/zuke-green
Klimaretter-Projekt:
projekt.klimaretter-lebensretter.de
Green Hospital – Best Practice-Datenbank:
www.stmgp.bayern.de/meine-themen/fuer-krankenhausbetreiber/green-hospital-plus
Fraunhofer Institut ISI - Ressourcenschonung im Gesundheitssektor: www.isi.fraunhofer.de/de/competence-center/nachhaltigkeit-infrastruktursysteme/projekte/ressourcenschonung_gesundheitssektor.html
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