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Größter Wunsch älterer Menschen ist, so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch bei Hilfsbedürftigkeit möchten sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Alternative Wohnangebote jenseits des Pflegeheims sind gefragt, die sich den individuellen Lebenslagen älterer Menschen anpassen. Veränderte Familienstrukturen und demografischer Wandel verlangen rasches Handeln von Politik und Gesellschaft. Wie steht es hierzulande um das Angebot altengerechter Wohn- und Betreuungsformen, wo tun sich Defizite auf, welche neuen Konzepte liefern Antworten? Diese Fragen greift das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins ProAlter auf.
Schwerpunkt des Fachmagazins ist das Thema „Pflege und Wohnen“. Zwei Beiträge widmen sich dem Praxisbeispiel „Gemeindeschwester Plus“ aus Rheinland Pfalz zur präventiv aufsuchenden Beratung hochbetagter Menschen, die noch keine Pflege brauchen. Einen ganz anderen Ansatz verkörpert das „Bielefelder Modell“: Es zeigt Wege auf, wie hilfsbedürftige Menschen mit und ohne Handicap ein selbstbestimmtes Leben in gewachsenen Nachbarschaftsstrukturen führen können. In einem weiteren Beitrag erläutert der Frankfurter Alternswissenschaftler Prof. Dr. Frank Oswald die Erkenntnismöglichkeiten der „Ökologischen Gerontologie“, ein Forschungsfeld über das Verhältnis zwischen dem alternden Menschen und seiner sozialräumlichen Umwelt.
Die Einführung in den Themenschwerpunkt liefert KDA-Referentin Ursula Kremer-Preiß unter der Überschrift: „Wohnen im Alter. Entwicklungen auf dem richtigen Weg?“ Die Autorin leitet den Fachbereich „Wohnen und Quartiersgestaltung“ beim Kuratorium Deutsche Altershilfe. Ihr Fachbeitrag fasst Stand und Perspektiven der Wohn- und Versorgungssituation älterer Menschen hierzulande zusammen und erörtert drei zentrale Fragen:
Kremer-Preiß lässt keinen Zweifel an dem erheblichen Nachholbedarf an zukunftsfähigen Wohnformen für ältere und hilfsbedürftige Menschen. Dabei gilt es schwierige Bedingungen wie den Fachkräftemangel in der Pflege, das Schwinden herkömmlicher familiärer Hilfsstrukturen und die Bezahlbarkeit von Wohnraum zu berücksichtigen.
Zugleich listet die Autorin unter Hinweis auf eine länderbezogene Bestandsaufnahme des KDA zum „Wohnen im Alter“ (2014)* klare Fortschritte auf: Diverse Förderprogramme, rechtliche Rahmenbedingungen und eigens geschaffene Koordinationsstellen haben in den vergangenen Jahren ein beträchtliches altersgerechtes Wohnangebot angestoßen. Dasselbe gilt für den Bund, der alleine schon mit KfW-Mitteln für die altengerechte Anpassung im Bestand rund 250.000 Wohneinheiten geschaffen hat. Zusätzlich wurden mehrere hundert Quartiersinitiativen aus zahlreichen Finanztöpfen gefördert.
Der Fachbeitrag führt außerdem den Zuwachs alternativer Wohnangebote auf: geschätzte 163.000 bis 340.000 Einheiten für Betreutes Wohnen, 3.100 ambulant betreute Wohngemeinschaften und zahlenmäßig nicht näher genannte „Ambulantisierte Einrichtungen“. Dabei können selbständig angemietete Wohnungen mit ambulant zugelieferten Versorgungsmodulen rund um die Uhr kombiniert werden.
Das alles kann sich sehen lassen, reicht aber nicht aus, ist Autorin Kremer-Preiß überzeugt. Vor allem die Nachfrage der Babyboomer-Generation wird den Mangel an altengerechtem Wohnraum verschärfen. In nächster Zukunft sollten daher folgende Aspekte in den Vordergrund rücken:
Überhaupt lässt sich die Analyse in einem einzigen Satz zusammenfassen: „Um dem stark steigenden Bedarf (...) gerecht werden zu können, muss die gewachsene Vielfalt der Wohnangebote unter Beachtung der Aspekte Barrierefreiheit, Qualitätssicherung und nachhaltige Finanzierbarkeit von Koordination weiter ausgebaut werden“, so Ursula Kremer-Preiß.
Auf dem Kongress „Betreutes Seniorenwohnen“ am 6. November 2018 in Frankfurt am Main stellen die Bank für Sozialwirtschaft, die BFS Service GmbH und das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) die Ergebnisse ihrer im Sommer 2018 durchgeführten Studie zur Struktur und den Herausforderungen im Betreuten Seniorenwohnen vor. Grundlage der Studie ist eine Umfrage unter Anbietern von Betreuten Wohnanlagen zu gängigen Betreuungsformen, Versorgungsquoten, Wohnungsgrößen und Angebotsstruktur sowie zu Nachfrage und Bedarf der Bewohner.
Weitere Informationen: www.kongress-betreutes-seniorenwohnen.de
*KDA/Wüstenrot-Stiftung (Hg.), Wohnatlas – Rahmenbedingungen der Bundesländer beim Wohnen im Alter, Köln 2014, 202 Seiten
Ursula Kremer-Preiß, Wohnen im Alter. Entwicklungen auf dem richtigen Weg? in: ProAlter, Ausgabe 3/18, hg. vom Kuratorium Deutsche Altershilfe, Schwerpunktausgabe „Pflege und Wohnen, Seite 9-25, Download.
Guter Überblick über Wohn- und Lebensformen im Alter: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Länger zu Hause leben. Ein Wegweiser für das Wohnen im Alter, Berlin 2017, 103 Seiten, Download.
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