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als wir diese Ausgabe der BFS-Trendinfo zusammenstellten, beschlichen uns kleine Zweifel: Digitalisierung, Protektionismus, Fake News und zu guter Letzt der Zerfall der Demokratie? Muten wir unseren Lesern im schönen Frühsommer da nicht etwas zu viel zu? Sicher, Schreckgespenster treiben derzeit viele ihr Unwesen. Doch wenn man genauer hinsieht, ist nicht alles grau. Die Studien zeigen Wege und Lösungen, wie man trotz – oder gerade wegen – radikaler Veränderungen die Zukunft gestalten kann.
Auch der diesjährige Gewinner des Deutschen Schulpreises ist ein echter Lichtblick für gelebte Inklusion. Und à propos Gemeinschaft: Am 7. Juli ist Welttag der Genossenschaften! Passend dazu haben wir Friedrich-Wilhelm Raiffeisen, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiert und als Gründervater der Genossenschaftsidee gilt, noch einmal genauer unter die Lupe genommen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Ihre
Bank für Sozialwirtschaft
Eine Horrorvision treibt die Industriegesellschaften um: Sind Maschinen, Roboter und Algorithmen gefräßige Jobkiller? Vor kurzem erst griff Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Thema auf dem DGB-Bundeskongress auf. Automatisierung und Digitalisierung bedeuten ihm zufolge nicht, dass die Arbeit ausgehen wird. Die Frage sei eher: Wie sieht sie künftig aus? Auch eine gemeinsame Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) gibt Entwarnung.
Nach Industrie und Medizin ist die Digitalisierung auch in der Pflegewirtschaft angekommen. Pflegeroboter und Tele-Monitoring sollen die Probleme von Personalnot und wachsendem Pflegebedarf lösen helfen. Doch mit mehr Technik alleine ist es nicht getan. Die Beschäftigten müssen in die Implementierung moderner Technologien partizipativ eingebunden werden, fordern drei Pflegewissenschaftler in ihrem „Leitbild Pflege 4.0“.
Inklusion bedeutet gemeinhin, Regelschulen für Menschen mit Behinderung zu öffnen, in Greifswald hingegen geht man den Weg umgekehrter Inklusion: Die Martinschule unterrichtete anfangs ausschließlich Kinder mit geistiger Behinderung, ehe sie auch Schüler ohne Handicap aufnahm. Dieses Inklusionsmodell gefiel den Juroren des Deutschen Schulpreises so gut, dass sie der Schule den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis zuerkannten.
Genossenschaften sind ein absolutes Erfolgsmodell: Fast eine Milliarde Menschen weltweit sind Mitglied einer solchen, in Deutschland ist es mehr als jeder Vierte. Hinzu kommt: Nach einer Forsa-Umfrage zum Raiffeisenjahr 2018 sind zwei Drittel der Deutschen davon überzeugt, dass Genossenschaften für mehr Gerechtigkeit sorgen, bei den unter 30-Jährigen sogar noch mehr.
Das Sozialwesen boomt: Die Wirtschaftsleistung im Bereich der Altenpflege, Kinder- und Jugendhilfe ist in den vergangenen 25 Jahren um 140 % gestiegen (Gesamtwirtschaft: +40 %). Die Zahl der Beschäftigten hat sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt (Gesamtwirtschaft +11 %). Doch attraktivere Arbeitsbedingungen seien unumgänglich, um ausreichend qualifiziertes Personal gewinnen zu können, konstatiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer aktuellen Studie zum Sozialwesen in Deutschland.
Die protektionistischen Vorhaben von US-Präsident Donald Trump stellen den jahrzehntelangen Konsens über die Vorteile des globalen Handels in Frage. Ein Zeitenwechsel, schließlich galt doch der möglichst ungehemmte Austausch von Waren, Ideen und Geld als Garant für Freiheit und Wohlstand. Auch in Europa verschaffte sich eine wachsende Globalisierungskritik Gehör. Doch was denken die Bürger tatsächlich? Eine Bertelsmann-Studie fragte nach, wie die Menschen zu Handel und Globalisierung stehen.
Wie sehr beeinflussen Facebook, Twitter & Co demokratische Entscheidungsprozesse durch Desinformationen und Falschmeldungen? Das Thema wird derzeit bei Politik und Wissenschaft heiß gehandelt: Mitte März hat eine Expertengruppe der EU-Kommission ihren Bericht zu „Fake News und online-gestützter Desinformation“ vorgelegt. Fast zeitgleich brachte die Grünen-Fraktion eine Anfrage zu „Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Politischer Desinformation im Internet“ in den Bundestag ein. Daneben befassen sich verschiedene Studien mit dem Thema.
Yascha Mounk ist einer der führenden Analysten zur Krise der liberalen Demokratie und er-forscht als kritischer Beobachter die Populismus-Trends weltweit. In seinem neuen Buch schlägt der Politikwissenschaftler die Brücke von Donald Trump zu den Rechtspopulisten in Europa und beobachtet einen schleichenden Zerfall der Demokratie. Um das Vertrauen in die Politik wiederherzustellen, plädiert er dafür, das Bewusstsein für die Werte und Errungenschaften dieser Regierungsform zu erneuern.
Digitalisierung
Die Jobs gehen nicht aus – sie werden nur anders
Pflege
Hightech funktioniert nur mit dem Menschen
Bildung
Deutscher Schulpreis für mutiges Inklusionsmodell
Genossenschaften
200 Jahre Raiffeisen: „Was einer allein nicht schafft, schaffen viele“
Sozialwirtschaft
Sozialwesen in Deutschland: Wachstum top, Lohnniveau flop
Globalisierung
Deutsche zwischen Zweifel und Zuversicht
Demokratie
Fakten oder Fake News? Wahlkampf in Zeiten von Social Media
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Yascha Mounk: Zerfall der Demokratie. Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht
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