Stiftungsvermögen anlegen

Die Vermögensanlage von Stiftungen ist ein zentrales Instrument zur langfristigen Wirkungssicherung. Wer eine Stiftung gründet oder verwaltet, muss sicherstellen, dass das Stiftungskapital nicht nur erhalten bleibt, sondern auch Erträge erwirtschaftet, die dem Stiftungszweck dienen. Dabei gelten klare rechtliche Rahmenbedingungen und strategische Anforderungen, die in den Anlagerichtlinien der Stiftung festgehalten werden sollten.

Zwei Frauen sitzen auf einem Sofa und unterhalten sich, während sie auf einen Laptop schauen.

Erfahren Sie…

  • ...welche Vermögenswerte zum Stiftungsvermögen zählen.
  • ...welche Rolle das Grundstockvermögen spielt und warum es dauerhaft erhalten bleiben muss.
  • ...warum eine durchdachte Vermögensallokation entscheidend für die langfristige Wirkung und Stabilität der Stiftung ist.
  • ...wie Stiftungsvorstände Verantwortung für Vermögensallokation und Wirkungseinheit übernehmen können.
  • ...welche rechtlichen Rahmenbedingungen für die Vermögensanlage von Stiftungen gelten.
  • ...wie Anlagerichtlinien helfen, die Vermögensverwaltung strategisch und zweckkonform zu steuern.
  • ...welche Anlageformen für Stiftungen geeignet sind – nachhaltig, risikooptimiert und richtlinienkonform.
Eine Person benutzt einen Taschenrechner und überprüft Finanzdiagramme auf einem Schreibtisch.
Eine Person benutzt einen Taschenrechner und überprüft Finanzdiagramme auf einem Schreibtisch.

Was zählt zum Stiftungsvermögen? 

Das Stiftungsvermögen bzw. Stiftungskapital umfasst alle Vermögenswerte, die der Stiftung zur Verfügung stehen – insbesondere das Grundstockvermögen, das dauerhaft erhalten bleiben muss. Dazu zählen:  

  • Geldmittel (Barvermögen, Kontoguthaben)
  • Sachwerte (z. B. Immobilien, Kunst)
  • Unternehmensanteile
  • Beteiligungen an Fonds oder anderen Kapitalanlagen 
Vermögensanlage von Stiftungen: Rechtliche Rahmenbedingungen
Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten?

Die Vermögensanlage von Stiftungen unterliegt der Abgabenordnung, dem Bürgerlichen Gesetzbuch (§§ 80 ff. BGB) sowie den jeweiligen Landesstiftungsgesetzen

Welche Rolle spielt das Grundstockvermögen?

Das Grundstockvermögen bildet die finanzielle Basis einer Stiftung. Es dient der dauerhaften Verwirklichung des Stiftungszwecks und sollte sicher und ertragbringend angelegt werden.

Was ist bei der Ertragsverwendung zu beachten?

Die Erträge aus der Vermögensanlage müssen grundsätzlich dem Stiftungszweck dienen. Bis zu einem Drittel der Erträge darf im Sinne des Werterhalts in freie Rücklagen überführt werden.

Welche Rolle tragen die Stiftungsvorstände?

Die Stiftungsvorstände tragen die Verantwortung für die Einhaltung der Vorgaben und haften bei Pflichtverletzungen. 

Strukturierte Anlageentscheidungen: Anlagerichtlinien für Stiftungen 

Anlagerichtlinien sind ein zentrales Steuerungsinstrument für die zweckkonforme Vermögensanlage von Stiftungen. Sie definieren: 

  • Anlagestrategie und Anlageziele 
  • Zulässige Anlageklassen (z. B. Fonds, Immobilien, Aktien) 
  • Grenzen für Risiko und Liquidität 
  • Zuständigkeiten und Berichtspflichten 
  • Nachhaltigkeitskriterien, die eine zweckkonforme Vermögensanlage sicherstellen. 

Die Anlagerichtlinien sollten regelmäßig überprüft und mit Blick auf aktuelle Marktbedingungen (neu) beurteilt werden. Im Gegensatz zu Satzungsänderungen, die eine notarielle Beurkundung erfordern, können Anlagerichtlinien bei Bedarf direkt angepasst werden. Wichtig ist, dass die Anlagerichtlinien mit der Stiftungssatzung übereinstimmen und die Wirkungseinheit zwischen Kapitalanlage und Stiftungszweck sicherstellen. 

Carsten Graßhoff, Teamleiter Institutionelle Wertpapierberatung
"Konkrete Handlungsanweisungen für die Vermögensanlage ergeben sich häufig nicht aus der Stiftungssatzung. Eine Konkretisierung in Form von Anlagerichtlinien ist daher essenziell."

Stiftungsvermögen anlegen: Werterhalt, Wirkung und Gemeinnützigkeit im Einklang 

Eine durchdachte Anlagestrategie ist entscheidend für die Stabilität und Ertragskraft des Stiftungsvermögens. Doch was bedeutet das in der Praxis? Die wichtigsten Handlungsempfehlungen haben wir für Sie zusammengestellt. 

1. Diversifizieren Sie Ihr Anlageportfolio

Stiftungen befinden sich mit Blick auf Ihre Vermögensallokation in einem konstanten Spannungsverhältnis zwischen Ertragskraft und Risiko. Der reale Werterhalt gelingt nur durch eine ausgewogene Kombination renditestarker und risikoarmer Anlageklassen. Keine Anlageklasse erfüllt alleinstehend die Anforderungen – während stabile Anlagen den realen Werterhalt nicht abbilden können, sind Aktien zwar ertragsstark, aber äußerst volatil. 

Diversifikation im Anlageportfolio (Bankeinlagen, Anleihen, Immobilien, Aktien) reduziert Risiken und erhöht die Resilienz gegenüber marktbedingten Schwankungen. Historisch betrachtet gilt eine Aktienquote von 30 % als ideal, um den langfristigen Werterhalt des Stiftungsvermögens unter Berücksichtigung von Inflationsausgleich und Risikobegrenzung zu sichern.   

2. Legen Sie eine Rücklagenstrategie fest

Neben der optimalen Anlageklassenverteilung ist die strategische Rücklagenbildung essenziell für den realen Werterhalt. Bis zu einem Drittel der Erträge aus dem Grundstockvermögen darf gemäß Abgabenordnung in freie Rücklagen überführt werden. Diese Thesaurierungsquote von 1/3 gilt als gute Balance, um den Werterhalt zu stärken und gleichzeitig ausreichend Mittel für die Zweckerfüllung zu nutzen. Das bedeutet: Verwenden Sie 1/3 Ihrer Erträge aus dem Grundstockvermögen für freie Rücklagen und 2/3 für die Zweckverwirklichung.

3. Sorgen Sie für Rechts- und Richtlinienkonformität

Stiftungen sind mit Blick auf ihre Vermögensanlage an gewisse rechtliche Anforderungen (s.o.) gebunden. Um eine rechtssichere und richtlinienkonforme Geldanlage zu gewährleisten, kann das Stiftungsvermögen beispielsweise in sogenannten Stiftungsfonds angelegt werden, die speziell auf Stiftungen zugeschnittene Investmentlösungen bieten. Digitale Vermögensverwaltungsplattformen wie GemeinwohlInvest sorgen darüber hinaus für eine vereinfachte Steuerung, Transparenz und die Einbindung aller Gremien.

4. Schaffen Sie Transparenz

Anlagerichtlinien dienen der Konkretisierung Ihrer Anlagestrategie – unter Einbezug rechtlicher Rahmenbedingungen und individueller Ziele. Hinterfragen Sie Ihre Anlagestrategie regelmäßig und passen Sie Ihre Anlagerichtlinien mit Blick auf Marktveränderungen gegebenenfalls an. Dokumentieren Sie Ihre Entscheidungsprozesse rund um das Thema Geldanlage und sorgen Sie durch regelmäßige Berichte für mehr Transparenz gegenüber Gremien & Aufsichtsorganen.

5. Investieren Sie nachhaltig

Nachhaltigkeit ist kein Widerspruch, sondern eine Chance – Investitionen können sowohl Wirkung als auch Ertrag erzielen. Viele Stiftungen investieren beispielsweise gezielt in ESG-konforme Anlagen oder richten Ihre Investments an den UN Sustainable Development Goals aus, um ökologische und soziale Wirkung zu entfalten. Dadurch wird das Stiftungsvermögen über die Mittelverwendung hinaus sinnvoll und zweckkonform eingesetzt. Definieren Sie Ihre persönliche Nachhaltigkeitsstrategie – im Einklang mit Satzung und Gemeinwohl.

Fazit

Die Vermögensanlage von Stiftungen ist weit mehr als ein technischer Verwaltungsakt – sie ist ein strategischer Hebel zur Erfüllung des Stiftungszwecks. Dabei gilt zunächst zu beachten, dass das Grundstockvermögen zur dauerhaften Erfüllung des Stiftungszwecks in jedem Fall erhalten bleiben muss. Mit klaren Anlagerichtlinien, strategischer Rücklagenbildung und einem diversifizierten Anlageportfolio lässt sich das Stiftungskapital langfristig sichern und ertragbringend anlegen.

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