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Ein Barometer misst den Luftdruck und ist unbestechlicher Helfer bei der Wettervoraussage von Sonne bis Regen. Das neue Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung funktioniert vergleichbar: Es liefert eine Bestandsaufnahme des deutschen Schulalltags, die geradewegs in eine düstere Wetterfront weist. Gewalt unter Schülerinnen und Schülern, gestresste Lehrkräfte und marode Gebäude stehen für „eine dramatische Bildungskrise in den Schulen“. Dabei gibt es durchaus Lösungsperspektiven, erläutert das Wissenschaftlerteam, sie müssten nur endlich angepackt werden.
Das Schulbarometer erscheint regelmäßig seit 2019. Der aktuellen Ausgabe liegt die repräsentative Befragung von 1.608 Lehrpersonen an allgemein- und berufsbildenden Schulen Ende 2023 zugrunde. Das Format möchte die Sichtweise jener Personenkreise aufgreifen, die Schule täglich erleben und mitgestalten – Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen, Schüler und weiteres pädagogisches Personal.
Die beschriebenen Problempunkte klingen nicht eben neu, das Deutsche Schulbarometer verdeutlicht aber, wo aus Sicht der unmittelbar im Schulsystem Betroffenen der höchste Druck herrscht. Aus dieser empirischen Bestandaufnahme sollen „mögliche Empfehlungen für Entscheider*innen im Bildungssystem abgeleitet werden“, so das Ziel. Die folgenden Überlegungen runden die Untersuchung ab.
1. In der Wirklichkeit ankommen: Wir leben in einer superdiversen Gesellschaft!
Menschen mit Einwanderungsgeschichte in der vierten, fünften Generation, neu Zugewanderte, eine Vielzahl von Familienformen: Das deutsche Schulsystem müsse sich endlich vom homogenen Gesellschaftsbild der Vergangenheit verabschieden und der Realität einer hochgradig diversen Bevölkerung stellen. Dazu bedürfe es erheblich besserer Vorbereitung des Lehrpersonals auf einen inklusiven Schulalltag mit breit angelegter individueller Förderung. Der Schulraum solle als „dritter Pädagoge“ ernst genommen und die Unterrichtsräume konsequent für moderne Lehr- und Lernmethoden hergerichtet werden, fordert die Untersuchung. „Wir müssen nun an allen möglichen Stellschrauben drehen, um die Bildungskrise bestmöglich abzufedern. Dafür braucht es jetzt ein Sondervermögen für Bildung, um (…) unser Schulsystem zukunftsfähig zu gestalten“.
2. Vision entwickeln: Das Erreichen der Regelstandards sichern!
Frühe Bildung hat die größte Hebelwirkung – nach dieser Devise gilt es, die bereits in der Grundschule gravierenden Herausforderungen entschlossen aufzugreifen. Jedes Kind müsse nach der Grundschulzeit die Regelstandards für die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen erreichen können, fordern die Forschenden. Neben einem ausreichenden Personalschlüssel, modernen Räumlichkeiten und exzellenten Förderangeboten für den inklusiven Unterricht regen sie auch mehr Flexibilität bei der Verweildauer an Grundschulen an.
3. Mehr Unterrichtsqualität: Bessere Fortbildung und positive Feedbackkultur!
Vor allem bei der Fortbildung für inklusiven und für digital unterstützten Unterricht müsse erheblich nachgebessert werden, mahnt die Untersuchung. Dasselbe gelte für mehr Kooperation der Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung, durch Hospitationen und durch den fachlichen Austausch über die Entwicklung einzelner Schülerinnen, Schüler und Lerngruppen.
„Im Vergleich mit internationalen Erhebungen sind unsere Lehrkräfte noch zu sehr auf sich selbst fokussiert. Dass aktive Netzwerkarbeit in vielfältiger Weise Schulentwicklung befördert, ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt“, sagt Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. Schöner Nebeneffekt: Zusammenhalt im Kollegium ist ein nützlicher Selbstschutz im belastenden Schulalltag.
Das aktuelle Schulbarometer zeigt das dramatische Ausmaß der Bildungskrise in den Schulen. Die Forschenden geben sich dennoch optimistisch: „Wenn wir an der Verbesserung der Unterrichtsqualität ansetzen und damit den unterschiedlichen Bedürfnissen aller Lernenden gerecht werden, kann es uns gelingen, eine Positivspirale für ein inklusives und damit demokratisches Schulsystem für alle Akteur*innen in Gang zu setzen.“
Deutsches Schulbarometer 2024: Befragung Lehrkräfte. Ergebnisse zur aktuellen Lage an allgemein- und berufsbildenden Schulen. Herausgegeben von der Robert Bosch Stiftung GmbH, Stuttgart 2024, 105 Seiten, Download
Mehr Informationen sowie die Ergebnisberichte vorangegangener Ausgaben des Deutschen Schulbarometers auf der Homepage der Robert Bosch Stiftung:
www.bosch-stiftung.de/de/projekt/das-deutsche-schulbarometer
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
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