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Nachhaltiges Handeln ist für das Gesundheitswesen und somit auch für die Krankenhäuser längst kein Nischenthema mehr. Zum einen hat der Klimawandel durch häufigere Extremwetterereignisse negative Folgen für die Gesundheit von Patient*innen und Mitarbeitenden. Zum anderen trägt der Krankenhausbetrieb aufgrund seines hohen Energie- und Materialverbrauchs selbst zur Belastung der Umwelt bei.
Allerdings beinhaltet das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht nur den Klima- und Umweltschutz, sondern ökologische, ökonomische und soziale Themenbereiche, unterstreicht der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung im Deutschen Bundestag.
Um herauszufinden, wie weit deutsche Krankenhäuser bei der Umsetzung dieser komplexen Aufgabe gekommen sind, hat die Techniker Krankenkasse (TK) eine Repräsentativbefragung von Allgemeinkrankenhäusern in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde diese vom Deutschen Krankenhausinstitut e.V. (DKI) sowie der imug | research, Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH (imug).
204 Häuser ab einer Größe von 100 Betten haben daran teilgenommen. Dazu gehörten auch größere Klinikverbände mit mehreren Standorten. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Befragung basierten unter anderem auf aktuellen Entwicklungen wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der Nachhaltigkeitsberichtserstattungspflicht nach den European Sustainability Reporting Standard (ESRS).
Der im Februar 2024 erschienene Klinikreport belegt, dass in vielen Krankenhäusern inzwischen ein stärkeres Bewusstsein für den Stellenwert nachhaltigen Handelns existiert. Insbesondere im Bereich des Klima- und Umweltschutzes sowie bei der Personalförderung ist man bereits aktiv geworden.
Im Rahmen der Befragung erklärten 44 Prozent der Krankenhäuser, sich bereits intensiv oder sehr intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen. 50 Prozent haben sich bislang ansatzweise mit dem Thema beschäftigt, in 6 Prozent der Häuser ist dies in Planung.
Um den Energieverbrauch zu drosseln, setzen 85 Prozent der Krankenhäuser auf Maßnahmen zum Stromsparen oder eine LED-Beleuchtung. 79 Prozent nutzen die Digitalisierung, um Prozesse für die Mitarbeitenden zu vereinfachen.
Bei 65 Prozent der befragten Häuser ist die Müllvermeidung ein Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie. Zum Beispiel werden weniger Einmalartikel verwendet. Vergleichbare Aktivitäten sind bei 24 Prozent geplant.
Um das Energiemanagement klimaschonend weiterzuentwickeln, bedarf es konkreter Verbrauchskennzahlen. Von den befragten Häusern berichteten 53 Prozent, diese Zahlen bereits regelmäßig zu erfassen und zu monitoren, während 31 Prozent dies zukünftig vorhaben.
Dem Klinikreport zufolge sind es vor allem größere Häuser ab 600 Betten, die CO2-Emissionen (bzw. CO2-Äquivalente) ermitteln. Die Mehrheit der befragten Krankenhäuser bestimmte die CO2-Emissionen zum Befragungszeitpunkt noch nicht, verfügt aber über konkrete Planungen.
Auf die Frage, welche Fortschritte erzielt wurden, um Ressourcen einzusparen, zeigte sich ein differenziertes Bild. Erfolge gibt es vor allem bei der Optimierung von technischen Anlagen zur Wärmeerzeugung und -rückgewinnung, im Bereich der Mobilität, etwa durch eine angepasste Fahrzeugflotte, sowie beim Energiemanagement.
Weil das Arbeiten im Krankenhaus oft mit Belastungen verbunden ist, unter anderem durch die häufige Konfrontation mit Leid und Sterben, aber auch durch Schichtdienste, tragen Krankenhäuser als Arbeitgeber eine besondere Verantwortung. Auf solche Anforderungen reagieren die befragten Kliniken bevorzugt mit dem Instrument des betrieblichen Gesundheitsmanagements, das von 86 Prozent genannt wird. Dahinter folgen die Personalentwicklung mit 84 Prozent, eine familienorientierte Arbeitsgestaltung mit 82 Prozent, der Einsatz für Diversität mit 77 Prozent sowie eine altersgerechte Arbeitsgestaltung mit 66 Prozent.
Etwa ein Drittel der Häuser hat Erklärungen zur Stärkung von Nachhaltigkeit unterzeichnet oder ist an entsprechenden Initiativen beteiligt. Für ihr ökologisches oder soziales Engagement wurden weitere 30 Prozent der Kliniken bereits zertifiziert bzw. ausgezeichnet.
Als Grundlage für den Schutz vor den Folgen des Klimawandels erwähnt der Klinikreport unter anderem den nationalen Hitzeschutzplan, den das Bundesgesundheitsministerium im Juli 2023 veröffentlicht hat. Demnach sollen Krankenhäuser sowie andere Einrichtungen des Gesundheitswesens mit geeigneten Maßnahmen auf Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes reagieren.
Den Ergebnissen der Befragung zufolge setzen 51 Prozent der Häuser organisatorische Hitzeschutzmaßnahmen „bereits weitestgehend oder vollumfänglich“ um. In 37 Prozent der Häuser geschieht dies „ansatzweise“. Dagegen erklärten 11 Prozent, bisher noch keine entsprechenden Aktivitäten ergriffen zu haben.
63 Prozent der Krankenhäuser ab 600 Betten teilten mit, dass das Thema Nachhaltigkeit auf der Leitungsebene verankert sei bzw. direkt an die Leitung berichtet werde und eine entsprechende Steuerungsgruppe etabliert wurde. „Die Umsetzung dieser Maßnahmen fällt in kleineren Krankenhäusern geringer aus“, so die Autor*innen.
In rund der Hälfte der Krankenhäuser ist das Thema Nachhaltigkeit Gegenstand der öffentlichen oder innerbetrieblichen Berichterstattung.
Die Ermittlung von CO2-Emissionen bereitet den Kliniken die meisten Probleme, was vorrangig auf zu geringe finanzielle Mittel zurückgeführt wird.
Zudem seien bauliche Maßnahmen zum Schutz des Klimas angesichts der wirtschaftlichen Lage meist nicht aus Eigenmitteln zu schultern, heißt es im Klinikreport. „Vor diesem Hintergrund zieht sich als roter Faden die Bedeutung der ökonomischen Dimension von Nachhaltigkeit durch die Befragungsergebnisse.“
Fehlendes Personal wird als weiteres Hemmnis bei der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie genannt.
Als Lösung schlagen die befragten Häuser beispielsweise einen Bonus bzw. einen Zuschlag für Nachhaltigkeit sowie eine Abbildung in den Budgetverhandlungen oder den Fallpauschalen vor. Die Wissensvermittlung in Form von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten wird ebenfalls als sinnvoll erachtet.
Deutsches Krankenhausinstitut e.V. und imug research, Melanie Filser, Debora Janson, Dr. Karl Blum, Dr. Ingo Schoenheit: KLINIKREPORT NACHHALTIGKEIT: Wie weit sind Deutschlands Krankenhäuser?, Februar 2024, Download
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
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