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Spenden an gemeinnützige Einrichtungen, wohltätige Organisationen oder Kirchen sind eine bedeutsame Form gesellschaftlichen Engagements, vor allem in Krisenzeiten. Nach den jüngsten „Katastrophenjahren“ hat sich das Spendenverhalten in Deutschland jedoch verändert: Von Januar bis September 2023 haben 14 Millionen Privatpersonen eine Summe von 3,2 Milliarden Euro gespendet. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist dies ein Rückgang um 17 Prozent. Zudem hat sich die Zahl der Spender*innen um zwei Millionen verringert.
Zu entnehmen ist dies der Erhebung „Trends und Prognosen“ der Consumer Panel Germany GfK GmbH, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats e.V. durchgeführt wird.
Die durchschnittliche Höhe einer Spende betrug 37 Euro. Das sind vier Euro weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und entspricht dem Niveau des Jahres 2020.
Vom Einnahmenrückgang, der vor allem die Not- und Katastrophenhilfe betrifft, ist Martin Wulff, der Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, angesichts der großen Solidarität der letzten beiden Jahre nicht überrascht und betont: „Unter Berücksichtigung der stärksten Teuerung seit 50 Jahren halte ich das diesjährige Spendenvolumen für bemerkenswert.“
Gleichzeitig findet er es besorgniserregend, dass die Anzahl der Spender*innen im Jahr 2023 auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2005 absank. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt nunmehr bei 21,3 Prozent. 2005 waren es noch 44 Prozent. Auffallendes Detail: In der Altersgruppe 50-59 nahm die Zahl der Spender*innen gegenüber dem Vorjahr am meisten ab, und zwar um 738.000.
Insgesamt erzielte der Bereich „Humanitäre Hilfe“ – mit der Not- und Katastrophenhilfe als größter Unterkategorie – in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 einen Betrag von 2,421 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ergibt dies ein Minus von 489 Millionen Euro.
Mit 689 Millionen Euro waren die Einnahmen für die Not- und Katastrophenhilfe, trotz eines Rückgangs um 40 Prozent, noch immer noch fast doppelt so hoch wie in der Zeit von Januar bis September 2019, also vor der Corona-Pandemie.
Aufhorchen lässt der Einbruch bei den Spenden für den Bereich „Kirche/Religion“ um 30 Prozent. Lagen die Einnahmen in den ersten neun Monaten von 2019 noch bei 713 Millionen Euro, sanken diese in gleichen Zeitraum 2023 auf 503 Millionen Euro.
Dagegen übertrifft der Spendenbetrag in Höhe von 316 Millionen Euro für geflüchtete Menschen dem Ergebnisbericht zufolge noch immer das Niveau von 2019. „Die Hilfsbereitschaft ist auch dringend nötig, denn die Not- und Katastrophenfälle nehmen ebenso zu wie die Anzahl derer, die aufgrund von Konflikten, Verfolgung oder wegen der Folgen des Klimawandels fliehen müssen“, unterstreicht Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe e. V.
Sichtbar wird, dass die Unterstützung für internationale Projekte in den letzten zwei Jahren größer geworden ist. Lag der Spendenanteil von Januar bis September 2021 noch bei 34 Prozent, erhöhte er sich im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 auf 51 Prozent. Damit sei es der internationalen Hilfeleistung gelungen, ihren Marktanteil, den sie 2022, also im Jahr des beginnenden Ukraine-Krieges, von 34 Prozent auf 50 Prozent ausgebaut hatte, zu wiederholen, so der Deutsche Spendenrat.
Im Gegenzug sank das Spendenaufkommen für nationale Projekte von 23 Prozent im Vorjahr auf 20 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahre 2021 lag der Anteil der Spenden für nationale Vorhaben noch bei 33 Prozent.
Eine Dynamik nach oben oder unten zeichnet sich bei den lokalen Projekten bislang nicht ab. Ihr Marktanteil liegt seit Jahren bei 30 Prozent bzw. im Jahr 2023 bei 29 Prozent.
Dass gerade die Themen „Natur-, Umwelt- und Klimaschutz“ (Bereich „Nicht Humanitäre Zwecke“) ungeachtet ihrer großen medialen Resonanz mit rund 92 Millionen Euro bislang nur auf einen Anteil von 2,9 Prozent des gesamten Spendenvolumens kommen, ruft beim Deutschen Spendenrat Verwunderung hervor.
Fast zwei Drittel (61 Prozent) des gesamten Spendenaufkommens entfallen im genannten Berichtszeitraum 2023 auf die Generation 60plus, obgleich 288 Millionen Euro weniger gespendet wurden. Das entspricht einem Minus von 13 Prozent.
Eine etwas andere Entwicklung zeigte sich in der Altersgruppe 30 bis 39. Als einzige spendete sie während dieser Zeit mehr als im Vorjahr.
Was die Höhe der Spenden angeht, nimmt die Generation 70plus nach wie vor den Spitzenplatz ein. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen lag von Januar bis September 2023 bei 42,0 Prozent.
Ein weiterer interessanter Wert ist die Spendenhäufigkeit, die während der ersten neun Monate im Jahr 2023 sechs Spendenleistungen pro Spender*in betrug. „Das ist der höchste Wert seit 2005“, stellt der Deutsche Spendenrat fest.
Prognostiziert wird, dass das Gesamtspendenergebnis des Jahres 2023 bei fast fünf Milliarden Euro liegen wird.
„Zukünftig wird es für unsere Zivilgesellschaft und mit ihr für die spendensammelnden Organisationen darum gehen, Maßnahmen zu entwickeln, die das Geben zu einer selbstverständlicheren Geste der Menschen macht und die ‚Gute Tat‘ noch spürbarer wertschätzt“, fasst Martin Wullf die Erkenntnisse zusammen. Voraussetzung dafür seien u.a. zuverlässige und transparent arbeitende Spendenorganisationen, die unter Einhaltung ethischer Grundsätze nachvollziehbare Projekte zur Linderung der Not der Menschen im In- und Ausland umsetzen.
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