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Wer pflegt, braucht nicht selten selber Hilfe. Pflegende sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen öfter und länger krankgeschrieben, nehmen mehr Medikamente und sind häufiger psychisch krank, besagt der Gesundheitsreport 2019 der Techniker Krankenkasse (TK). Die Untersuchung mit dem Schwerpunkt „Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften“ präsentiert mit dem bundesweiten Modellprojekt PROCARE ein Präventivprogramm für das Betriebliche Gesundheitsmanagement, das sich sowohl an Pflegekräfte als auch an Pflegebedürftige richtet.
Basis des Pflege-Schwerpunkts sind Daten von 181.000 Pflegekräften mit TK-Mitgliedschaft im Jahr 2018 sowie von Berufstätigen im Pflegesektor der letzten 19 Jahre. Das Ergebnis: Ausgewählte Parameter – Fehltage, Diagnosen und Arzneimittelgebrauch – zeigen eine überdurchschnittliche Belastung der Beschäftigten. Weitere Erkenntnis: „Nahezu alle Kennzahlen (sind) bei Berufstätigen in der Altenpflege höher als bei Berufstätigen in der Krankenpflege.“
Pflegende, die in ihrem Beruf zum Pflegefall werden – Fakten und Zahlen bestätigen dieses bizarre Szenario. Da ist es naheliegend, die Menschen, die in diesem Beruf bereits arbeiten, gesund zu halten. TK-Chef Jens Baas stellte der Gefahr des „Pflexit“, dem überlastungsbedingten Ausscheiden von Pflegekräften aus der Branche, das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) entgegen: „So fördern wir bundesweit Projekte in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, in denen gesundheitsförderliche Konzepte individuell entwickelt und umgesetzt werden."
Ein Beispiel ist das Modellprojekt PROCARE. Wissenschaftler entwickeln zusammen mit Pflegeeinrichtungen Präventionsprogramme für Pflegende und Heimbewohner. Das von der TK unterstützte Programm startete 2017 in Hamburg und wird schrittweise bundesweit ausgeweitet. Die Beschäftigten erhalten dabei Unterstützung durch Ergonomie-Schulungen, Rückenfitnesskurse und Maßnahmen zur Stressreduzierung. Mit und für Pflegebedürftige wurden Übungen zu Bewegung, Kognition und psychosozialem Wohlbefinden konzipiert. Institutionelle Begleitmaßnahmen, z.B. Dienstplanumstellungen, runden das Konzept ab.
Ein weiteres Beispiel führt nach Berlin. In diesem von der Krankenkasse begleiteten Best-Practice-Projekt betreut eine niedergelassene Internistin 150 Bewohner eines Pflegeheims unter Einsatz der elektronischen Patientenakte. Alle Beteiligten haben jederzeit Zugriff. Die digitale Kommunikation erfolgt rasch und reibungslos, erspart Hausbesuche und reduziert Krankenhauseinweisungen. Durchaus erwünschter Effekt: Die Pflegekräfte sehen ihre Arbeit aufgewertet, haben mehr Zeit für die Heimbewohner, Krankenstand und Fluktuation sind extrem gering, berichten die Verantwortlichen.
Gesundheitsreport 2019. Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften, Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hamburg, 93 Seiten, Download
Vorgemerkt: BFS-Trendinfo 9/2019 wird den aktuell veröffentlichten AOK-Pflege-Report aufgreifen („Mehr Personal in der Langzeitpflege – aber woher?“).
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