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Der digitale Wandel ist auch bei kleineren und mittelgroßen Firmen hierzulande angekommen – mittlerweile setzen sie entsprechende Technologien verstärkt in ihren Fertigungsprozessen, Produkten und Verwaltungsabläufen ein. Zahlreiche Betriebe haben allerdings noch großen Nachholbedarf. Das ist dramatisch, denn Innovationskraft und Beschäftigungswirkung der deutschen Wirtschaft hängen weniger an Konzernen als an dynamischen Unternehmen des Mittelstands. Eine repräsentative Studie von KfW Research deckt eine entscheidende Schwachstelle dieser Betriebe auf – den Mangel an Digitalkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und was sich dagegen tun lässt.
Demnach sind für knapp 78 Prozent der kleineren und mittleren Unternehmen digitale Grundfertigkeiten wichtig, etwa zur Bedienung von Standardsoftware (z. B. Office-Pakete) und digitalen Endgeräten (z. B. Smartphones und Tablets). Nur für acht Prozent der Betriebe sind digitale Fertigkeiten unwichtig, ergab die Sonderbefragung auf Basis des KfW-Mittelstandspanels. Die KfW zählt Unternehmen, die nicht mehr als 500 Millionen Euro jährlich umsetzen, zum Mittelstand. Befragt wurden im Herbst 2018 gut 2.000 Firmen.
Kompetenzen wie Internetrecherchen, Onlinemarketing oder der Umgang mit sozialen Medien sind für die Hälfte (51 %) der Mittelständler unverzichtbar; 45 Prozent benötigen Mitarbeiter, die spezielle Software und digitale Produktionsmaschinen bedienen. Fortgeschrittene Fertigkeiten wie Programmieren und Datenanalyse sind in 18 bzw. 16 Prozent der Betriebe gefragt.
Einem Drittel aller Firmen (34 %), die auf digitales Knowhow angewiesen sind, fehlen entsprechende Kapazitäten, zum Teil leiden sie sogar unter einem starken Engpass (14 %). Besonders groß ist der Engpass bei komplexeren Kenntnissen: Fast die Hälfte der Mittelständler mit Bedarf an Datenanalysten hat Probleme, den Bedarf zu decken (45 %), fast einem Drittel fehlen Programmierer (31 %).
In einzelnen Branchen ist die Situation merklich zugespitzt, zum Beispiel im verarbeitenden Gewerbe mit seinen hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Hier sehen nur 40 Prozent der Betriebe ihren Bedarf an Online-Kompetenz gedeckt, auch bei Spezialsoftware, Programmierkenntnissen und Datenanalyse herrschen starke Engpässe.
Aktuell 38 Prozent der Firmen schätzen fehlende Kenntnisse ihrer Mitarbeiter als Digitalisierungshürde ein (2016: 29 %). Drei Wege stehen offen, um das Manko wettzumachen: Weiterbildung, Rekrutierung und Auslagerung. Weiterbildung führt mit 70 Prozent, gefolgt von der Rekrutierung neuer Fachkräfte (46 %) und Auslagerung von Digitaldienstleistungen (19 %).
Allerdings setzen die Unternehmen lieber auf kurze Weiterbildung, als auf intensive Umschulungen und Studiengänge. Ein Verhalten, das typisch für das gesamte Weiterbildungsgeschehen ist, stellt der Autor fest: „Ein großer Teil der jährlich immerhin ca. 16 Mio. Weiterbildungsteilnehmer belegt nur kurze Veranstaltungen, investiert nur einige Stunden in Weiterbildung und erhält am Ende nur Teilnahmebescheinigungen statt allgemein gültiger Zeugnisse.“ Die Folge: Der Qualifikationseffekt ist eher gering.
Warum setzen die Unternehmer nicht häufiger auf intensive Weiterbildung, um sich die händeringend benötigte Digitalexpertise in der eigenen Mitarbeiterschaft zu erschließen? Ein Drittel der KMU scheut die Kosten (32 %), je ein Viertel der Befragten befürchtet eine Kündigung des Beschäftigten (27 %) oder den Arbeitsausfall abwesender Mitarbeiter (26 %). Letztere Sorge wiegt gerade bei vollen Auftragsbüchern schwer. Insgesamt stellt Weiterbildung für kleine Unternehmen höhere Hürden dar als für große.
Der Digitalisierung des Lernens schreibt der Autor ein großes Zukunftspotenzial zu. Dabei gibt es einiges zu bedenken.
Die fehlende IT-Kompetenz der Mitarbeiter ist eine von mehreren Baustellen, um den digitalen Nachholbedarf des deutschen Mittelstands auszugleichen. Eine Untersuchung der TH Mittelhessen (2018) ergab weitere Hemmnisse: Die Geschäftsleitung schätzt die Kosten der Digitalisierung als zu hoch ein, verfügt selbst über nur geringe digitale Kenntnisse oder sieht Risiken bei der Datensicherheit. Der digitale Wandel muss folglich alle Unternehmensbereiche erfassen, das Leitbild vom „Mittelstand 4.0“ alle Branchen und Betriebe durchdringen.
Arne Leifels, Mangel an Digitalkompetenzen bremst Digitalisierung des Mittelstands – Ausweg Weiterbildung? KfW Research Nr. 277, Februar 2020, 4 Seiten, Download
Volker Zimmermann, KfW Digitalisierungsbericht Mittelstand 2018. Digitalisierung erfasst breite Teile des Mittelstands, KfW Research, April 2019, 16 Seiten, Download
Gerrit Sames / Arthur Diener, Stand der Digitalisierung von Geschäftsprozessen zu Industrie 4.0 im Mittelstand - Ergebnisse einer Umfrage bei Unternehmen, TH Mittelhessen-Hoschulschriften Bd. 9, Gießen 2018, 56 Seiten, Download
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