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Irmgard Nolte hat 1989 mit „neues handeln“ eine Agentur für gesellschaftspolitische Kommunikation gegründet und diese bis heute zu einem Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden entwickelt. Von Anfang an war sie der Bank für Sozialwirtschaft verbunden: 16 Jahre als Kooperationspartnerin beim Deutschen Fundraising Kongress, inzwischen noch länger als Kundin und als Jurymitglied des Wettbewerbs Sozialkampagne. Mehrere Jahre lang trat sie als Referentin bei Vortragsveranstaltungen in den Geschäftsstellen der Bank auf. Im Zeitzeugen-Interview blickt sie auf über 30 Jahre Kommunikation für gesellschaftliche Themen mit der Sozialbank zurück.
Ich habe Deutsch und Geschichte in Mainz und Köln studiert. Während ich auf mein Referendariat wartete, habe ich bei einer kleinen Marketingagentur angefangen. Nach zweieinhalb Jahren – 1989 – habe ich mich dann mit der Agentur „neues handeln“ selbständig gemacht. Ich hatte damals das Gefühl, dass man in der Wirtschaft die Gesellschaft noch mal ganz anders gestalten kann. Das war meine Motivation, mich selbstständig zu machen.
„neues Handeln“ ist eine ganz besondere Idee. Nicht nur das, was wir tun, sondern auch, wie wir es tun. Wir haben von Anfang an immer auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geachtet. Es war für uns normal, dass wir die Gehälter wirklich entsprechend der Qualifikation zahlen und nicht weil einzelne Menschen gut verhandeln. Es war für uns normal, dass wir wertschätzend miteinander umgehen und dass es kein Gerede über einen gibt, sondern immer nur Feedback im direkten persönlichen Gespräch.
1989 war das wirklich außergewöhnlich. Ich war mir am Anfang auch nicht sicher, ob es klappen wird. Ich habe gesagt, ich versuche es und wenn ich im ersten Jahr einen Auftrag bekomme, mache ich weiter, und wenn nicht, mache ich zu. Gestartet habe ich am 1. Januar 1989. Der erste Auftrag kam im November 1989 von der Verbraucherinitiative in Bonn. Das Geschäft hat sich dann stetig weiterentwickelt. Aber die Geschäftsidee selbst war wirklich eine Ausnahme. Es gab damals nur die Aids-Kampagne von Leipziger & Partner aus Frankfurt. Viele soziale Organisationen meinten, dass Marketing und Werbung der Ausverkauf der Ideale ist und man Kommunikation nicht braucht, um die eigene Finanzierung zu sichern. Ich fand, dass Kommunikation für Organisationen sehr wohl sehr wichtig ist. Heute ist die Bedeutung von Kommunikation allgemein anerkannt. Das hängt auch damit zusammen, dass Kommunikation auch in der Regierung eine immer größere Bedeutung bekommen hat, dass sie jetzt direkter mit den Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert. Vor diesem Hintergrund haben sich dann auch andere Agenturen für dieses Geschäftsfeld interessiert. Wobei wir, die wir mit 100 Mitarbeitenden ausschließlich in diesem Sektor arbeiten, eine Alleinstellung haben.
Fundraising war auf jeden Fall etwas Neues. Wir sind im dritten Jahr, das war 1992, mit einem Projekt relativ bekannt geworden. Und zwar haben wir das Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Wuppertal in Kooperation mit einer Hochschule in Wuppertal mit einer Kampagne unterstützt und C&A gewonnen, diese Kampagne über einen Zeitraum von fünf Jahren zu finanzieren.
Das war 1997. Wir haben eine Ausschreibung des Fundraisingverbands gewonnen, den Fundraisingkongress inhaltlich zu planen, zu konzipieren und durchzuführen. Die Bank für Sozialwirtschaft war von Anfang an Hauptsponsor. Wir haben insgesamt 16 Jahre lang den Kongress organisiert und die Bank für Sozialwirtschaft war ebenso lange Sponsor. Das war eine wunderschöne Zusammenarbeit und ich werde nie vergessen, wie Bernd Labetzsch, damals Marketingleiter, mich im zweiten Jahr gefragt hat, warum wir denn kein Konto bei der Bank für Sozialwirtschaft hätten und nicht den gesamten Kongress über die Bank für Sozialwirtschaft abwickeln würden, was zum Zeitpunkt unserer Gründung 1989 noch nicht möglich war. Dass sich die Statuten seitdem geändert hatten, war mir nicht bekannt. Aber seitdem sind wir Kunde der Bank.
Mit Bernd Labetsch habe ich wirklich immer sehr stark diskutiert. Ich werde nicht vergessen, wie wir zusammen auf einer Podiumsdiskussion waren. Da ging es auch um das Thema Social Sponsoring und er war anderer Meinung als ich. Er kam danach zu mir und hat gesagt, dass er das klasse fand, dass ich ihm so widersprochen habe. Auch der frühere Leiter der Geschäftsstelle Köln, Norbert Küsgen, ist eine ganz besondere Persönlichkeit. Er hat uns immer unterstützt. Es gab mal eine Phase, wo wir einen leichten Leerlauf hatten, ein großer Auftrag war ausgelaufen und der neue Auftrag zeichnete sich noch nicht ab. Und Norbert Küsgen hat einfach gesagt, „Sie machen eine tolle Arbeit, ich kenne Sie schon so lange.“ Wir haben einen Plan vorgelegt und es war überhaupt kein Problem, dass er uns das Geld gegeben hat. Das war eine tolle Geschäftsbeziehung von Anfang an.
Ich habe Vorträge zum Thema Marke und Medienarbeit bei den Geschäftsstellen gehalten. Ich bin mit diesen beiden Vorträgen durch fast alle Geschäftsstellen getingelt. Von daher kannte ich nachher wirklich alle Geschäftsstellen und Geschäftsstellenleiter. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht.
Ich bin schon lange in der Jury für die Sozialkampagne und habe das von Anfang an sehr gerne gemacht. Der Wettbewerb Sozialkampagne der BFS findet alle zwei Jahre statt und es macht viel Spaß, sich die Kampagnen anzuschauen und dann gemeinsam mit den anderen auszuwählen, wer gewinnt. Wir haben eine sehr nette Jury und sind uns in der Regel schnell einig. Im Wettbewerb sind tolle Arbeiten entstanden. Sie zeigen, wie stark die soziale Arbeit ist, was sie gesellschaftspolitisch erreicht und wie wichtig sie ist.
Früher waren es mehr Agenturen, die ihre Kampagnen pro bono durchgeführt hatten. Mittlerweile sind es auch viele kleinere und mittlere soziale Organisationen, die zum Teil sehr innovative Gedanken entwickeln, die Kommunikation mit wenig Geld betreiben und viel in ihrer Region bewegen.
Es wichtig ist, dass es nicht nur die klassischen Banken gibt. Die Bank für Sozialwirtschaft ist schon eine besondere Bank, weil sie für ein bestimmtes Anliegen steht und die Sozialwirtschaft unterstützt. Deswegen wollten wir auch gerne zur Bank für Sozialwirtschaft gehen und hier unser Konto eröffnen.
Zum 100-jährigen Jubiläum wünsche ich der Sozialbank, dass sie weiter so ist, wie sie ist und sich diese Menschlichkeit, dieses besondere Image bewahrt. Und vielleicht noch die eine oder andere weibliche Führungskraft.
Das vollständige Zeitzeugen-Interview mit Irmgard Nolte finden Sie als Video auf der Jubiläumswebsite gemeinsam-sozial-wirksam.de.
Weitere Informationen zur Agentur „neues handeln“: www.neueshandeln.de
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