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Gute Führung macht den Unterschied. Der Erfolg des Teams, der Abteilung oder des Unternehmens hängt wesentlich an den Chefs. Doch wie kommen sie selbst mit ihrer Rolle klar? Das robuste Alphatier oder der charismatischen Menschenfischer haben eher Seltenheitswert – stattdessen ist mancher Chef von Selbstzweifeln geplagt, bei Aufgaben und Zielen verunsichert. Schon entsteht ein Teufelskreis aus Unzufriedenheit, Reibungsverlusten und Missmanagement. Der aktuelle „Führungskräfte-Radar“ der Bertelsmann Stiftung identifiziert zentrale Gründe für das erschütterte Selbstverständnis in der Manager-Etage und zeigt Wege aus der Krise auf.
Wie wenig sich Vorgesetzte in ihrer Haut wohlfühlen, tritt in einer repräsentativen Befragung von bundesweit knapp 1.000 Führungskräften zutage. 30 Prozent sehen sich einer hohen Führungsbelastung ausgesetzt. Jeder fünfte Befragte (21,4 Prozent) glaubt, den eigenen Führungsansprüchen nicht gerecht zu werden. Ein Viertel (25,6 Prozent) meint, mehr zur Leistung einer Gruppe beitragen zu können, wenn sie von jemand anderem geführt wird, fast ebenso viele Befragte (23,4 %) sind unsicher, ob ihnen die Führungsrolle liegt. Berücksichtigt man, dass 25 Prozent eingestehen, Führungsverantwortung meistens als Belastung zu empfinden, dann bereitet der Hälfte der deutschen Führungskräfte die Verantwortung bedenkliches Unbehagen, stellt die Studie fest.
Als Philosoph könnte man sich mit Denis Diderot trösten: „Der erste Schritt zur Wahrheit ist der Zweifel.“ Doch im Unternehmen gelten andere Regeln. „Führungszweifel gehen mit geringerer Führungswirkung einher“, konstatiert die Studie nüchtern und sieht geringere Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität als direkte Konsequenz. Interessanter als das Geschlecht oder die Branche ist das Alter bei persönlichen Zweifeln an der Chefrolle: Jüngere Manager der Generation Y und X sind unsicherer als die alten Hasen der Babyboomer. Dies hänge jedoch nicht mit den naturgemäß geringeren Berufserfahrungen der Jungen zusammen: „Vielmehr sollte man sich fragen, ob die jüngeren Generationen grundsätzlich anders mit der Führungsrolle umgehen und andere Bedürfnisse haben, die man erfüllen könnte, damit sie nicht zu stark an sich selbst als Führungskräfte zweifeln und damit sie den Unternehmen erhalten bleiben.“
Woher rühren nun diese Selbstzweifel? Die Studie identifiziert folgende Faktoren als Führungsgift. Dabei stellt sie zwei Managergruppen gegenüber.
Wirksame Führung ist keine Selbstverständlichkeit. Sie hängt auch von günstigen Bedingungen im Unternehmen ab. „Bei dem oft noch allzu heroischen Bild von ,Leadership‘ wird zu selten gesehen, dass Führungskräfte nicht nur andere motivieren, sondern gleichfalls motivierende und unterstützende Bedingungen für ihre Führungsaufgaben brauchen.“
Klare Führungsziele, Bürokratieabbau, Entfaltungsmöglichkeiten gehören auf jeden Fall dazu, aber auch ein Kultur der Offenheit, in der Selbstzweifel kein Tabu sind. „Seitens der Personalabteilungen sollten die Zweifel in Entwicklungsgesprächen thematisiert werden und gegebenenfalls nicht nur mit individuellen Schulungen und Coachings der Führungskräfte, sondern mit Ebenenübergreifenden Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen reagiert werden“, rät der Autor. Nicht nur auf harte Kennzahlen, sondern auch auf vermeintlich weiche Faktoren komme es an, da diese wiederum harte Konsequenzen haben könnten: mangelhaftes Führungswirken oder sogar ein Ausstieg aus der Verantwortung.
Möllering, Guido, Führungsmüde? Deutschlands Führungskräfte (ver-) zweifeln an ihrer Rolle, Führungskräfte-Radar 2019, Bertelsmann Stiftung 2020 in Kooperation mit dem Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung (RMI) an der Universität Witten/Herdecke, 8 Seiten, Download
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