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Sozialus 3/19, Susanne Bauer
„Dass so viele Teilnehmer da sind zeigt, dass wir mit dem Thema den Nerv der Zeit getroffen haben.“ Mit diesen Worten eröffnete Eicke-Matthias Rost, BFS-Geschäftsstellenleiter in Erfurt, am 8. April 2019 den Sozialwirtschaftlichen Fachtag zur Digitalisierung in Pflege und Bauplanung.
Dass Digitalisierung in der Pflege mehr meint als datengestützte Heimverwaltung und elektronischer Dienstplan, machte Bruno Ristok, Geschäftsführer der C&S Computer und Software GmbH, direkt am Anfang seines Vortrags klar. Der Referent nahm die Plattform- und die Datenökonomie mit ihren revolutionären Auswirkungen auf die Pflege in den Blick. Seine Vision für „Digital Care“: Eine umfassende digitale Infrastruktur für Pflege, Betreuung und Gesundheit. In einem Modellprojekt im Großraum Augsburg arbeitet Ristok mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung an einer digitalen Überleitplattform zwischen Krankenhaus und Kurzzeitpflege. Pflegeeinrichtungen sollen auf der Plattform freie Kurzzeitpflegeplätze eintragen, die von den Kliniken eingesehen werden können. Doch nicht alle Pflegeeinrichtungen sind begeistert. Die Transparenz geht manchen zu weit. Dabei sei das erst der Anfang von „Digital Care“, ist Ristok überzeugt. Ein vernetztes Angebot ist das Ziel. „Die Bürger wollen sämtliche sozialen Dienste online suchen und buchen können.“
Auch im Pflegealltag wird sich durch die Digitalisierung einiges ändern. Sensoren melden z. B., wenn Pflegebedürftige eine andere Liegeposition einnehmen sollten oder jemand gestürzt ist. Am „Point of Care“, der unmittelbaren Pflegesituation, stehen den Pflegekräften auf einem mobilen Endgerät alle relevanten Informationen zur Verfügung. Statt routinemäßig könne anlassbezogen gepflegt werden. Dies trage nicht nur zur Zeitersparnis, sondern auch zur Qualitätssteigerung bei.
Anschließend ging Nikolaus Fröling, BFS Service GmbH, auf die digitale Revolution im Bauwesen ein. Am Beispiel der Methode „Building Information Modeling“ (BIM) für das modellbasierte Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken zeigte er, wie sehr die Digitalisierung die Bauwirtschaft derzeit verändert und in naher Zukunft prägen wird. Mit BIM ist es möglich, schon in der Projektentwicklungsphase digitale Gebäudemodelle zu erstellen und sukzessive mit Informationen anzureichern. So entsteht von Anfang an eine virtuelle Ansicht mit Informationen für die weitere Planung, den Bau und Betrieb der Immobilie. Im Modell lassen sich z. B. durch teilautomatisierte Kollusionsprüfungen Planungsfehler erkennen aber auch Baustellenplanungen oder Evakuierungen usw. simulieren. Der Vorteil: Der Bauherr gewinnt mehr Sicherheit für die Zeit- und Kostenplanung. Außerdem sind alle Änderungen in den Plänen für alle Beteiligten direkt verfügbar. Voraussetzung sind eine kooperative Arbeitsweise mit allen am Bau Beteiligten und eine hohe Informationsqualität.
Noch ist BIM „ein Stück weit Zukunftsmusik“, aber gerade bei größeren Bauvorhaben auf dem Vormarsch. Bauträger von großen Sozialimmobilien sollten sich bereits darauf einstellen.
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
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