Das Spendenvolumen steigt, die Spendenquote nimmt ab. Eine gemeinsame Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) leuchtet die tieferen Entwicklungen des Spendenverhaltens aus und macht einen Vorschlag zum Anreiz künftiger Spendenbereitschaft.
Knapp 30 Millionen Menschen haben im Jahr 2019 gespendet, rund zwei Millionen weniger als 2017, besagt der zugrunde liegende Sozio-oekonomische Panel (SOEP). Dennoch stieg das gesamte Spendenaufkommen privater Haushalte auf 10,3 Milliarden Euro – ein Plus von 600 Millionen Euro. Dieser Zuwachs beruht auf der erstmaligen Berücksichtigung von hochvermögenden Spender*innen (Nettovermögen von drei bis 250 Mio. Euro) in der Statistik.
Die Einkommenshöhe hat den größten Einfluss auf die Spendenbereitschaft. Die einkommensstärksten zehn % der Haushalte bringen mehr als ein Drittel (37 %) des gesamten Spendenvolumens auf. „Relativ zum verfügbaren Jahreseinkommen spenden sie aber deutlich weniger als die unteren Einkommensgruppen“, erklärt Studienautor Jürgen Schupp vom DIW – 0,9 % gegenüber 1,9 %. „Mit anderen Worten: Die einkommensschwächsten Haushalte zählen zu den spendabelsten.“ Fraglich aber, ob das so bleibt: Angesichts hoher Inflation und gestiegener Energiekosten könnten die Spenden weniger betuchter Bevölkerungskreise künftig geringer ausfallen.
In Ostdeutschland – mit Ausnahme Mecklenburg-Vorpommerns – ist das Spendenverhalten zurückhaltender als im Westen: mit einer Spendenquote von 36 bzw. 45 % und einer um 150 Euro niedrigeren Spendenhöhe. Die Gründe dürften zweifach sein, legt die Studie nahe: Kirchenzugehörigkeit und Urbanisierung sind im Osten niedriger, beide Größen korrelieren jedoch positiv mit höherer Spendenbereitschaft.
Bei großen Schreckensereignissen sind Spenden und ehrenamtliches Engagement eine unschätzbare Hilfe, stellt die Studie fest. „Daher ist es wichtig, dass der Staat die Spendenbereitschaft insgesamt fördert.“ Das ist über die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden als Sonderausgaben möglich. Allerdings sparen dabei reiche Spender mehr als arme. „Die steuerliche Ungleichbehandlung der Spendenden gehört abgeschafft“, bringt es DIW-Experte Schupp auf den Punkt. Die Autoren plädieren daher für die einheitliche steuerliche Abzugsfähigkeit von Spenden von 42 %.