
Die Inflation ist zurück. Nach einer langen Phase, in der die meisten Zentralbanken sich darüber sorgten, dass die Inflation im Verhältnis zum Inflationsziel von 2 % zu niedrig war, kletterte die Inflationsrate in Deutschland im aktuellen Kalenderjahr auf 7,9 %. Damit liegt sie so hoch wie zuletzt vor 40 Jahren.
Die Inflationsrate misst die prozentuale Veränderung des durch-schnittlichen Niveaus der Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr. Demnach wird die Inflationsrate nicht nur durch den aktuellen Preis des repräsentativen Warenkorbs, der dem Verbraucherpreisindex zugrunde liegt, bestimmt, sondern auch durch den Preis zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Die Gründe für den starken Anstieg sind vielfältig. In 2021 resultierten die steigenden Teuerungsraten zunächst aus einem Zusammenwirken von Basis- und Sondereffekten. So führte in Deutschland die temporäre Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 dazu, dass das Preisniveau um etwa 1 % gesenkt wurde. Mit der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2021 kehrte sich dieser Effekt um. Zudem trat zu Beginn des Jahres 2021 die neue CO2-Steuer in Kraft, die von den Energieanbietern größtenteils an die Endkunden weitergegeben wurde.
Zusätzlich trug der Anstieg der Rohölpreise zur Preisentwicklung bei. 2020 waren die Preise wegen des globalen Nachfrageeinbruchs im Zuge der Corona-Krise stark gefallen. Die Ausgangsbasis bei der Berechnung der Vorjahresrate war somit verhältnismäßig niedrig. Im Zuge der wieder anziehenden Wirtschaftsnachfrage stiegen die Preise der Nordsee-Sorte Brent auf bis zu 86 US-Dollar im Jahr 2021, nachdem diese 2020 zeitweise bei 20 US-Dollar gelegen hatten.
Hinzu kamen erhebliche Lieferkettenprobleme bei Vorprodukten wie beispielsweise Holz, Kunststoff oder Halbleitern, die stark preistreibend wirkten. Die Gründe für die Knappheit lagen ebenfalls in der Corona-Pandemie. So konnte die Produktion dieser Güter nach dem plötzlichen Stopp zu Beginn der Krise nur langsam wieder hoch-gefahren werden, während die Nachfrage 2021 deutlich anzog. Zeitgleich führten Chinas Null-Covid-Strategie und die damit einhergehenden Lockdowns bedeutender Containerhäfen zu einer erheblichen Belastung der internationalen Lieferketten.
Energiepreise treiben die Inflation
Diese Gemengelage führte bereits Ende 2021 zu einem Anstieg der Inflationsrate in Deutschland auf 5,3 %. Mit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 beschleunigte sich diese Entwicklung weiter. So stiegen die Energiepreise in Deutschland und Europa rasant, da Russland einer der wesentlichen Exporteure von Erdöl und Erdgas ist. Im März 2022 verdoppelten sich die durchschnittlichen Gaspreise für deutsche Haushalte im Vergleich zu März 2021, die Rohölpreise stiegen um 70 %. Hinzu kommt, dass sowohl Russland als auch die Ukraine wichtige Weizenproduzenten sind. Da Weizen in der Schweine- und Rinderfütterung verwendet wird, ist zu erwarten, dass hier weiterer Preisdruck entsteht.
In welchem Ausmaß die Wirtschaft von weiter steigenden Energiepreisen betroffen ist, lässt sich bereits aus ersten Studien ableiten. So ergab eine Umfrage des IW-Zukunftspanels, dass etwa 70 % der befragten Unternehmen eine erhebliche Belastung durch die hohen Energiepreise erwarten. Etwa ein Drittel der Unternehmen rechnet der Umfrage zufolge mit Problemen durch Gasversorgungsengpässe, rund 35 % erwarten sehr große Belastungen ihrer Produktion durch Versorgungsengpässe bei anderen Vorleistungen. Die gestiegenen Kosten werden die Unternehmen zumindest teilweise an die Endverbraucher weitergeben müssen. Erste Entwicklungen lassen sich bereits beobachten. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke kosteten im März 2022 durchschnittlich 6,2 % mehr als noch im Vorjahresmonat, Möbel, Haushaltsgeräte und ähnliches 4,7 % mehr.
Als weiterhin problematisch erweist sich der Umgang der chinesischen Regierung mit dem Corona-Virus. Auch zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie verfolgt China eine Null-Covid-Strategie und schreckt nicht vor der Abriegelung ganzer Städte zurück, wie das Beispiel der 26-Millionen-Metropole Shanghai derzeit eindrucksvoll zeigt. Der aus dem Lockdown resultierende Stau der Frachtschiffe im Hafen von Shanghai und die damit einhergehende weitere Beeinträchtigung der globalen Lieferketten werden die Inflation in den nächsten Wochen weiter negativ beeinflussen.
Die Inflationsraten dürften somit auch im weiteren Jahresverlauf auf einem hohen Niveau verharren. So geht der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seiner neuesten Prognose von einer Inflationsrate in Höhe von 6,1 % für das Gesamtjahr 2022 und 3,4 % für 2023 aus. Auch die Bundesregierung folgt inzwischen dieser Prognose.
Vermögen verliert an Wert
Die hohen Inflationsraten haben neben den spürbaren Auswirkungen an der Tankstelle oder im Supermarkt einen weiteren Effekt: die rapide Entwertung des Ersparten. Denn eine höhere Inflationsrate bedeutet nicht nur, dass der Verbraucher für einen Euro weniger Waren als noch im Vorjahr kaufen kann, sondern auch, dass der ersparte Euro an Wert verliert. So führt eine Inflationsrate in Höhe von 3 % dazu, dass sich der Wert von unverzinstem Vermögen bereits nach 23 Jahren halbiert. Bei einer Inflationsrate von aktuell ca. 7 % ist dies bereits nach etwa zehn Jahren der Fall.
Um dieser Geldentwertung entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, einen Anteil des Vermögens in Anlageformen zu investieren, die einen Mehrertrag gegenüber reinen Sparkonten bieten. Hierzu bietet die Bank für Sozialwirtschaft maßgeschneiderte Produktlösungen für Organisationen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Sprechen Sie uns gerne an!