Auf Einladung der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz trafen sich am 20. und 21. September 2023 rund 100 Delegierte der Mitgliedsorganisationen des Netzwerks „Soziales neu gestalten“ (SONG) in Cochem an der Mosel zum SONG-Kongress 2023.
Im Fokus standen Inklusion und Vielfalt und die Zukunft von SONG.
„So wie es ist, kann es nicht bleiben“, konstatierte Ernst-Albrecht von Moreau, Vorstand der Stiftung Pfennigparade und Vorstand des Netzwerks SONG. Aufgabe der SONG-Mitgliedsunternehmen sei es, der Gesellschaft Konzepte anzubieten für Inklusion und Teilhabe. Wie dies aussehen kann und welche Werthaltung dafür erforderlich ist, wurde auf dem SONG-Kongress intensiv diskutiert: Weg vom Blick auf die Defizite, auf die Stärken schauen, jeden Menschen als einzigartig betrachten und ihn selbst entscheiden lassen, was für ihn richtig ist, so wie es in der UN-Behindertenrechtskonvention vorgesehen ist – dies waren einige der Schwerpunkte.
Wie ein Stand-up-Comedian mit seiner eigenen Inklusion umgeht, hatten die Teilnehmenden beim Auftakt des Kongresses erfahren können, zu dem die Veranstalter Tan Caglar geladen hatten: „Wie ihr seht, hat mich das Schicksal nicht besonders gut behandelt. Ich bin von Geburt an gehandicapt. Ich bin Türke und komme aus Hildesheim und bin Rollstuhlfahrer. Kann ich mal bitte ein bisschen Mitleid kriegen? Anscheinend wart ihr noch nie in Hildesheim.“ Caglar, bekannt als Schauspieler aus dem Berliner „Tatort“, als Moderator, Autor und Rollstuhl-Basketballprofi, sorgte mit zahlreichen Anekdoten mit „Fallhöhe“ für einen gelungenen Auftakt.
Mehr Austausch bei Projekten
Konsens der Diskutierenden auf dem Podium war, dass es mehr Austausch untereinander geben muss, damit gute Ansätze bekannt und gelebt werden – und das wurde sogleich praktisch: Joachim Speicher, Abteilungsleiter im Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, lud die SONG-Mitglieder in den Beirat eines neuen Inklusions-Projektes des Landes ein. Er verwies darauf, dass Leuchtturmprojekte inzwischen auch ohne Freie Wohlfahrtspflege und Verwaltung entstehen, z. B. bei Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, aus persönlicher Betroffenheit und privater Initiative. So berichtete Christiane Strohecker, Mitbegründerin und Bundeskoordination von WOHN:SINN (www.wohnsinn.org), wie sie in Köln ein Wohnprojekt initiiert und realisiert hat, das auf gegenseitige Hilfe setzt, nachdem sie die vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten für ihren erwachsenen Sohn mit Behinderung nicht geeignet fand. Als weiteres Praxisbeispiel wurde die Initiative Q8 Sozialraumorientierung der Ev. Stiftung Alsterdorf aus Hamburg (www.q-acht.net) vorgestellt, deren Ziel es u. a. ist, ein inklusives Gemeinwesen zu stärken.
Strategischer Markenprozess
Gemeinsam mit einer Agentur aus Münster hat der SONG-Vorstand eine neue Vision und Mission für das Netzwerk SONG entwickelt und in ein neues Corporate Design umsetzen lassen. Die Ergebnisse wurden den Teilnehmenden vorgestellt und diskutiert. Die zentrale Frage: Wie schafft man eine Marke, die dem Namen „Soziales neu gestalten“ tatsächlich gerecht wird? Konsens war, dass hierfür eine hohe Identifikation der Mitglieder und eine professionelle Kommunikation erforderlich sind. Dass Ersteres gar nicht so einfach ist, zeigte sich an den kritischen Nachfragen der Teilnehmer*innen zu der neuen Vision „Räume für das nächste Miteinander“ und Markenwerten wie z. B. „Nähe“, „Weitsicht“ oder „(Selbst-)Ermächtigung“ in den Workshops.
In dem abschließenden Strategie-Talk mit dem SONG-Vorstand wurde deutlich, dass künftig zum einen die politische Einflussnahme und damit die Wirksamkeit von SONG verstärkt werden soll. Zum anderen will man ab 2024 selbst in die Forschung im Bereich Altenhilfe einsteigen. Im Mittelpunkt soll die Lebensqualität von Menschen mit Demenz in der Langzeitpflege stehen. „Wir müssen klare, umsetzbare Strategien entwickeln und auf die politische Agenda bringen“, sagte Dr. Gero Techtmann, Geschäftsführer des Netzwerks SONG. Hierbei soll auch die Schwarmintelligenz in den SONG-Mitgliedsorganisationen einfließen. Diese wird heute bereits in den „SONG-Foren“ zu den Themen „Quartier“, „Inklusion & Teilhabe“, „Dienstleistung“ und „Personal & Organisation“ genutzt, deren aktueller Stand auf dem SONG-Kongress vorgestellt wurde.
Abgerundet wurde der SONG-Kongress durch Networking-Gelegenheiten bei einer Weinprobe und einer Schifffahrt auf der Mosel, zu denen die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz – zu denen auch ein Weingut gehört – alle Teilnehmenden einluden.