Von 1948 bis 1978 war in Köln die einzige Geschäftsstelle der Bank für Sozialwirtschaft neben dem Hauptsitz in Berlin. Erst danach wurden sukzessive Niederlassungen in ganz Deutschland gegründet, die vom Rheinland aus unterstützt wurden. Parallel zum 100. Geburtstag der Bank feiert der Standort Köln im Juni sein 75-jähriges Jubiläum. Heute ist er Sitz der Zentrale und der bundesweit größten Geschäftsstelle. Im Rahmen unserer Jubiläumsrubrik blicken wir zurück auf eine bewegte Geschichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Berliner Gebäude der Bank für Sozialwirtschaft zerstört. Die sowjetische Besatzungsmacht ordnet an, dass in Berlin alle Bankhäuser ihre Finanzgeschäfte zeitweilig einzustellen haben. Von dieser Verordnung ist auch die Hilfskasse betroffen, sie darf keine Bankgeschäfte tätigen. So trifft die Bank gemeinsam mit ihren Eigentümern, den Wohlfahrtsverbänden, den Entschluss, 1948 eine Zweigstelle in Köln zu errichten. Die Niederlassung Köln soll „die Versorgung mit Krediten, ihre treuhänderische Verwaltung sowie die Beratung der Anstalten in wirtschaftlicher und finanzieller Beziehung“ gewährleisten. Ab 1949 kümmert sich der spätere Direktor, Karl Bleckert, um den Aufbau des Kölner Standortes. Zunächst dürfen dort nur Wiederaufbaudarlehen an gemeinnützige Organisationen vermittelt und Gutachten für Bundesbürgschaften erstellt werden. Erst im Mai 1954 wird die Bank wieder zum Neugeschäft zugelassen.
Der Ausweichstandort mausert sich zur Zentrale
1971 bezieht die Niederlassung Köln in der Mohrenstraße ein eigenes Gebäude, doch schon bald müssen zusätzliche Räume in der Nachbarschaft angemietet werden. Gründe dafür sind das enorme Wachstum und die 1974 getroffene Entscheidung, den Standort Köln zum zweiten juristischen Sitz der Bank zu machen. Dadurch entstehen in Köln neue Abteilungen und Arbeitsplätze. 1976 kauft die Bank deshalb ein verkehrsgünstig gelegenes Grundstück in der Wörthstraße, auf dem bis 1980 ein großzügiger Neubau entsteht, der bereits zehn Jahre später aufgestockt wird.
Noch bedeutender und größer wird der Standort Köln, als die Geschäftsführung 1996 entscheidet, alle Stabsstellen in einer Zentrale zu bündeln. In den Folgejahren wachsen die in Köln ansässigen Abteilungen. Vor diesem Hintergrund entscheidet sich die Bank erneut für die Errichtung eines zeitgemäßen Neubaus in der unmittelbaren Nachbarschaft. 2017 ziehen die Zentrale und die Kölner Geschäftsstelle an das Konrad-Adenauer-Ufer. Bis heute ist in Köln die bundesweit größte Geschäftsstelle. Daher ist hier seit 2019 die Regionaldirektion West angesiedelt, die für die Geschäftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland verantwortlich ist und von Markus Weber geleitet wird.
Köln als Wachstumsmotor
30 Jahre lang ist in Köln neben Berlin mit seiner „Insellage“ die einzige Niederlassung der Sozialbank in der Bundesrepublik. Entsprechend wird der größte Teil der Bankgeschäfte über die Niederlassung in Köln abgewickelt, zumal viele Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege ihren Sitz oder eine Vertretung in der nahen Bundeshauptstadt Bonn haben. So kann die Geschäftsstelle Köln ihre Bilanzsumme allein in den Jahren 1976 bis 1981 von rund 564 auf rund 845 Millionen D-Mark erhöhen; im selben Zeitraum steigen die Kundeneinlagen von gut 255 auf fast 443 Millionen und die vergebenen Eigenkredite von knapp 95 auf beinahe 230 Millionen D-Mark.
Beim sukzessiven Aufbau von weiteren Geschäftsstellen in den alten Bundesländern ab 1978 leistet die Kölner Geschäftsstelle mit ihrer breiten Kundenbasis einen wesentlichen Beitrag. Immer wieder gibt sie bei der Gründung neuer Geschäftsstellen Kunden und Geschäftsvolumina an die neuen Geschäftsstellen ab. Durch die vielfältigen Akquisitionsmöglichkeiten im dicht besiedelten Rheinland und die sehr aktive Ansprache durch die Kölner Kundenbetreuer*innen, von denen einige seit vielen Jahren in der Kölner Geschäftsstelle sind und so langjährige gute Kundenbeziehungen pflegen, wächst die Geschäftsstelle Köln dennoch immer weiter.
Einen nicht unwesentlichen Anteil an dieser positiven Entwicklung hat Norbert Küsgen. Er tritt 1977 bei der BFS in Köln ein, wird schon bald Abteilungsleiter Kredit, später Geschäftsstellenleiter. Bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand im Oktober 2013 trägt er die Verantwortung für die Geschäftsstelle Köln. Norbert Küsgen ist in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft im Rheinland sehr gut vernetzt und wird von vielen Kunden geschätzt. Mit einem jährlichen Neujahrsempfang, für den viele Jahre alle Mitarbeitenden ihre Büros umgestalten und festlich dekorieren, sorgt er für einen beliebten Treffpunkt der Branche, der regelmäßig bis in die Morgenstunden dauert. Darüber hinaus lädt er die Kund*innen mehrmals im Jahr zu Vortragsveranstaltungen mit aktuellen Fachthemen und anschließendem Imbiss in die 6. Etage der Wörthstraße ein. Mehr als 100 Teilnehmende sind keine Seltenheit. Die Tradition beliebter Netzwerkveranstaltungen setzt Markus Weber fort, als er 2018 als Geschäftsstellenleiter nach Köln kommt. Heute sind es Sommerfeste in attraktiven Locations, die die Kund*innen anziehen – nach der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie das nächste Mal im Juni 2023: Die Geschäftsstelle Köln feiert parallel zum 100. Geburtstag der Bank ihr 75-jähriges Jubiläum.