Suche
Newsletter für das Sozialmanagement
Personalmangel, die demografische Entwicklung sowie stark gestiegene Kosten und Tariferhöhungen – die deutsche Krankenhauslandschaft befindet sich gezwungenermaßen in einem umfassenden Transformationsprozess. Über dessen Umsetzung in Gestalt der geplanten Krankenhausreform gab es während der vergangenen Monate heftige Auseinandersetzungen zwischen Bund und Ländern, im Februar konnte der Vermittlungsausschuss zumindest mit Blick auf das vorgelagerte Krankenhaustransparenzgesetz eine Einigung erzielen. Die Ergebnisse des „Krankenhaus Barometers 2023“ lassen erkennen, wie groß die Herausforderungen sind. An der repräsentativen Befragung, die das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) in der Zeit von Mitte April bis Ende Juni 2023 durchgeführt hat, beteiligten sich insgesamt 388 zugelassene Allgemeinkrankenhäuser ab einer Größe von 100 Betten.
Auf die Frage nach der Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2022 gaben 54 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser an, Verluste geschrieben zu haben. Einen Jahresüberschuss konnten 35 Prozent erzielen. 11 Prozent der Häuser kamen auf ein ausgeglichenes Jahresergebnis. Damit hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert. Seinerzeit erreichten noch 44 Prozent der Häuser einen Jahresüberschuss, während 43 Prozent der Häuser Verluste machten.
Eine finanzielle Schieflage zeigte sich vor allem bei den kleinen Krankenhäusern. Mit einem Anteil von 59 Prozent waren sie häufiger von einer negativen Jahresbilanz betroffen als die größeren Krankenhäuser.
Die befragten Krankenhäuser rechneten damit, dass der Anteil der Häuser mit einem negativen Jahresergebnis für das Jahr 2023 von 58 Prozent auf voraussichtlich 78 Prozent ansteigen wird. Diese pessimistische Prognose gilt für die kleineren (bis 299 Betten), mittleren (300 bis 599 Betten) und großen (ab 600 Betten) Krankenhäuser fast gleichermaßen.
Entsprechend düster fällt der Blick in die nähere Zukunft aus. 71 Prozent bzw. fast drei Viertel der Krankenhäuser erwarten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation im Jahr 2024 verschlechtert. Von einer Verbesserung gehen lediglich vier Prozent aus. 25 Prozent sind diesbezüglich unentschieden.
„Das sind die schlechtesten Werte seit Einführung des Krankenhaus Barometers im Jahr 2000“, erklärt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). „Die Lage der Krankenhäuser in Deutschland ist dramatisch, und die Kliniklandschaft verändert sich in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und Intensität.“
Als Ursachen werden Preissteigerungen seit dem Jahr 2022 angeführt, beispielsweise in den Bereichen Energie, medizinischer Bedarf und Löhne. Diese Faktoren wirkten sich in 93 Prozent der Krankenhäuser sehr oder eher stark auf die Liquiditätssituation aus. Insbesondere die kleineren Häuser sind davon betroffen.
Zugleich werden die politischen Hilfsmaßnahmen zur Kompensation der Energiepreissteigerungen (Härtefallfonds gem. § 26f KHG sowie Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom) nur von 16 Prozent der Krankenhäuser als „eher gut“ bewertet.
Darüber hinaus haben sich die Krankenhäuser in der Befragung unter anderem zur Umsetzung der Übergangspflege (§ 39e SGB V) geäußert. Diese neue Leistungsform in der gesetzlichen Krankenversicherung macht es möglich, dass Patient*innen im Krankenhaus weiter gepflegt und versorgt werden können, falls eine Anschlussversorgung nach einer stationären Behandlung nicht unmittelbar gewährleistet werden kann.
Zum Zeitpunkt der Erhebung hatten jedoch erst 22 Prozent der Häuser die Übergangspflege eingeführt. Als wesentlicher Grund dafür wird der hohe bürokratische Aufwand genannt. So ist für jede*n Patient*in ein standardisierter Dokumentationsbogen auszufüllen. „Darin müssen die Krankenhäuser beispielsweise nachweisen, dass sie bis zu 20 geeignete Anschlussversorger, etwa ambulante oder stationäre Pflegeinrichtungen, vergeblich kontaktiert haben, ehe sie die Übergangspflege erbringen dürfen (§ 5 Abs. 1e der Dokumentations-Vereinbarung).“
Gleichzeitig berichten 90 Prozent derjenigen Krankenhäuser, die die Übergangspflege bereits eingeführt haben, von einer großen Akzeptanz der Patient*innen und deren Angehörigen.
Wie die Befragung außerdem ergab, macht die Digitalisierung weiter Fortschritte. Auf Grundlage der Verordnung zur Verwaltung des Strukturfonds im Krankenhausbereich (§ 19 Abs. 1 KHSFV) wurden bislang u.a. folgende digitale Dienste umgesetzt:
Die nachfolgenden Beispiele belegen, welche Hemmnisse der Digitalisierung im Wege stehen.
Ein weiteres wichtiges Thema, das in der Befragung zur Sprache kam, sind die Erfahrungen mit der generalistischen Pflegeausbildung. 90 Prozent der teilnehmenden Kliniken erklärten, Träger bzw. kooperierende Einrichtung im Zuge der praktischen Ausbildung gemäß dem Pflegeberufegesetz (PflBG) zu sein.
Rund die Hälfte der Häuser verzeichnet seitdem (leicht oder deutlich) zurückgehende Bewerber*innen-Zahlen. Rund ein Drittel nahm nahezu keine Veränderung gegenüber der vorherigen Ausbildung wahr.
Zudem gehen die Krankenhäuser mehrheitlich davon aus, dass die Anzahl der Bewerbungen, Auszubildenden sowie Pflegefachkräften in den kommenden drei Jahren geringer sein wird als der Bedarf.
Das DKI-Krankenhaus Barometer 2023 ist verfügbar unter:
www.dki.de/fileadmin/user_upload/DKI_Krankenhaus_Barometer_2023_final.pdf
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
Konrad-Adenauer-Ufer 85
50668 Köln
T 0221 97356-237
F 0221 97356-477
E-Mail