Der Konsolidierungs- und Konzentrationsprozess in der deutschen Sozialwirtschaft wird in den nächsten Jahren weiter an Geschwindigkeit gewinnen. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem privat-gewerbliche Betreiber von Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen, die ihre Marktanteile deutlich ausweiten wollen. Unterstützt werden sie dabei immer häufiger von Finanzinvestoren und strategischen Investoren, die über erhebliche Finanzmittel verfügen und in den Bereichen Pflege, Krankenhaus und Rehabilitation ein attraktives Betätigungsfeld sehen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Bank für Sozialwirtschaft (BFS) in ihrem neuen Report „Erfolgsfaktor
Kapital in der Sozialwirtschaft“. Im Fokus der Untersuchung stehen die unterschiedlichen Wachstums- und Finanzierungstrategien der großen gemeinnützigen und privaten Unternehmen sowie die daraus resultierenden Chancen und Risiken. Dabei identifiziert die BFS erhebliche Unterschiede in den Expansionsstrategien der Trägergruppen. Freigemeinnützige Unternehmen setzen auf Wachstum aus eigener Kraft, da es ihnen für eine externe Expansionsstrategie an Erfahrungen und Finanzmitteln fehlt. Gebremst werden sie außerdem vom verbandlichen Regionalprinzip sowie dem gemeinnützigen Selbstverständnis. Dagegen expandieren privat-gewerbliche Unternehmen vor allem durch Zukäufe im Rahmen einer Buy-and-Build-Strategie in Verbindung mit einem organischen Wachstum.
Nach Einschätzung der BFS haben sozialwirtschaftliche Unternehmen in den nächsten Jahren einen erhöhten Bedarf an Kredit- und Kapitalmarktmitteln. Dafür sorgen vor allem die weitere Erhöhung des Leistungsvolumens, Sanierungs- und Modernisierungszwänge sowie die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen. Daneben gewinnen Investitionsanlässe wie die Umsetzung von Expansionsstrategien, Innovationen, die Digitalisierung sowie Personalmaßnahmen an Bedeutung. Allein in den drei Bereichen Krankenhaus, stationäre Pflege und stationäre medizinische Rehabilitation rechnet die BFS für den Zeitraum von 2017 bis 2021 mit einem Finanzierungsbedarf von rund 9 Milliarden Euro pro Jahr. Vor diesem Hintergrund wird der Kapitalzugang zu einem kritischen Erfolgsfaktor für Unternehmen der Sozialwirtschaft.
Finanzierungsstrategien, deren ausschließlicher Fokus auf dem Kreditmarkt liegt, können rasch an ihre Grenzen stoßen, heißt es in dem Report. „Bereits heute bestehen insbesondere für gemeinnützige Unternehmen Finanzierungsengpässe bei der Akquisitions- und Innovationsfinanzierung sowie bei großvolumigen Investitionsprojekten“, betont Prof. Dr. Harald Schmitz, Vorsitzender des Vorstandes der Bank für Sozialwirtschaft. „Finanzinstitute müssen zukünftig verstärkt als Intermediär zwischen den Unternehmen und der Sozialwirtschaft nahestehenden Investoren bzw. dem Kapitalmarkt fungieren. Dies kann beispielsweise durch innovative Finanzprodukte wie Mezzanine Fonds oder Kreditfonds erfolgen.“
Der 84-seitige Report „Erfolgsfaktor Kapital in der Sozialwirtschaft“ steht auf der Website der Bank für Sozialwirtschaft hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Bibliografische Daten:
Hayer, Jens / Sobottke Markus: BFS-Report - Erfolgsfaktor Kapital in der Sozialwirtschaft, Bank für Sozialwirtschaft AG: Köln 2017, 84 Seiten, ISBN: 978-3-93559-46-4