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Wie der Paritätische Gesamtverband mit seinem „Kitabericht 2024“ nachweist, klaffen Anspruch und Wirklichkeit im Bereich der Kindertagesbetreuung weit auseinander. Viele Einrichtungen sind angesichts des Fachkräftemangels, schwieriger Arbeitsbedingungen und steigender Unterstützungsbedarfe multiplen Belastungen ausgesetzt.
Die Folgen können vor allem für Alleinerziehende zum Problem werden, wenn sie den Spagat zwischen Berufsalltag und familiären Pflichten schaffen müssen. Ihre Situation wird beleuchtet von einem Factsheet der Bertelsmann Stiftung.
Trotz zahlreicher Bemühungen von Bund und Ländern suchen immer mehr Eltern vergebens einen Betreuungsplatz. „Personalmangel führt zu zusätzlichen Überstunden und einer zunehmenden Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter*innen“, erklärt Juliane Meinhold, Leiterin der Abteilung für soziale Arbeit im Paritätischen Gesamtverband. „Damit drohen weitere Personalausfälle. Und die Kinder haben das Nachsehen, weil Aktivitäten und Förderung eingeschränkt werden.“
Grundlage der Analyse ist eine Online-Umfrage des Paritätischen, die nach 2019 und 2021 zum dritten Mal durchgeführt wurde. Insgesamt haben 1.760 Kindertageseinrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet daran teilgenommen. Als inhaltlicher Leitfaden diente das 2019 in Kraft getretene „Gute-KiTa-Gesetz“ (KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz, KiQuTG). Der Bereich der Kindertagespflege wurde jedoch ausgeklammert.
Den Schwerpunkt des Berichts liegt auf dem Handlungsfeld Inklusion. Zunächst stellen die Autor*innen Liubovi Colbasevici und Niels Espenhorst fest, dass zahlreiche Kitas bereits Kinder mit Teilhabeleistungen betreuen. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) habe die Anforderungen an die Inklusion in den Kitas zwar konkretisiert. Allerdings, so die Autor*innen, wisse man nur wenig über die Umsetzung.
Entsprechend aufschlussreich sind die Handlungsbedarfe, die seitens der Befragten gesehen werden.
Nicht nur im Bereich der Inklusion drückt der Schuh. Es gibt auch grundsätzliche Herausforderungen.
Vom Bund erwarten die Autor*innen, dass er sich „weiterhin und dauerhaft“ an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen beteiligt. Dies betrifft primär den gleichwertigen Zugang zu Angeboten der Kitas. Der Fachkräftemangel müsse in erster Linie durch eine Ausweitung der Ausbildungskapazitäten bekämpft werden. Ausbildungswege sollten attraktiver werden, u.a. durch die vollständige Abschaffung des Schulgeldes.
Darüber hinaus sprechen sich die Autor*innen für eine strukturelle Optimierung der Personalausstattung in inklusiv ausgerichteten Kitas aus. Zugleich raten sie zu einem Bürokratieabbau, um Antragsverfahren zu beschleunigen. Anstelle der in vielen Bundesländern üblichen Praxis einer Beteiligung der Träger an den steigenden Kosten müssten die Länder eine angemessene Finanzierung sicherstellen.
Aus nachvollziehbaren Gründen sind Alleinerziehende in besonderer Weise auf eine verlässliche Kindertagesbetreuung angewiesen. Antje Funcke und Sarah Menne von der Bertelsmann Stiftung informieren darüber, dass im Jahr 2023 2,5 Millionen der insgesamt 14,3 Millionen minderjährigen Kinder in Deutschland mit nur einem Elternteil zusammenleben. Das entspricht einem Anteil von 17,4 Prozent. 2,1 Millionen, also 82,5 Prozent, wohnen (überwiegend) gemeinsam mit ihrer Mutter.
Die Optimierungsvorschläge der Bertelsmann Stiftung richten sich vor allem auf die Armutsbekämpfung alleinerziehender Familien. Genannt wird insbesondere Kindergrundsicherung. In diesem Zusammenhang wird die Abschaffung gestaffelter Anrechnungsraten von Unterhaltszahlungen in Abhängigkeit von deren Höhe gefordert, weil diese zu komplexe und teilweise unwirksam seien.
In Zuge von Reformen des Unterhaltsrechts setzt sich die Bertelsmann Stiftung dafür ein, dass die Betreuungsleistung beider Elternteile honoriert wird. „Allerdings müssen für eine faire Lastenverteilung zwischen den Elternteilen mit Unterhaltskürzungen auch deutliche Entlastungen der alleinerziehenden Elternteile im Alltag sowie bessere Erwerbschancen für diese einhergehen.“
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade auch für Alleinerziehende zu verbessern, setzt die Bertelsmann Stiftung auf den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote sowie auf beratende und vernetzende Anlaufstellen.
Colbasevici, Liubovi/ Espenhorst, Niels: Kitabericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbands, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e. V. (Hrsg.), Berlin, 1. Auflage, Mai 2024. Download
Funcke, Antje/Menne, Sarah: Factsheet – Alleinerziehende in Deutschland, Bertelsmann Stiftung, Juni 2024. Download
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