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Maike van den Boom hat das Ziel, die Deutschen glücklicher zu machen. Denn von diesem Gefühl hängt sehr viel ab. Auch, ob wir Inklusion nur vorschreiben – oder sie leben. Auf der ConSozial am 8./9. November 2017 in Nürnberg hat sie den Plenumsvortrag zum Kongressmotto „Zukunft Inklusion“ gehalten, die Zuhörer in ihren Bann gezogen und donnernden Applaus geerntet.
Sie hatte noch Milch für ihren Latte Macchiato gebraucht und kurz bei der Nachbarin geklingelt. Jetzt, an diesem Morgen im Februar, mit der dampfenden Tasse in der Hand, fühlt sich Maike van den Boom zufrieden. Man könnte auch sagen: glücklich. Was ein schöner Umstand ist – denn die Autorin ist seit Jahren auf der Suche nach dem Glück. Nicht nur nach ihrem eigenen, natürlich. „Glückliche Menschen sind viel offener, kreativer und bereit zu teilen“, sagt Van den Boom im Interview mit Sarah Benecke für die ConSozial. Und Glück hält sie für das Ergebnis der Werte, die wir leben.
Auf ihren Reisen durch die 13 glücklichsten Länder der Welt von Island bis nach Costa Rica hat sie erlebt, wie sehr sich diese Werte von denen in Deutschland unterscheiden. Die Deutschen, stellt sie fest, konzentrieren sich auf Gegensätze und lieben es, Kontrolle zu haben. Unsicherheiten vermeiden sie. Die Schweden zum Beispiel arbeiten viel mehr zusammen und fühlen sich gemeinsam stark und sicher. Das zeigt sich auch in den Unternehmen. Geschäftsführer sprechen dort von „Liebe und ehrlichem Mitgefühl“ für ihre Angestellten, als wäre das selbstverständlich. „Einer erklärte mir: Ich fühle mich wirklich nicht besser als meine Mitarbeiter – ich habe nur eine andere Rolle“, erinnert sich Van den Boom. Viele Mitarbeiter meinten: Was sie glücklich mache sei, dass sie gesehen werden – als Mensch und mit ihrem persönlichen Potenzial. Dieses Gefühl, wichtig zu sein für andere, sei doch der Kern jeder Gemeinschaft, sagt die gebürtige Heidelbergerin. „Ich glaube, das verlieren wir in Deutschland zu oft aus den Augen“.
„Für das Glück muss man sich entscheiden“, sagt Van den Boom ganz entschieden in ihrem Vortrag und zitiert einen Interviewpartner aus ihrem Buch „Wo bitte geht’s denn hier zum Glück“: „Wenn ich zur Arbeit komme, bin ich glücklich. Denn wenn ich mich die ganze Zeit beklage, zerstöre ich ja nur mein eigenes Leben.“ Und die schlechte Laune fließt dann abends direkt vom Arbeitsplatz ins heimische Wohnzimmer, spinnt Van den Boom mit einem Augenzwinkern weiter. Wohin das führt, kann sich jeder selbst ausmalen, der schon einmal schlecht gelaunt nach Hause gekommen ist.
Echter Zusammenhalt, das ist die Stärke der skandinavischen Länder. Dort gelingt es besonders gut, die Menschen in die Mitte zu nehmen und sich gegenseitig positiv zu bestärken und zu beeinflussen. Für jeden ist klar, dass er Teil des Ganzen ist und das man zusammen immer besser dran ist als allein. Passiert dann mal ein Fehler, dann ist dies nicht weiter schlimm. Denn allen ist ein wohlwollender Umgang miteinander selbstverständlich. Der Mensch habe sich ja bemüht, seine Arbeit gut zu erledigen. Wenn dennoch etwas schiefgegangen ist, dann habe das am Prozess, an den Umständen gelegen, nicht an der Person. Hiermit wird der Fehler direkt auf einem anderen Niveau betrachtet.
Eine „verzeihende Gesellschaft“ nennt Van den Boom diese Art des Umgangs miteinander und ist sich sicher, dass dies ein ganz wichtiger Faktor für das Glücksempfinden der Skandinavier ist. Basis der verzeihenden Gesellschaft ist Vertrauen. Das Vertrauen, dass alle immer ihr Bestes geben wollen. Dass irgendetwas passiert sein muss, wenn es einmal nicht so war.
In mehreren skandinavischen Sprachen ist das Wort für „Vertrauen“ fast identisch. Im Schwedischen heißt es „Tillit“. Was fällt an dem Wort auf? Genau, es liest sich von vorne und hinten gleich. Dies sei auch das Geheimnis des Vertrauens, sagt Van den Boom: Es ist in beide Richtungen das gleiche. Fängt einer an, dem anderen zu vertrauen, dann empfindet derjenige sich als vertrauenswürdig und revanchiert sich ebenfalls mit Vertrauen. Und was passiert in einem solchen vertrauensvollen Umfeld? Die Menschen fangen an sich zu entspannen. Sie fühlen sich wohl, fühlen sich angenommen und sind ganz sie selbst. In einer solchen Atmosphäre lässt der Leistungsdruck nach und Menschen können ihre ganze Kraft entfalten.
Das, was Van den Boom beschreibt, ist nichts anderes als Inklusion – das Thema der ConSozial, auf der sie den Plenumsvortrag gehalten hat. Deutschland hat das Ziel, jeden Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen – auch am Arbeitsmarkt. Aber dafür, meint die Autorin, brauche es einen Wertewandel. Hierzulande werde Arbeit eher als notwendiger individueller Broterwerb gesehen. In Skandinavien gelte sie als eine positive Möglichkeit, seinen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Tatsächlich sind schon kleine Kinder zufriedener und entwickeln sich besser, wenn sie Dinge ausprobieren können und ihnen etwas zugetraut wird.
So macht Maike van den Boom drei wichtige Punkte aus, auf die Unternehmen und Organisationen achten sollten, um ein glückliches Arbeitsklima zu schaffen:
Das alles, sagt Van den Boom, habe wenig mit Management-Techniken zu tun und viel mit dem Menschenbild eines Unternehmens, eigentlich sogar dem einer ganzen Gesellschaft. Dieses Bild zu wandeln, liege daher nicht nur bei den Vorgesetzten – sondern bei jedem einzelnen von uns.
Wer genauer erfahren möchte, was Maike van den Boom auf ihren Reisen über das Glück herausgefunden hat, dem sei ihr Buch „Wo bitte geht’s denn hier zum Glück?“ empfohlen:
Maike an den Boom: Wo bitte geht’s denn hier zum Glück? Meine Reise durch die 13 glücklichsten Länder der Welt und was wir von ihnen lernen können, S. Fischer Verlag, Taschenbuch, 9,99 Euro, ISBN: 978-3-596-03264-8
Interview: Sarah Benecke
Den Vortrag „Zum Glück gibt’s Werte“ von Maike an den Boom auf der ConSozial gibt es auch als Podcast.
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Maike van den Boom: Wo bitte geht’s denn hier zum Glück?
Susanne Bauer
Senior Referentin Unternehmenskommunikation
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