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Schon Konfuzius hat’s gewusst: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten!“ Damit äußerte der chinesische Philosoph eine Erkenntnis, die leicht abgewandelt noch heute gilt – wer gerne arbeitet, findet mehr Erfüllung im Leben. Die moderne Gesundheitsforschung pflichtet dem bei: Nehmen Beschäftigte ihre Arbeit als sinnstiftend wahr, dann sind sie gesünder und leistungsfähiger. Sie haben weniger Rückenbeschwerden, schlafen besser und fehlen krankheitsbedingt seltener als ihre unzufriedenen Kolleginnen und Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommt der Fehlzeiten-Report 2018 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Sein Schwerpunkt: „Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit“.
Die Erwerbsarbeit ist in den westlichen Industrieländern zentral für Selbstwert und Sinnfindung. Zwar liegt es nahe, dass Arbeitsmotivation, Zufriedenheit mit dem Chef und Betriebsklima wichtig für die Befindlichkeit der Beschäftigten sind. Nur wie genau ist der Zusammenhang von sinnvoll erlebter Arbeit und Gesundheit, wovon hängt das Sinnerleben ab und wie lässt es sich im Arbeitsleben fördern?
Eine erste Annäherung an diese Fragen liefert eine Repräsentativerhebung mit mehr als 2.000 Erwerbstätigen für die AOK-Studie. Danach sollten sich die Personalchefs im Lande ruhig einmal näher anschauen, was den Beschäftigten im Berufsleben wichtig ist. Sichere und gute Arbeitsbedingungen rangieren an der Spitze (94 %), gefolgt von dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (93 %), eine interessante Tätigkeit auszuüben (92,7 %) und eine gute Balance von Job und Privatleben zu haben. Dagegen folgt der Wunsch eines hohen Einkommens erst an 13. Stelle (60,6 %) auf der 16 Aspekte umfassenden Wichtigkeitsskala.
Ohne Geld ist alles nichts, aber Geld ist nicht alles, so lässt sich das Befragungsergebnis resümieren. Es bestätigt, dass der Mensch kein nur dem Geld nachjagender Homo oeconomicus ist, sondern sich von zahlreichen Motiven leiten lässt, die ihn auch als soziales und sinnsuchendes Wesen kennzeichnen.
Aufschlussreich für den Nachweis des Zusammenhangs von Sinnerfüllung und Gesundheit ist die teils erhebliche Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Befragten bezüglich der Arbeitssituation. So haben 97,9 Prozent der Befragten den Wunsch einer guten Zusammenarbeit mit den Kollegen, tatsächlich aber erleben das nur 86,8 Prozent. Weitere Werte: angenehmes Betriebsklima (96,8 % vs. 78 %), Loyalität des Unternehmens (96,8 % vs. 69,3 %), ein gutes Verhältnis zum Chef (92,4 % vs. 79,8 %), Wertschätzung im Unternehmen (92,2 % vs. 72,7 %).
Erleben Beschäftigte ihr Arbeit als sinnvoll, leiden sie deutlich seltener unter körperlichen oder psychischen Beschwerden und verursachen weniger Krankentage. So gaben 34 Prozent der Befragten mit hoher Jobzufriedenheit Rücken- und Gelenkschmerzen an, dagegen 54,1 Prozent der Beschäftigten mit geringer Sinnstiftung. Bei Kopfschmerzen waren es 16,9 vs. 33,8 Prozent, bei Schlafstörungen 11,4 vs. 34 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Fehlzeiten aus: Zufriedene Mitarbeiter melden sich 9,4 Tage pro Jahr krank, wenig oder gar nicht zufriedene Mitarbeiter mehr als doppelt so lange (19,6 Fehltage).
„Wie unsere Befragung zeigt, sind die Aspekte der Kooperation im Unternehmen und die Wertschätzung der Mitarbeiter (...) den Befragten am wichtigsten, werden jedoch am schlechtesten bewertet“, beklagt Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer und Herausgeber des Fehlzeiten-Reports 2018, in einer Mitteilung. An diesem Punkt sehen die Wissenschaftler vor allem die Führungskräfte in der Pflicht – sie tragen als Vermittler der Unternehmenskultur besondere Verantwortung. Schließlich sind motivierte Beschäftigte, die stolz auf ihr Unternehmen sind, beste Garanten gegen Arbeitskräftemangel und Abwanderung.
Gefragt sind Strategien, mit denen Vorgesetzte Loyalität gegenüber ihren Beschäftigten zeigen, Maßnahmen, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit quer durch die Hierarchieebenen gezielt fördern, empfiehlt Schröder. Im Zeichen von Bürokratieabbau und Digitalisierung gehe es um eine „ermöglichende Führung“ zur Förderung von Verantwortungsbereitschaft, Selbstwertgefühl und flexibler Anpassung an rasche Marktveränderungen. Damit Beschäftigte engagiert und gesund sind, müssen die Chancen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) ausgeschöpft werden, legt der Report nahe. Beispielgebend werden die Berliner Stadtreinigung genannt. Seit 2017 ist BGF dort eine Geschäftseinheit mit großer Zuständigkeit – von Arbeitsmedizin über Themen wie die Auswirkungen der Digitalisierung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis zur gastronomischen Versorgung.
Der jährlich erscheinende Fehlzeiten-Report wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin herausgegeben. Er liefert ein umfassendes Bild des Krankenstands nach Bundesländern, Branchen und Berufsgruppen anhand von Statistiken und Analysen. Im Schwerpunktthema „Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit“ untersuchen 28 Fachbeiträge den Einfluss von Betriebsklima, Motivation und Lebenszufriedenheit auf Gesundheit und Fehlzeiten der Beschäftigten. Weiteres Interesse gilt der Frage, wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement zur sinnerfüllten Selbstwahrnehmung der Beschäftigten beitragen kann.
Bernhard Badura / Antje Ducki / Helmut Schröder / Joachim Klose / Markus Meyer (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2018. Schwerpunkt: Sinn erleben - Arbeit und Gesundheit, Berlin 2018; 608 Seiten; broschiert, 54,99 Euro; ISBN: 978-3-662-57387-7.
Pressemappe zum Fehlzeiten-Report 2018 vom 5.9.2018
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