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Deutschlands Chefs sorgen sich um die digitale Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen. Zwar erkennen klar sie die strategische Bedeutung von Innovationskraft und Digitalisierung, bescheinigen jedoch ihren eigenen Firmen Rückständigkeit, besagt der aktuelle Führungskräfte-Radar 2019. Vielen Managern fehlt überdies eine Strategie, um das Blatt zu wenden. Scheitern Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft an der Chefetage?
Das ist wahrlich keine frohe Botschaft der repräsentativen Führungskräfteumfrage, welche die Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Universität Witten/Herdecke erstellt hat. Sie passt nahtlos zu einer vorangegangenen Auswertung, wonach viele Manager an der eigenen Führungsrolle zweifeln (s. BFS-Trendinfo 5/2020, „Führungsgift auf der Chefetage“). Da verwundert es nicht, dass in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft wenig Optimismus in puncto digitaler Transformation besteht. Die aktuelle Studie liefert empirische Belege.
Nach eigenen Bemühungen in Sachen Digitalisierung befragt, zeigen die Manager eine „gewisse Zurückhaltung“, schreiben die Autoren. Nur 41 Prozent geben an, das Thema zügig voranzutreiben und die Mitarbeiter einzubeziehen. Mehr als jeder Vierte (27 %) verneint diese Option. „Insgesamt sind diese Befunde als bedenklich zu bezeichnen, sind doch Führungskräfte an wichtigen Schnittstellen zwischen Forschung, Entwicklung und Anwendung tätig und können dort entscheidende Impulse für Innovationen in ihren Unternehmen setzen.“ Motivieren und führen kann jedoch nur, wer selbst überzeugt ist. „Den Erhebungen des Führungskräfte-Radars zufolge kann man jedoch kaum davon ausgehen, dass Führungskräfte in Deutschland Innovationsprojekte voll motiviert angehen.“
Gemeinhin investieren Unternehmen in Maschinen und Gebäude, das digitale Zeitalter jedoch macht Investitionen in Software, Datenbanken und kompetente Mitarbeiter zur Überlebensfrage. Bei diesen Aktivposten des Wissenskapitals liegt Deutschland international zurück – zum Beispiel gegenüber Frankreich um 15 Prozent (2017). Dabei „entspricht der geringe Modernitätsgrad und der gleichzeitig vergleichsweise niedrige Umfang des Wissenskapitals (…) in keiner Weise dem postulierten Anspruch Deutschlands, zu den technologisch führenden Volkswirtschaften zu gehören.“
Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass überhaupt nur 25 Prozent der deutschen Unternehmen in die Kategorie innovationsstarker „Technologieführer“ und „Disruptiver Innovatoren“ gehören. Diese Unternehmen sind wirtschaftlich deutlich erfolgreicher, investieren mehr in die digitale Transformation und schaffen hochqualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze, bilanziert die Studie.
Vor allem in den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehle es auffallend häufig an einer ausgeprägten Innovationskultur. Brisant, schließlich beschäftigen diese Unternehmen deutschlandweit knapp 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer. Zwar könnten Mittelständler nicht im Stil eines Weltkonzerns in Forschung investieren. „Doch auch durch Mitarbeiterführung oder die Förderung von Freiräumen für Experimente ergeben sich Chancen, Innovationsprozesse dynamischer zu gestalten.“
Die Wirtschaftspolitik solle die Förderung von Investitionen nicht allein auf herkömmliche Forschung und Entwicklung konzentrieren, sondern auch auf innovative Vorhaben im Bereich neuer Organisationslösungen, Weiterbildung und Software ausrichten. Kooperationsprojekte, Netzwerke und Cluster seinen besonders geeignet, die Bildung von Wissenskapital der Unternehmen im umfassenden Sinne zu unterstützen, empfehlen die Autoren. „Die Förderinstrumente sollten dabei gezielt den Aufholprozess der KMU unterstützen, gute Rahmenbedingungen für technologisch versierte Startups setzen und die Grundlagenforschung stärken.“
Guido Möllering / Armando García Schmidt / Martin Spilker,
Deutsche Führungskräfte und Innovation: Mehr Zweifel als Optimismus, Führungskräfte-Radar 2019, Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit dem Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung (RMI) an der Universität Witten/Herdecke, 8 Seiten
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