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Das kürzlich verhängte Handyverbot an französischen Schulen stieß hierzulande auf Kritik. Eine Verteufelung der nervtötenden kleinen Wunderwerke sei falsch, entscheidend sei der verantwortungsvolle Umgang damit, befanden viele Experten. Und lieferten reichlich Beispiele für den sinnvollen Einsatz von Smartphone und Tablet in deutschen Schulklassen. So viel Zuspruch für das personalisierte Lernen sucht man vergebens, Bildungsexperten sagen dieser Lernform eine große Zukunft voraus. Welche Chancen bietet es, welche Grenzen sind zu bedenken? Eine Studie über „Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien“ im Auftrag der Robert Bosch Stiftung gibt Empfehlungen für die schulische Praxis.
Zunächst einmal: Worum geht es eigentlich? Wie sieht personalisiertes Lernen mit digitalen Medien praktisch aus? Folgende Beispiele aus der Studie mit 30 erfolgreichen Lernprogrammen aus aller Welt sollen das verdeutlichen.
Schüler unterrichten Schüler: Das internationale Netzwerk „Busuu“ wartet mit Kursangeboten in zwölf Sprachen auf. Dazu bietet es Lernmaterialien, einen Vokabeltrainer, Grammatiklektionen und Anleitungen in Lesen, Schreiben, Verstehen und Sprechen. Als Besonderheit führt „Busuu“ Lernende mit Muttersprachlern der Zielsprache zusammen. Außerdem lernen Nutzer eine Fremdsprache und unterrichten zugleich die eigene Muttersprache, unterstützen sich also gegenseitig.
Lernende halten Videokonferenzen ab: Die „Florida Virtual School“ ist eine vom US-Bundesstaat Florida finanzierte Onlineschule. Die mehr als 150 Kurse beinhalten jeweils Videos mit Lernanleitungen, Korrekturhinweisen, interaktiven Spielen und Praxistests gemäß den in Florida vorgeschriebenen Abschlussprüfungen. Die Lernenden können auch per Messenger-Diensten und Videokonferenzen zusammenarbeiten.
Individuelle Förderpläne: Die vielfach preisgekrönte Lernplattform „kapiert.de“ deckt Mathematik, Deutsch und Englisch ab. Sie wurde gemeinsam von den Schulbuchverlagen Westermann, Schroedel und Diesterweg entwickelt und bietet interaktive Übungen und Erklärvideos zu den Schulbüchern der beteiligten Verlage an. Auf der Basis von Eingangstests werden persönliche Förderpläne erstellt, zur Nachhilfe wird ein Chat mit Tutoren hinzugebucht.
Künstliche Intelligenz denkt mit: „Smart Learning Partner“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Pädagogischen Universität Peking und des Tongzhou-Bezirks der Stadt Peking. Es umfasst eine umfangreiche Sammlung von Onlinevideos für alle Fächer und Jahrgangsstufen. Werkzeuge künstlicher Intelligenz passen die Inhalte den Fortschritten der Schüler an. Die Lernenden können sich über ihr Handy rund um die Uhr mit einem von Tausenden Tutoren verbinden.
Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Dennoch interessieren sich Bildungsexperten zunehmend für das Versprechen, Schüler gemäß ihren persönlichen Stärken und Schwächen passgenau in ihrem Lerntempo anzuleiten. Die Methode gilt vielen als Wundermittel für mehr Chancengleichheit und effektives Lernen. Tatsächlich haben digitale Medien großes Potenzial, urteilen die Studienautoren, beklagen jedoch das Defizit fundierter Wirksamkeitsstudien.
Schulen in Deutschland stehen vor mehreren Herausforderungen: „Weder besitzen sie umfangreiche Erfahrungen mit Konzepten für individualisiertes oder inklusives Lernen, noch verfügen sie über ein entsprechendes Medienkonzept.“ Weiterhin bemängeln die Autoren die unzureichende technische Ausstattung der Schulen. Optimal sei ein Rechner pro Schüler, tatsächlich kommen in der Sekundarstufe I durchschnittlich 13 Schüler auf ein Gerät (2013). In Norwegen, Dänemark und Australien teilen sich drei bis vier Schüler einen Computer.
Volle Klassen, überlastete Lehrer, Unterrichtsausfall – diese multiplen Probleme des Schulwesens können digitale Medien nicht lösen, auch nicht in der personalisierten Anwendung. Dennoch stehen sie für „einen vielversprechenden Ansatz, den zu verfolgen sich lohnen dürfte“, meinen die Autoren. Zur erfolgreichen Umsetzung empfehlen sie folgende Anstöße:
Den Autoren ist klar, dass die Einführung bzw. Stärkung digitaler Medien Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets sein sollte: Mit der Einführung der Lernwerkzeuge muss sich die Schule als Ganzes ändern, vor allem im Hinblick auf technische Infrastruktur, Support, Kooperation im Kollegium und Fortbildung.
Wayne Holmes / Stamatina Anastopoulos / Heike Schaumburg / Manolis Mavrikis, Personalisiertes Lernen mit digitalisierten Medien. Ein roter Faden. Hg: Robert Bosch Stiftung, Stuttgart 2018, 120 Seiten
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