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Lernen endet nicht mit dem täglichen Schulschluss. Erst was anschließend ohne Lehrplan geschieht, trägt auf besondere Weise zur Persönlichkeitsentwicklung bei: Musik machen, ein Computerspiel programmieren, mit Gleichaltrigen im Öko-Garten ackern. Hauptsache, ohne Notendruck und Vorgabe durch die Erwachsenen. Doch wer auf dem Land lebt, hat außer Feuerwehr und Fußballverein nicht die Riesenauswahl an entsprechenden Angeboten durch Kurse, Vereine und Initiativen. Ein Diskussionspapier des Berlin-Instituts und der Wüstenrot-Stiftung stellt interessante Beispiele außerschulischer Bildung auf dem Land vor und nennt zentrale Erfolgsbedingungen.
In ihrer Freizeit probieren junge Menschen eigene Ideen aus, entwickeln Talente und erleben Selbstwirksamkeit. Dabei geht es nicht so sehr um Wissenserwerb, sondern um Persönlichkeitsentfaltung und gesellschaftliche Teilhabe. Außerschulische Bildungsangebote sind allerdings ungleich verteilt. Während das Angebot in der Großstadt vielfältig ist, lässt es auf dem Dorf zu wünschen übrig – vor allem in Landstrichen, in denen der Supermarkt, die Schule und das Kino nur noch in der fernen Stadt zu erreichen sind. Doch schöpferische Freiräume gibt es auch auf dem Land, sie müssen nur zum Leben erweckt werden: leerstehende Ladenlokale und stillgelegte Gewerbehallen, dazu tatkräftige Eigeniniative, Unterstützung und Vernetzung.
Die Publikation des Berlin-Instituts zeigt in ausgewählten Beispielen, welches Potenzial an Kreativität und Gemeinsinn darin liegt, die Bedürfnisse junger Leute ernst zu nehmen. Häufig erfahren die Kinder und Jugendlichen Unterstützung durch engagierte Projektträger, gestalten Workshops, richten Begegnungsstätten her und organisieren Feriencamps. In vielen Fällen steuern Kooperationspartner der Region – Forschungsstätten, Verbände, Stiftungen, Sparkassen, Unternehmen – wertvolle Ressourcen bei.
Außerschulische Bildungsarbeit hängt neben der zündenden Projektidee von unterstützenden Rahmenbedingungen ab. Da A und O ist Geld in der Kasse: Grundsätzlich bieten sich Regelförderungen über die Kommune, Fördermittel von Bund und Ländern, Spenden der Bevölkerung, Zuwendungen von Stiftungen, Sponsoring von Unternehmen und Eigenerträge an. „Eine Mischfinanzierung ermöglicht mehr Unabhängigkeit von einzelnen Förderern“, empfiehlt das Diskussionspapier. Kreativität ist auch auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten gefragt. Leerstehende Gewerbehallen und Ladenlokale können temporär als „Pop-Up-Kioske“ genutzt oder ein Bauwagen als mobile Info- und Begegnungsstätte eingesetzt werden. Von zentraler Bedeutung ist, sich Akzeptanz in der Bevölkerung zu erarbeiten, indem der gemeinwohlorientierte Nutzen der Bildungsarbeit für die Region kommuniziert wird.
Außerschulisches Lernen ist mehr als schöner Zeitvertreib, machen alle zehn vorgestellten Projekte deutlich. Es gibt jungen Menschen die Chance, ihre Persönlichkeit zu entfalten. „Außerschulische Bildungsarbeit fördert das Selbstbewusstsein und die Bereitschaft zum Engagement junger Menschen, die dann Unternehmen, Vereine und die Politik vor Ort beleben. Außerdem stärken die Angebote die Verbundenheit der Jugendlichen mit der Region und wirken so der Abwanderung junger Menschen entgegen“, merken die Autor*innen an. Damit solche Entwicklungen angestoßen und dauerhaft etabliert werden, sollte die Politik bürokratische Hürden beiseite räumen, Projekte bei der Gewinnung von Fördermitteln unterstützen und den Kontakt zu Schulen, Vereinen und ehrenamtlich engagierten Bürgern vermitteln. „Sie muss verstehen, dass die Unterstützung von informellen Bildungsangeboten eine Investition in die Zukunft ist – sowohl die der jungen Menschen, als auch in jene der Gemeinde.“
Thomas Nice / Frederick Sixtus / Manuel Slupina / Catherina Hinz,
Kreativ am Nachmittag – Wie vielfältige Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche auf dem Land entstehen, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Wüstenrot Stiftung (Hgg.), Discussion Paper, Berlin 2021, 27 Seiten
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