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Eine Tatsache, die in der großen Pflege-Diskussion bisweilen in den Hintergrund gerät, nimmt das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) zum Ausgangspunkt einer neuen Untersuchung: „Pflegende Angehörige sind das Fundament des deutschen Pflegesystems.“ Ohne den immensen Beitrag von Angehörigen wäre die Versorgung kranker, älterer oder behinderter Menschen hierzulande nicht zu leisten. Und daran wird sich nichts ändern, im Gegenteil: Die demografiebedingte Alterung macht die familiäre Pflege künftig noch wichtiger. Angesichts dieser Entwicklung nimmt das DZA eine Bestandsaufnahme der Angehörigenpflege über den gesamten Lebenslauf hinweg vor.
Um den Umfang der Angehörigenpflege zu verdeutlichen, misst die Studie zwei Werte: den jeweiligen Anteil der Befragten, die mindestens eine hilfe- bedürftige Person kennen oder selbst pflegen. Demnach kennt fast ein Viertel der Befragten ab 17 Jahren (24 %) einen pflegebedürftigen Menschen, neun Prozent der Befragten pflegen selbst. In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen sind die beiden Anteilswerte 29 bzw. 13 Prozent am höchsten. Die Untersuchung zieht Daten der Innovations-Stichprobe des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP-IS) mit 3.861 Personen heran.
Die Erhebung macht klar, dass pflegende Angehörige über ihren Lebensverlauf hinweg unterschiedliche Personengruppen unterstützen:
Für Pflegende wechselt im Laufe ihres Lebens nicht nur die Gruppe von Menschen, denen sie helfen, sondern auch der Ort von Betreuung und Pflege. Es überrascht nicht, dass sie ihre Pflegeleistung über die meisten Jahre hinweg in einem anderen Privathaushalt erbringt, etwa dem der Eltern, Schwiegereltern, Verwandten und Bekannten. Erst ab 65 Jahren gewinnt das eigene Zuhause wegen der Partnerpflege den höchsten Stellenwert.
Hilfe für Menschen, die im Betreuten Wohnen, einer Altersresidenz oder einem Pflegeheim leben, werden am häufigsten von den 55- bis 64- Jährigen erbracht – wo es meist um Eltern oder Schwiegereltern geht. Nach Altersgruppen der Pflegenden gegliedert, ergibt sich folgendes Bild vom Pflegeort:
Alter | zu Hause | in einem anderen Privathaushalt | im institutionellen Wohnen |
---|---|---|---|
17-39 Jahre | 70% | 8% | 21 % |
40-54 Jahre | 33 % | 60 % | 7 % |
55-64 Jahre | 12 % | 66 % | 22 % |
älter als 65 Jahre | 48 % | 40% | 13 % |
Für die Altersgruppe der 17- bis 39-Jährigen ist der durchschnittliche tägliche Pflegeaufwand am geringsten (1,8 Std.), bei Personen ab 65 am höchsten (3,2 Std.). Dazwischen liegen die Altersgruppen 40-54 Jahre (2,8 Std.) und 55-64 Jahre (2,0 Std.) Diese Zeitunterschiede können mit dem Ort der Pflege zusammenhängen oder mit der Personengruppe, die in einer Altersphase typischerweise unterstützt wird. Eltern, die ihre eigenen Kinder pflegen, leisten mit fünf Stunden den höchsten Pflegeaufwand, was vor allem in der Altersgruppe der 40- bis 54-Jährigen zu Buche schlägt. Mit durchschnittlich vier Stunden täglich ist auch die Partnerpflege für Menschen ab 65 sehr zeitintensiv.
Angehörigenpflege wird nicht nur im engen Familienkreis geleistet, sondern darüber hinaus für Verwandte und Bekannte. Dieser große soziale Radius unterstreicht den Stellenwert der zwischenmenschlichen Unterstützung im Gesamtsystem der Hilfe, Betreuung, und Pflege. Oftmals endet diese Unterstützung auch nicht, wenn die Pflegeperson im Betreutem Wohnen oder Heim lebt.
Die Bestandsaufnahme des DZA überrascht nicht wirklich. Untersuchungen über Art und Umfang durchaus systemlogischer Hilfe für die Helfer könnten darauf aufbauen.
Ulricke Ehrlich / Nadiya Kelle, Hilfe- und Pflegetätigkeiten im Lebensverlauf: Wer pflegt, für wen, wo und wie, DZA-Fact Sheet, Berlin 2019, 9 Seiten
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