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In der Nachbarschaftshilfe, bei der Sterbebegleitung im Hospiz, im Besuchsdienst der Grünen Damen oder in der Seniorenbetreuung der Kirchengemeinden: Freiwillige Helfer*innen leisten unverzichtbare Dienste im Pflegebereich. Gut eine halbe Million Ehrenamtliche beteiligen sich daran – mit hohem Zeitaufwand. Eine aktuelle Bestandaufnahme des Zentrums für Altersfragen (DZA) schaut genauer hin: Wer engagiert sich freiwillig in der Pflege, wie zufrieden sind die Aktiven mit ihrer Arbeit?
Meist richtet sich die Aufmerksamkeit auf den großen Kreis pflegender Angehöriger und Bekannter in privaten Haushalten (laut Pflegereport rund 2,5 Mio.), oft unterstützt im Rahmen von Hilfearrangements durch ambulante Pflegeprofis. Freiwillige Helfer*innen hingegen unterstützen hilfe- und pflegebedürftige Menschen außerhalb ihrer eigenen Familie, sind im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich tätig. Sie „erbringen Leistungen, die Hauptamtliche aufgrund von zeitlichen und finanziellen Restriktionen nicht bieten können.“ Allerdings dürften diese motivierten Menschen nicht als Ersatz für professionelle Pflegeleistungen verplant werden, warnt die DZA-Expertise.
Knapp zwei Prozent – rund eine halbe Million – aller hierzulande Engagierten kümmert sich speziell um Hilfe- und Pflegebedürftige im Gesundheitsbereich, konstatiert der vorliegende DZA-Report auf Datenbasis des Deutschen Freiwilligensurveys (2014). Rund zwei Drittel (65,3 %) sind Frauen – deutlich mehr als bei der Gesamtheit aller Engagierten hierzulande (48,1 %). Auch die Altersstruktur der im Pflegebereich engagierten Menschen unterscheidet sich von der Altersstruktur der sonstigen Freiwilligen, besagt die vorliegende Publikation. Jüngere Personen zwischen 14 und 29 Jahren (mit 29,4 %) und ältere Menschen zwischen 50 und 64 (mit 30,3 %) sind im Pflegebereich häufiger aktiv als in der Gruppe der anderweitig Freiwilligen.
Wer sich freiwillig für pflegebedürftige Menschen einsetzt, tut das mit einem hohen zeitlichen Einsatz von durchschnittlich 9,7 Stunden pro Woche, anderweitig Engagierte in ihrem Bereich lediglich mit 4 Wochenstunden. „Der Unterschied im Zeitaufwand ist statistisch signifikant“, heißt es in der DZA-Publikation.
Die Möglichkeiten zur Mitsprache bewerten die in der Pflege Engagierten weniger gut (67,1 %) als sonstige Freiwillige (77,1 %), bei der Mitsprache steht es 15,2 zu 4 Prozent „schlecht oder sehr schlecht“. Entsprechend äußern Engagierte in der Pflege auch deutlich häufiger Verbesserungsbedarfe für ihre Arbeit:
Die Befragten wünschen sich von den Organisationen, in denen sie sich engagieren, mehr fachliche Unterstützung (63,4 %) und bessere Weiterbildung (60,9 %). Auch die Anerkennung durch hauptamtliche Kräfte wird von ihnen öfter gewünscht (54,3 %). Weitere Wünsche sind die Bereitstellung von Räumen und Ausstattung, unbürokratische Kostenerstattung, mehr Anerkennung auf der Basis erworbener Zeugnisse und eine finanzielle Vergütung.
Von Staat und Gesellschaft erwarten die Freiwilligen vor allem mehr professionelle Beratung (76,5 %) und eine bessere Vereinbarkeit ihres Ehrenamts mit dem Beruf (71,1 %). Wichtig ist ihnen auch die Anerkennung als Praktikum und die Absicherung durch eine Haftpflicht-Unfallversicherung.
Freiwillige, die sich für hilfe- und pflegebedürftige Menschen einsetzen, scheinen von besonderer Motivation und Hilfsbereitschaft erfüllt zu sein. In bestimmten Altersgruppen sind sie besonders häufig vertreten – mit überdurchschnittlich hohem Zeitaufwand. So wie im familiären Umfeld nehmen sich Frauen auch überproportional oft der Betreuung von hilfe- und pflegebedürftigen Personen in außerfamiliären Initiativen an. Sowohl freiwillig Engagierte als auch pflegende Angehörige schultern in der Gesundheitsversorgung große Verantwortung und werden daher in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger. „Gerade deshalb ist es wichtig, gute Rahmenbedingungen für das pflegerische Engagement zu schaffen“, legt der ZAV-Report nahe.
Julia Simonson, Freiwilliges Engagement für hilfe- und pflegebedürftige Menschen im Gesundheitsbereich. DZA-Fact Sheet, Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hg.), Berlin 2020, 11 Seiten
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