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Sie tun etwas, womit sie nichts verdienen. Dennoch zahlt es sich für alle aus: für sie selbst, für Bedürftige, das Gemeinwesen – und die Caritas. 356.000 Freiwillige waren 25 Millionen Stunden in deren Einrichtungen und Diensten im Einsatz (2017). Eine aktuelle Studie der Katholischen Hochschule Freiburg ermittelte im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes (DCV) Umfang und Strukturen des Freiwilligen-Engagements. Besondere Aufmerksamkeit gilt Formen neuen Engagements, die sich spontan, projektbezogen und individualistisch äußern.
Die Studie beleuchtet die Arbeit der Ehrenamtlichen in rund 24.000 Einrichtungen und Diensten der Caritas, 2.500 Verbandsorganen (Vorstand, Geschäftsführung) und 305 caritativen Initiativen der Orts- und Kreisverbände bzw. der Caritasregionen (Aktivitäten von katholischen Pfarrgemeinden, Kreuzbund). Sie basiert auf einer Online-Erhebung im Herbst 2017 und adressiert im Unterschied zur häufig zitierten Allensbach-Befragung von 2006 nicht die Freiwilligen selbst, sondern die Institutionen. Die Analyse wird durch eine ausführliche Stellungnahme des DCV-Vorstands ergänzt.
Freiwillige bei der Caritas sind mehrheitlich katholisch (75 %), weiblich (74 %) und deutsche Staatsangehörige (93 %); die Hälfte ist zwischen 50 und bis 74 Jahre alt, analysiert die Studie. Im Durchschnitt waren 14 Ehrenamtliche in einer Einrichtung oder einem Dienst tätig. Von den genannten 24 Millionen Einsatzstunden entfielen 22 Millionen Stunden auf regelmäßig tätige Ehrenamtliche, zwei Millionen Stunden auf projektbezogen Tätige und knapp 100.000 Stunden auf einmalig Tätige. Jeder Ehrenamtliche war im Durchschnitt sechs Stunden im Monat im Einsatz.
Die Fachbereiche mit absolut gesehen den meisten Ehrenamtlichen sind die Kinder- und Jugendhilfe (111.300) und die Altenhilfe (68.500). Der Anteil des Arbeitsvolumens Ehrenamtlicher am gesamten Arbeitsvolumen ist je nach Fachbereich sehr unterschiedlich. Er ist in der Behindertenhilfe, Gesundheitshilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Altenhilfe mit weniger als jeweils fünf Prozent gering. In den Migrationsdiensten hingegen lag der Anteil bei fast 50 Prozent, in der Weiteren sozialen Hilfe bei fast 20 Prozent und in der Familienhilfe bei zwölf Prozent.
Die sogenannte Flüchtlingskrise 2015 verschaffte der projektbezogenen Soforthilfe in bis dahin unbekannter Weise Aufmerksamkeit. Die ehrenamtlichen Helfer packten hochmotiviert und unter teils großem persönlichen Aufwand an, in vielen Fällen wurde die Nothilfe zu einer bis heute fortwirkenden persönlichen Integrationshilfe. Allerdings wollten viel Bürger vorzugsweise unabhängig bleiben und sich nicht von einer Organisation vereinnahmen lassen. „Vielen ist es wichtig, im Stillen, ohne institutionelle Bindung, zu wirken. Solches ,Mikro-Engagement’, verstanden als alltägliches, gemeinwohlorientiertes, sozialraumnahes und nachbarschaftliches Engagement, rückt zunehmend in den Mittelpunkt“, schreibt der DCV in seiner Stellungnahme.
Hoher Stellenwert gilt der Frage, wie das riesige Potenzial bürgerschaftlichen Engagements unterstützt, gebündelt und Nutzen stiftend mit den Ressourcen der verbandlichen Caritas verzahnt werden kann. Anders gefragt: „Wo und wie kann die Caritas noch stärker als ,Raum der Ermöglichung’ für freiwilliges Engagement wirken?“ Einige Antworten aus dem Zehn-Punkte-Katalog des DCV sehen Folgendes vor:
Studie und DCV-Stellungnahme liefern einen gründlichen Befund der traditionellen und neuen Freiwilligenarbeit in und neben der Caritas. Weil dabei zentrale Aspekte des Ehrenamt-Managements aufgegriffen und zukunftsweisende Lösungsansätze präsentiert werden, dürfte die Publikation für viele Organisationen der Sozialwirtschaft, für Vereine und bürgerschaftliche Initiativen von hohem Erkenntniswert sein.
Martin Becker / Jürgen Spiegel, Erhebung zum caritativen ehrenamtlichen Engagement in der Caritas. Mit einer Stellungnahme des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg 2018, 179 Seiten, Download
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